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Warum der Mensch keine Gänsehaut mehr braucht

Foto: Pixabay / physicsgirl

Warum der Mensch keine Gänsehaut mehr braucht

Ein Rudiment ist ein Organ oder Verhalten bei Mensch und Tier, das im Laufe der Evolution nutzlos geworden ist. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Gänsehaut. Sie besaß zuletzt eine wichtige Funktion, als der Mensch noch ein Fell hatte.

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Warum der Mensch keine Gänsehaut mehr braucht

Gänsehaut hat nur bei fellbedeckter Haut einen Nutzen

Die Gänsehaut wird in der Fachsprache Piloerektion genannt. Sie ist eine Reaktion des sympathischen Nervensystems, bei der sich die Muskeln der Haarfollikel zusammenziehen. Dadurch stellen sich die kleinen Härchen auf unserer Haut auf. Bei unseren Vorfahren diente das Aufplustern des Fells dem Schutz vor Kälte und der Abschreckung von Feinden.

Macht weniger Körperbehaarung den Menschen zum besseren Überlebenskünstler?

Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Mensch in der Zeit des Homo ergaster, der vor allem in Savannen lebte, vor 1,6 Millionen Jahren sein Fell verlor. Die Gründe dafür sind jedoch noch unklar. Gängige Theorien besagen, dass sich Parasiten auf unbehaarter Haut schlechter ansiedeln können und dass wenig Körperbehaarung bei hohen Temperaturen eine bessere Wärmeregulation ermöglicht.

Rudimente treten bei allen Individuen einer Art auf und gelten als klassische Belege für die Evolution.

Diese Rudimente hat der Mensch noch

  • Spitze Eckzähne: Sie waren für unsere Vorfahren wichtig, um rohes Fleisch zu zerkleinern. Der Mensch verlor seine Eckzähne möglicherweise vor 4,5 Millionen Jahren.
  • Die Weisheitszähne: Die hintersten Backenzähne sind ein Relikt aus Zeiten, in denen unsere Vorfahren größere Kiefer mit mehr Zähnen hatten. Als frühe Menschen damit anfingen, ihre Nahrung zu kochen, wurde das Essen weicher und das Kauen einfacher. Große Kiefer waren nicht mehr nötig und verkleinerten sich deshalb im Laufe der Zeit.
  • Das Steißbein: Es war einst ein wichtiger Teil der Schwanzwirbelsäule. Das Steißbein hat sich beim Menschen im Laufe der Jahrtausende zurückgebildet und hat keine wichtige Funktion mehr.
  • Muskeln in den Ohren: Diese dienten früher zur Bewegung und Ausrichtung der Ohrmuschel. Manche Menschen sind noch in der Lage, kleine Bewegungen mit den Ohren auszuführen.
  • Der Blinddarm: Früher erleichterte er die Verdauung faserreicher Nahrung. Heute kann man ihn gefahrlos entfernen.
  • Der Greifreflex: Berührt man einen Säugling zwischen Ring- und Zeigefinger, schließt sich die Hand automatisch. Bei unseren Primatenvorfahren diente dieser Reflex dazu, sich instinktiv am Fell der Mutter festzuhalten, wenn diese das Kind trug. Bis zum vierten Lebensmonat ist der Greifreflex bei Säuglingen so stark, dass sie theoretisch ihr eigenes Körpergewicht halten könnten.

Zukünftige Rudimente: Diese Körperteile könnten sich im Laufe der Evolution noch zurückentwickeln

Unser Gebiss: Der US-amerikanische Anthropologe Harry Shapiro stellte die Theorie auf, dass unser Gebiss generell weniger stark und widerstandsfähig werden könnte. Damit würde es sich noch weiter an die wenig kauintensive Nahrung der Neuzeit anpassen.

Der kleine Zeh: Durch Büroarbeit bewegen wir uns immer weniger. Da wir viel sitzen und wenig gehen, könnte der menschliche Fuß schwächer und flacher werden. Der kleine Zeh könnte langfristig verkümmern und nur noch ein Rudiment sein.

Die Wirbelsäule: Eigentlich ist die Wirbelsäule ein Relikt aus der Zeit, als wir uns noch auf allen vieren fortbewegten. Durch den aufrechten Gang wurde sie in eine S-Form gezwungen, die sie sehr anfällig für Probleme macht. Im Laufe der Evolution könnte die Wirbelsäule eine ergonomisch sinnvollere Form annehmen.

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