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Warum missbrauchen so viele Musiker Drogen?

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Warum missbrauchen so viele Musiker Drogen?

Elvis Presley war tablettenabhängig, bevor er am 16.08.1977 tot in seiner Luxusvilla gefunden wurde. Grunge-Legende Kurt Cobain spritze sich Heroin, bevor er sich mit einer Schrotflinte in den Kopf schoss. Liegt es nur am allseits bekannten Motto „Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll“ oder steckt mehr hinter dem Drogenproblem der Musikszene?

1. Drogen als Mittel gegen Lampenfieber: der Fall Taylor Hawkins

Profimusiker sein gehört zu den härtesten Berufen. Auch Musiker, die seit Jahrzehnten professionell auf der Bühne stehen, können immer noch an schwerem Lampenfieber leiden. Ein tragisches Beispiel war Foo-Fighters-Schlagzeuger Oliver Taylor Hawkins. Er wurde am 25. März 2022 mit Spuren von Heroin, Marihuana und Antidepressiva im Blut tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden.

Hawkins litt bekanntermaßen an schrecklichem Lampenfieber vor jedem Auftritt – und versuchte, dieses regelmäßig mit weichen und harten Drogen zu bekämpfen.

2. Drogen als Mittel gegen Monotonie auf Tournee: Dave Gahan, Keith Moon und Co.

Auch Tourneen gehören zum Beruf von Profimusikern. Allerdings werden Profis im Showgeschäft hier mit einer komplett anderen Realität konfrontiert, als auf der Bühne oder bei den Aufnahmen im Studio. Nur wenige Musiker schaffen es, im Tourbus oder im Hotelzimmer kreativ zu sein. Genauso schwierig ist es, das endlose Pendeln von Bühne zu Bühne und von Stadt zu Stadt als Inspiration für neues Material zu nutzen. Auch jeden Abend die gleichen Songs spielen zu müssen, empfinden vor allem Musiker am Beginn ihrer Karriere als belastend.

Weil auf diese Weise schnell Frust und Zwistigkeiten zwischen Bandmitgliedern entstehen können, ist die Versuchung groß, mithilfe von Drogen die Monotonie auf Tour zu überbrücken. Dave Gahan, Sänger von Depeche Mode, gibt offen zu, dass seine Heroinsucht auf Tournee begann. Zu den skurrilsten Auswüchsen von Drogenmissbrauch auf Tournee gehört fraglos der Auftritt von The Who am 20. November 1973. Hier ließ sich der exzentrische Schlagzeuger Keith Moon ein Betäubungsmittel für Pferde verabreichen.

Warum nehmen so viele Musiker Drogen? Vier bekannte Persönlichkeiten an einer Bushaltestelle
Foto: Pixabay / coombesy

Eigentlich möchten Künstler immer kreativ sein – aber auf Tournee oder außerhalb des Studios kann das oft schwierig sein.

3. Drogen zur Verbesserung der Leistung auf der Bühne: Charlie Parker, Miles Davis, Elvis Aaaron Presley und Co.

Wer als Profi anspruchsvolle Musik spielt, möchte, dass bei jedem Auftritt jeder einzelne Ton sitzt. Da aber auch Musiker nur Menschen sind, kann ein solcher Wunsch praktisch nicht in Erfüllung gehen. Manche sensiblen Talente können damit umgehen – andere nicht.

Die von musikalischen Höchstleistungen angetriebene Jazz-Szene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte ein massives Drogenproblem. Zahlreiche bekannte Musiker spielten praktisch jeden Auftritt unter Heroin-Einfluss. Die angeblich positiven Einflüsse der Droge auf ihr Spiel erkauften sich jedoch viele von ihnen mit desaströsen Auswirkungen auf ihre Gesundheit und einen vorzeitigen Tod. Beispiele dafür sind etwa Legenden wie Charlie Parker, Miles Davis und Chet Baker.

Der anstrengende Arbeitsalltag von Elvis Presley trieb den „King“ in die Tablettensucht

Dem King of Rock ‘n’ Roll wurden die hohen Ansprüche zum Verhängnis, die dessen Manager Tom „Colonel“ Parker an ihn stellte. Von 1969 bis Juni 1977 trat Elvis im Durchschnitt jeden zweiten Tag auf und lieferte für die Plattenfirma RCA drei Alben pro Jahr ab.

Anfang der 1970er-Jahre begann Elvis, morgens Amphetamine zu nehmen, um in Schwung zu kommen. Abends nahm er Narkotika und Betäubungsmittel, um sich zu entspannen und schlafen zu können. Insgesamt konsumierte Elvis unter anderem:

  • Adderall, scherzhaft bezeichnet als „Speed auf Rezept“, ein Amphetamin enthaltendes Medikament zur Behandlung von ADHS.
  • Bipethamin, ein weiteres anregend wirkendes Mittel zur Behandlung von ADHS.
  • Dexamfetamin, ein Diätmittel mit anregender Wirkung.
  • Dilaudid, ein starkes Betäubungsmittel.
  • Eskatrol, ein weiteres Diätmittel auf Amphetamin-Basis.
  • Ethchlorvynol, ein Schlafmittel.
  • Oxycodon, ein Schmerzmittel für starke bis stärkste Schmerzen.

Elvis führte angeblich auf Reisen immer drei Koffer mit sich, um seine Tabletten aufzubewahren. Als Presley am 16.08.1977 tot in seiner Luxusvilla „Graceland“ aufgefunden wurde, ermittelte eine Autopsie elf verschiedene chemische Substanzen in seinem Blut.

Warum nehmen so viele Musiker Drogen? Elvis’ Anwesen in Graceland
Foto: Pixabay / David Mark

Elvis Presley starb im Badezimmer seines Anwesens „Graceland“ in Memphis, Tennessee.

4. Drogen als Hilfe zum Umgang mit dem Ruhm: Kurt Cobain, Amy Winehouse und Co.

Nach dem Aufstieg zum Star kommt oft alles ganz anders als gedacht und die lange ersehnte Profi-Karriere sorgt für Frust und Tristesse. Wer es zum bekannten Musiker bringt, darf sich nicht immer musikalisch so ausleben, wie er möchte. Wer einen weltweiten Hit hat, wird oft jahrelang mit ihm in Verbindung gebracht und muss ihn jeden Abend spielen – ob ihm danach ist, oder nicht.

Wer sich musikalisch weiterentwickeln möchte, stößt oft auf das Unverständnis der Kritiker. Und wer seinen Fans kaum noch aus dem Weg gehen kann, hat oft kaum noch Privatsphäre. Für sensible Künstlernaturen ist das Tortur – und führt häufig zur Flucht in den Drogenmissbrauch. Stars wie Kurt Cobain, Roy Black und Amy Winehouse gehören zu den bekanntesten Beispielen.

5. Drogen als Mittel für mehr Kreativität: Lennon, McCartney und Co.

Viele Songwriter kennen folgenden Spruch in verschiedenen Abwandlungen: Für das erste Album hat man 20 Jahre Zeit. Für das zweite nicht mal zwei. Kreativität lässt sich nicht erzwingen. Und ohne Musenkuss gutes neues Material zu schaffen, gelingt nur entweder hartgesottenen Profis oder absoluten Ausnahmegenies. Vor allem für junge Musiker können Schreibblockaden verheerend sein.

Die Idee, dass Bewusstseinserweiterung durch Drogen kreativer macht, ist beinahe so alt wie die Geschichte der Kreativität selbst. Die legendären Beatles machen heutzutage keinen Hehl daraus, dass manche ihrer Songs von Drogen inspiriert worden sind. Allerdings kam die erfolgreichste Band aller Zeiten für den Großteil ihrer Diskographie von 13 Alben ohne bewusstseinserweiternde Substanzen aus. Wer spürt, dass er ohne Drogeneinfluss nicht mehr kreativ sein kann, sollte daher ein paar Dinge überdenken.

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