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Panzer vorwärts Marsch! So fährt man einen Leopard 2 Kampfpanzer

Foto: KMW

Panzer vorwärts Marsch! So fährt man einen Leopard-2-Kampfpanzer

Es ist beschlossene Sache: Deutschland wird 14 Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefern. Wir wollten wissen: Kann ein Laie so einen Koloss fahren? Unsere Reporterin Anna Vogt hat eine Panzerfahrschule besucht. Ihre Mission: In nur einem Tag lernen, einen Leopard-2-Panzer zu fahren.

Seit über 300 Tagen herrscht bereits Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Aktuell ist die Lage an der Front festgefahren. Um die feindlichen Stellungen zu durchbrechen, forderte Wolodymyr Selenskyj wiederholt auch Deutschland dazu auf, Kampfpanzer zur Verteidigung zu liefern.

Insgesamt benötige die Ukraine mehr als 300 westliche Kampfpanzer. Diese gelten den russischen Panzern als technisch überlegen. Nun hat Bundeskanzler Olaf Scholz zugestimmt, 14 Panzer aus der Serie Leopard 2 in die Ukraine zu liefern.

Diese Aufgabe haben Kampfpanzer

Generell unterscheidet man u. a. zwischen Spähpanzern, Schützenpanzern, Flugabwehrpanzern, Transportpanzern und Bergepanzern. Der größte Koloss unter ihnen ist der Kampfpanzer mit Kettenantrieb und großer Kanone. Im Krieg bilden Kampfpanzer das Rückgrat der Streitkräfte und werden im offenen Gelände eingesetzt. Sie können sowohl zum Angriff, zur Verzögerung als auch zur Verteidigung eingesetzt werden. Ihre Stärke liegt in ihrer Durchsetzungsfähigkeit und Beweglichkeit. Ihre Aufgabe: feindliche Panzer zu beschießen und die Infanterie zu unterstützen.

Bekannte Kampfpanzer sind: Leopard 2 (Deutschland), Challenger 2 (Großbritannien) , M1 Abrams (USA), Leclerc (Frankreich). 

Leopard, Marder & Co.

Die Panzer der Bundeswehr werden nach Tieren benannt, deren Eigenschaften sie teilen. Der Leopard gilt als „Raubtier auf Ketten“, der Marder als besonders flexibel. Der Brückenlegepanzer wurde naheliegend Biber getauft und der Wiesel genannte Panzer ist besonders flink.

Made in Germany

Seit über 40 Jahren produziert das deutsche Unternehmen Krauss Maffei den Platzhirsch unter den Kampfpanzern. Auf den Leopard 1 folgte der Leopard 2, dessen neueste Weiterentwicklung der 2 A7 ist. Unsere Reporterin hat einen Tag lang die Panzerfahrschule der Bundeswehr im Ausbildungszentrum Munster besucht. Kann auch ein Laie einen Leopard 2 A6 fahren? Mehr dazu im Video weiter unten.

Panzer vorwärts Marsch! So fährt man einen Leopard 2 Kampfpanzer
Foto: KMW

Der Leopard 2 A6 – Daten im Überblick:

  • Gewicht: 55 Tonnen
  • Höhe: 2,64 Meter
  • Länge: max. 10,97 Meter
  • Breite: max. 4 Meter
  • Motorleistung: 1500 PS
  • Geschwindigkeit max. 70 km/h
  • Besatzung: 4 Soldaten (Fahrer, Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze)
  • Hauptwaffe: 120-mm-Kanone

Wissenswertes rund um den Leopard-2-Kampfpanzer

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Der Leopard-2-Kampfpanzer

Die Panzerfahrschule: Wie fährt man einen Leopard-2-Kampfpanzer?

Die Spezialanfertigung des Schulungspanzers Leopard basiert auf der des Leopard 2 A4. Der untere Teil stimmt eins zu eins mit einem Leopard-2-A6-Panzer überein. Oben befindet sich eine zusätzliche Kanzel, das Kontrollzentrum für den Fahrlehrer. Sie ist ausgestattet mit einem Bremspedal, Gaspedal, einem zweiten Lenkrad und einer Schaltung für den Fahrlehrer. Auch ein Antigaspedal ist vorhanden, um in bestimmten Situationen das Gas des Kraftfahrers zurücknehmen zu können. Und natürlich eine Kanonenattrappe von 9,50 Meter Länge.

Alles beginnt mit der Theorie

Wie in jeder Fahrschule startet auch der Unterricht unserer Reporterin mit der Theorie. An einem offenen Modell übt sie das Einsteigen und lernt die Grundausstattung des Panzers kennen. Wo befindet sich die Bremse? Wie funktioniert die Schaltung? Und warum wird mit dem linken Fuß meist nur der Scheibenwischanlage bedient?

Das Lenkrad des Panzers lässt sich im Gegensatz zum Auto nur bis 90 Grad drehen. Damit liegt der engste Kurvenradius bei 7 Metern. Bei einer Breite von 4 Metern beachtlich. Neben der Rückwärts-, Vorwärts- und Leerlaufeinstellung hat das Automatikgetriebe aber noch einen Trick auf Lager: die 360-Grad-Wendung.

Der Leopard 2 als wendige Kampfmaschine

Und die funktioniert so: Der Antrieb, ein Hochleistungsdieselmotor, sitzt hinten und treibt die Kette über zwei Antriebskränze an. Beim Wenden auf der Hochachse drehen sich die Ketten gegenläufig. Hierbei kann sich der Turm, auf dem die Kanone sitzt, vollkommen unabhängig davon bewegen. Das heißt: Egal, in welche Richtung der Panzer fährt, bleibt die Kanone immer auf ihr Ziel gerichtet.

Seine extreme Geländegängigkeit beweist der Leopard 2 A6, indem er massive Hindernisse von bis 1,10 Meter mit Leichtigkeit überwindet. Dank eines Unterwasserfahrschachtes auf der Einstiegsluke kann der Kampfpanzer auch Gewässer bis vier Meter Tiefe durchfahren.

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So fährt man einen Leopard-2-Kampfpanzer

Klar zum Gefecht

Die Besatzung besteht aus vier Soldaten: Ganz vorne sitzt der Fahrer, rechts im Turm der Kommandant, davor sitzend der Richtschütze und links der Ladeschütze. Hinter ihnen lagern in einer gesicherten Kammer die Panzergranaten. Beim Schießen signalisiert der Kommandant mit der roten Flagge, dass der Panzer „klar zum Gefecht“ ist. Das Ziel wird anvisiert. Ein Laser errechnet die Entfernung. Sogar bei Nacht lassen sich dank Wärmebildkamera kleinste Wärmequellen klar erkennen.

Eine eingespielte Besatzung braucht für das Nachladen bis zum Folgeschuss nur 4 bis 6 Sekunden. Ausgestattet mit modernster Kampftechnik trifft der Leopard 2 A6 bei voller Fahrt jedes Ziel auf zwei bis drei Kilometern Entfernung. Mit 2000 Meter pro Sekunde verlässt das Geschoß die Mündung. Mit seinen 1500 PS und maximal 70 km/h ist der er extrem beweglich.

Die Besatzung selbst ist durch eine Verbundpanzerung bestmöglich geschützt. Die Panzerungsmodule bestehen aus mehreren Lagen Stahl und verschiedenen anderen Werkstoffen.

Die erste Fahrt im Simulator

Nach der Einführung geht es für unsere Reporterin Anna nun in den Simulator in dem Panzerfahrschüler regulär 10 Stunden absolvieren. So viel Zeit hat unsere Reporterin nicht. Sie nimmt in der kleinen Kapsel Platz, die auf modernsten Hydraulik-Pumpen steht und durch ein ausgefeiltes Computerprogramm jedes erdenkliche Szenario nachstellen kann. Über drei Monitore schaut unsere Reporterin auf eine virtuelle Straße und virtuelles Gelände. Die kleinste Lenkbewegung und der Panzer reagiert sofort.

Auch das Fahren „unter Luke“ wird geübt, hierbei müssen die Fußbewegungen und Handgriffe nahezu blind stattfinden. Anna kann sich jetzt nur noch über drei Winkelspiegel mit einer Sicht von 120 Grad nach vorne orientieren. Das Sichtfeld birgt Tücken, denn erst ab 10 Metern vor dem Panzer kann unsere Reporterin die Straße sehen – der Teil dazwischen wird durch die Panzerfront verdeckt.

Panzerfahrschule: Kann ein Laie einen Panzer fahren?
Foto: Welt der Wunder

Panzer vorwärts Marsch!

Nach einem halben Tag ist es endlich so weit, es folgt die Praxis. Gemeinsam mit Ausbilder Hauptfeldwebel Mario Martin darf unsere Reporterin Anna Vogt nun den Fahrtwind spüren.

Neben einer Vollbremsung bei Tempo 50 wird auch das Wenden auf der Hochachse geübt. Hierzu muss der Panzer zunächst langsam zum Stehen kommen. Das Ganze entpuppt sich als gar nicht so einfach, da die Kanonenattrappe leicht schräg abgebracht ist und unsere Reporterin bei der 180-Grad-Wendung leicht irritiert.

Zum Abschluss geht es dann ins Gelände, wo jede Menge Matsch und unwegsames Gelände auf Anna warten. Wie unsere Reporterin den Tag in der Fahrschule der Bundeswehr gemeistert hat, sehen Sie in voller Länge in unserem Video.

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