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Lichtverschmutzung stört den Biorhythmus der Natur. Das Lichtermeer einer Stadt von oben.

Foto: Envato / Twenty20photos

Lichtverschmutzung: Wenn die Städte niemals schlafen

Lichtverschmutzung – auch Lichtsmog genannt – sorgt in Städten und Metropolgebieten für immer hellere Nächte. Was malerisch aussieht, stört den Biorhythmus der Natur. Sowohl für Tiere und Pflanzen als auch für den Menschen hat das schwerwiegende Konsequenzen.

Inhalt

So beeinflusst Lichtverschmutzung die Umwelt

Im Laufe der Evolution hat sich die Natur an den ständigen Wechsel von Tag und Nacht angepasst. Die immer heller und zahlreicher werdende Beleuchtung in modernen Städten sorgt jedoch dafür, dass sich Tag und Nacht immer ähnlicher werden.

Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf den Menschen

Zu viel künstliches Licht unterdrückt die Produktion von Melatonin. Dieses Hormon regelt die innere Uhr des Menschen. Wird Melatonin ausgeschüttet, versetzt es den menschlichen Körper in einen Ruhezustand, der ihn bei der Regeneration unterstützt. Zu viel Licht in der Umgebung unterdrückt dagegen die Bildung von Melatonin und führt zu Schlaflosigkeit – der Organismus kommt nicht zur Ruhe und wird bei der Regeneration behindert.

Auf lange Sicht kann ein gestörter Schlafrhythmus zu Diabetes, Fettleibigkeit und Bluthochdruck führen. Manche Forscher bringen zu viel nächtliche Beleuchtung mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung, da durch den Mangel an Melatonin der Östrogenspiegel steigt.

Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Vögel

Experten vermuten, dass Kunstlicht durch die entstehende magnetische Strahlung das Orientierungsvermögen von Zugvögeln beeinträchtigt. Zudem wirken helle Lichter auf Vogelschwärme oft anziehend. Dementsprechend werden Leuchttürme, beleuchtete Hochhäuser und hohe Brücken immer wieder zur tödlichen Falle für Vogelschwärme.

Zudem sorgen helle Nächte auch bei vielen Vogelarten für eine gestörte Ausschüttung von Melatonin und somit für einen veränderten Schlafrhythmus. Außerdem reduzieren Vögel üblicherweise nachts ihre Körpertemperatur und ihre Stoffwechselaktivität. Im Winter gehört dies zu ihren wichtigsten Überlebensstrategien. Sind die Winternächte kalt und hell, hindert dies den Stoffwechsel der Vögel am Verlangsamen, was für sie tödlich sein kann.

Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Insekten

Viele nachtaktive Insekten haben extrem feine Sinne und orientieren sich am Licht der Sterne und des Mondes. Künstliche Lichtquellen wirken auf nachtaktive Insekten extrem desorientierend. Viele von ihnen umkreisen daher helle Laternen und Lampen, bis sie völlig erschöpft sind – oder ihnen der Kontakt mit den heißen Leuchtmitteln das Leben kostet.

Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Pflanzen

Unter der Gefährdung nachtaktiver Insekten durch Kunstlicht leiden auch Pflanzen – sie haben weniger Chancen, bestäubt zu werden und sich fortzupflanzen. Darüber hinaus hat Kunstlicht negative Auswirkungen auf den natürlichen Wachstumszyklus vieler Pflanzenarten.

Pflanzen sind wie Tiere auf den Wechsel zwischen Tag und Nacht angewiesen. Bäume reagieren auf zu helle Nächte dadurch, dass sie früher Blätter bekommen und diese später abwerfen. Sie müssen somit viel mehr Energie aufwenden, was ihre Lebensdauer verkürzt.

Wie entsteht Licht?

Licht ist elektromagnetische Strahlung, die von einer Lichtquelle ausgeht. Sie besteht aus elektromagnetischen Wellen. Die Länge dieser Wellen wird in Nanometer (nm) gemessen. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter.

Treffen diese Wellen auf die Netzhaut, lösen sie einen Farbeindruck aus. Für das menschliche Auge ist allerdings nur die Wellenlänge zwischen 380 und 780 nm sichtbar. Licht mit der Wellenlänge 380 nm empfinden wir als Violett. Licht mit 750 nm als Rot. Dazwischen liegen Farben wie Blau, Grün, Gelb und Orange.

Unterhalb und oberhalb dieses Spektrums liegt Licht, das Menschen nicht wahrnehmen können. Ultraviolettes Licht hat eine Wellenlänge von unter 400 nm, infrarotes Licht dagegen eine Wellenlänge von mehr als 700 nm.

Fallen alle Farben des sichtbaren Farbspektrums gemeinsam auf die Netzhaut, entsteht der Eindruck von weißem Licht.

Die wichtigsten Maßeinheiten für Licht

Candela, abgekürzt cd

Dieser Wert gibt an, wie viel Licht ein gebündelter Lichtstrahl enthält. Candela bedeutet auf lateinisch Kerze. 1 Candela entspricht etwa der Helligkeit einer einzelnen Kerze. Lichtverschmutzung wird generell in Candela gemessen.

Lumen, abgekürzt lm

Dieser Wert beschreibt die sichtbare Lichtmenge, die von einer Lichtquelle erzeugt wird. Die Stärke von Glühbirnen wird üblicherweise in Lumen gemessen.

Lux, abgekürzt lx

Dieser Wert beschreibt die Ausleuchtung eines Bereichs durch eine Lichtquelle. 1 Lux ist die erzeugte Lichtintensität, wenn Licht mit einer Helligkeit von 1 Lumen gleichmäßig über einen Bereich von 1 m² verteilt wird.

Candela und Lumen – was ist der Unterschied?

Candela und Lumen unterscheiden sich in erster Linie in Bezug auf die Ausbreitung des Lichts. Je mehr Lumen eine Lichtquelle hat, desto größer ist der von ihr erhellte Bereich. Candela beschreibt dagegen die in eine Richtung gebündelte Lichtstärke.

Ein ideales Beispiel für den Unterschied zwischen Candela und Lumen sind Laserpointer. Diese haben generell einen niedrigen Lumen-Wert, weil sie die Umgebung wenig erhellen. Ihr Candela-Wert ist dagegen sehr hoch, da sie einen gebündelten Lichtstrahl erzeugen, der einen weiten Weg zurücklegen kann.

So funktioniert Farbtemperatur

Weißes Licht kann in verschiedenen Farbtemperaturen erzeugt werden. Diese Temperatur wird in Kelvin (K) gemessen. Gängige Farbtemperaturen sind:

  • 6600 K: Kaltweiß – für besonders gute Sicht
  • 4000 K: helles Weiß – für Büros und Schulen
  • 3000 K: Warmweiß – für Geschäfte und Empfangshallen
  • 2700 K: sehr warmes Weiß – für eine gemütliche Atmosphäre zu Hause
  • 2200 K: Flammenweiß – ähnelt Kerzenlicht, optimal als Stimmungslicht in Restaurants und im Schlafzimmer

Diese Maßnahmen beugen Lichtverschmutzung vor

  • Bewegungsmelder sorgen dafür, dass Licht nachts nur brennt, wenn es wirklich benötigt wird.
  • Präzise Lichtlenkung vermeidet, dass Licht in den Himmel abgegeben wird.
  • Lichtquellen sollten nur so hell sein, wie nötig.
  • Weißlicht streut durch seinen hohen Blauanteil besonders stark. Verwenden Sie stattdessen warmweißes Licht mit einem niedrigen Blauanteil. Optimal ist eine Farbtemperatur von maximal 3000 Kelvin.

Lichtverschmutzung in Zahlen und Fakten

  • Moskau ist die Stadt mit der höchsten Lichtverschmutzung weltweit.
  • Mehr als 80 Prozent der Erdbevölkerung leben in lichtverschmutzten Umgebungen.
  • Aufgrund der Lichtverschmutzung ist die Milchstraße inzwischen für ein Drittel der Weltbevölkerung unsichtbar.
  • Die globale Lichtverschmutzung ist von 1992 bis 2017 um 49 Prozent gestiegen.
  • Experten schätzen den jährlichen Zuwachs an Lichtverschmutzung auf 6 Prozent.
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