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Ständiges Aufschieben: Morgen, morgen, nur nicht heute

Foto: iStock / Baton72

Ständiges Aufschieben: morgen, morgen, nur nicht heute

Fast jeder Mensch schiebt unangenehme oder lästige Dinge manchmal auf die lange Bank. Doch das ewige Aufschieben, medizinisch Prokrastination genannt, kann auch zu einer psychischen Störung werden.

Unangenehme Dinge vor sich herschieben – das kennt fast jeder. Sei es die Steuererklärung, der längst fällige Zahnarztbesuch oder die Hausarbeit für das Studium: Viele Menschen schieben Dinge vor sich her, so lange es geht. Doch Prokrastination kann auch zu einem ernsthaften Problem werden – und aus einem etwas zaghaften Menschen wird schnell jemand, der wichtige Dinge im Leben nicht mehr schafft und sich und anderen schadet.

Mittlerweile haben erste Studien Prokrastination untersucht. Etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung, schätzt der US-amerikanische Forscher Joe Ferrari, sind von einer ausgeprägten Aufschieberitis betroffen. Viele Menschen aber nehmen das Problem nicht ernst. Gerade weil jeder schon mal etwas Unangenehmes aufgeschoben haben, halten sie ihr Verhalten für normal – oder eben schlicht für Faulheit. Manche stilisieren das ewige Aufschieben sogar zu einem Lebensstil, kokettieren mit ihrem Müßiggang und In-den-Tag-hineinleben. Deshalb erkennen viele Betroffenen erst viel zu spät, dass sie eigentlich Hilfe brauchen.

Individuelle Therapieansätze helfen

Warum jemand unter Prokrastination leidet, kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Der eine setzt sich zu hohe Maßstäbe und scheitert an seinem eigenen Perfektionismus. Ein anderer hat das Gefühl, den Erwartungen seiner Umwelt nicht gerecht werden zu können. Wieder andere haben Angst, bewertet zu werden. Und immer wieder fällt es Betroffenen schwer, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Sie finden jeden Tag hundert Dinge, die ihnen wichtiger erscheinen als das, was sie eigentlich tun sollten – zum Beispiel, die Wohnung zu putzen, statt die längst fällige Hausarbeit zu tippen.

Doch Sprüche wie „Fang einfach an“ helfen den Betroffenen nicht weiter. Sie brauchen Hilfe von außen, um ihre unerledigten Aufgaben Schritt für Schritt anzugehen. Und sie müssen die Ursachen für ihr Aufschieben herausfinden. Erst dann kann der Teufelskreis mit einer geeigneten Therapie durchbrochen werden.

Fünf Tipps für notorische Aufschieber

  1. Machen Sie sich bewusst, warum Sie etwas aufschieben. Stress, Überforderung und Versagensängste können häufige Gründe sein. Wenn Sie die Gründe kennen, können Sie Strategien entwickeln, um Ihre Neigung zum Aufschieben zu überwinden.
  2. Teilen Sie große Aufgaben in kleinere, erreichbare Ziele auf und beginnen Sie frühzeitig mit den ersten Schritten.
  3. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Arbeitsumgebung frei von Ablenkungen ist und dass Sie alle Hilfsmittel zur Verfügung haben, um Ihre Aufgabe zu erledigen.
  4. Belohnen Sie sich, wenn Sie einen Schritt weitergekommen sind. Das hilft Ihnen, motiviert zu bleiben und bringt Sie langfristig schneller ans Ziel.
  5. Sie müssen die Aufgabe nicht perfekt erledigen. Perfektion ist ein unerreichbares Ziel. Viel wichtiger ist es, Ihre Aufgabe zu Ende zu bringen.
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