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Liegt die Zukunft der digitalen Assistenten im Metaverse?

Foto: Envato / yanaiskayeva

Liegt die Zukunft der digitalen Assistenten im Metaverse?

Das Metaverse wird die nächste Entwicklungsstufe des Internets sein. Statt simpler Websites werden wir eine dreidimensionale virtuelle Welt erkunden. Um sich weltweit durchzusetzen, muss das Metaverse aber auch so einsteigerfreundlich wie möglich sein. Auf lange Sicht werden hier intelligente digitale Assistenten mit künstlicher Intelligenz ihre Stärken voll ausspielen.

ChatGPT ist vieles – nur kein digitaler Assistent

Der Hype um ChatGPT reißt nicht ab. Dabei ist die KI, die weltweit für Schlagzeilen sorgt, streng genommen nur ein Chatbot, der realistische Dialoge generiert. Gibt der Nutzer keine präzisen Anweisungen, kann die KI ihr Wissen nicht unter Beweis stellen. Von echten digitalen Assistenten sind ChatGPT und Co. also noch weit entfernt.

Im Zeitalter des Metaverse könnten aber auch die digitalen Assistenten der Zukunft entstehen. Denn der technische Fortschritt wird es ermöglichen, die Bedürfnisse der Nutzer intelligent zu erkennen.

Darauf aufbauend werden Metaverse-Assistenten den Nutzer intelligent und bedarfsgerecht bei der Navigation durch die virtuellen Welten unterstützen.

Tutorials in Computer- und Videospielen als frühe Evolutionsstufe digitaler Assistenten

Wer Beispiele für digitale Assistenten sucht, die stärker auf die Bedürfnisse des Nutzers eingehen als Chatbots sowie Sprachassistenten wie Siri und Co, wird im Medium der Computer- und Videospiele fündig. Hier sind sogenannte Tutorials bereits seit den 1990er Jahren gang und gäbe. In einem Tutorial bringt das Spiel dem Spieler in kurzen Lektionen selbst bei, wie er sich in der Spielwelt zurechtfindet und Erfolge erzielt.

Übliche Tutorials decken von der Steuerung über den Spielablauf bis hin zu hilfreichen Tipps für den Erfolg im Spiel etliche Themen ab. Sie machen den Spieler fit für Spielwelt und Spielablauf und verhindern Frusterlebnisse.

Liegt die Zukunft der digitalen Assistenten im Metaverse?
Japanische Spieledesigner beherrschten es schon früh, Tutorials ansprechend zu gestalten.

Quelle: Nintendo

Tutorials wurden persönlicher – und kamen intelligenten digitalen Assistenten damit näher

Schließlich erkannten vor allem japanische Spieleentwickler eine Gesetzmäßigkeit: Es wirkt intuitiver und persönlicher, wenn eine Figur aus der Spielwelt dem Spieler die Tutorial-Inhalte vermittelt. Das Spiel gibt dem Spieler somit das Gefühl, ihm einen hilfreichen Ansprechpartner bereitzustellen, der seine Bedürfnisse kennt. Damit schafft das Spiel eine emotionale Bindung, die ihn zusätzlich an den Bildschirm fesselt.

Smart programmierte digitale Helfer wirken intelligenter als jeder Chatbot

„Navi“ aus „The Legend of Zelda: Ocarina of Time” (Nintendo, 1998) für die Spielkonsole Nintendo 64 gilt als einer der einflussreichsten digitalen Assistenten in der Geschichte der Videospiele. Die als einfacher Kreis mit Flügeln dargestellte Fee begleitet den Spieler und weicht ihm nicht von der Seite. Mit gezielten Hinweisen zeigt sie dem Spieler, wie er sich in der 3D-Welt bewegen, Gegner besiegen und im Spiel vorankommen kann. Dazu weist „Navi“ den Spieler auf interessante Elemente in der Spielwelt hin, indem sie zu ihnen fliegt.

Liegt die Zukunft der digitalen Assistenten im Metaverse? Navi aus „The Legend of Zelda: Ocarina of Time”
Durch geschicktes Game-Design scheint „Navi” aus „The Legend of Zelda: Ocarina of Time” die Bedürfnisse des Spielers genau zu kennen.

Quelle: Nintendo

Außerdem kann der Spieler „Navi“ jederzeit per Knopfdruck um Rat fragen, wenn er im Spiel nicht mehr weiterkommt. Er erhält dann einen kurzen Hinweis, der auf die aktuelle Aufgabe des Spielers abgestimmt ist. „Navi“ begleitet ihn von Spielbeginn an, bis nach dem Sieg über den letzten Endgegner der Abspann über den Bildschirm rollt.

Hilfreiche digitale Begleiter als Schnittstelle zwischen User und der simulierten Welt

Darüber hinaus taucht die Fee gelegentlich als Teil des User-Interfaces im Spiel auf. Dies geschieht zum Beispiel beim Anvisieren von Gegnern im Rahmen des Kampfsystems. Da der Spieler häufig in Kämpfe verwickelt wird, ist dies eines der wichtigsten Gameplay-Elemente des Spiels. Die Existenz von „Navi“ ist darüber hinaus storytechnisch begründet, wodurch der digitale Assistent des Spiels fest in der Spielwelt verankert erscheint.

Der kleine Kreis mit den zwei Flügeln wird so zum Bindeglied zwischen Spieler und Spiel, das nicht nur den Spielspaß erhöht, sondern den Spieler noch tiefer in die Spielwelt eintauchen lässt. Das Design von „Navi“ erfüllte seinen Zweck so gut, dass bis heute unzählige Computer- und Videospiele das Konzept eines digitalen Assistenten in der simulierten Welt kopiert haben.

Der Meta-Assistent mit KI-Interface als Zukunft der digitalen Assistenten?

Der Unterschied zu „echter“ künstlicher Intelligenz ist aber auch hier noch groß: Was im Videospiel auf den ersten Blick intelligent wirkt, wurde „Navi“ und Co. von den Programmierern mit auf den Weg gegeben. Je nachdem, wo sich der Nutzer in der Spielwelt befindet, lädt der vermeintlich intelligente Assistent neue Verhaltensmuster aus dem Programmcode und führt sie aus.

Dank weiterer Fortschritte im Bereich der KI könnte sich dies jedoch ändern. Zum Beispiel, indem digitale Assistenten im Metaverse intelligent auf das Verhalten des Nutzers reagieren. Eine Möglichkeit dafür ist die Auswertung von Bewegungsdaten.

Jedem Avatar könnte ein Meta-Assistent zur Seite stehen

Um dem Nutzer einen optimalen Einstieg ins Metaverse zu ermöglichen, wäre es denkbar ihm einen digitalen Assistent in der Form eines Meta-Assistenten bereitzustellen. Dieser könnte ihm bereits nach seinem ersten Login ins Metaverse begleiten; sein Erscheinungsbild frei wählbar und individuell gestaltbar.

Die Aufgabe des Meta-Assistenten: den Nutzer über die wichtigsten Grundlagen der Navigation im Metaverse zu informieren und ihn über die neuesten Nachrichten und Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.

In die Dialogfunktion des Meta-Assistenten integriert kann KI ihre Stärken voll ausspielen

Fragt der Nutzer “Navi” und Co. um Rat, haben diese nur ein paar vorgefertigte Tipps parat. Mithilfe einer KI-basierten Chatfunktion wird dem Nutzer im Metaverse ein intelligenter Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Was Chatbots heute schon können, wird in den nächsten Jahren einen weiteren Quantensprung erleben. So wird es beispielsweise möglich sein, dynamische Konversationen mit KI-Systemen auch per Sprachchat zu führen.

Aktive Unterstützung des Nutzers statt simpler Reaktion auf Befehle

Ein Meta-Assistent wird zudem nicht wie ein Chatbot untätig warten müssen, bis der Benutzer ihn um Hilfe bittet. Vielmehr kann er das Verhalten des Nutzer-Avatars in Echtzeit analysieren und entsprechend reagieren. Bewegt sich der Benutzer mühelos durch das Metaverse oder scheint er Probleme mit der Steuerung seines Avatars zu haben? Besucht er immer die gleichen Orte im Metaverse oder erkundet er alles, was die virtuellen Welten zu bieten haben? In beiden Fällen – und in vielen weiteren – kann der Benutzer von gezielten Hinweisen des Meta-Assistenten profitieren.

Personal AI vs. Open AI

Ein problematischer Aspekt von KI-Systemen wird allerdings oft noch übersehen: Bei jeder Interaktion mit ChatGPT und Co. werden Trainingsdaten direkt an den Anbieter übermittelt. Im Gegenzug erhält jeder Nutzer Zugang zu unzähligen Terabytes an Wissen. Diese schließen auch aus Trainingsdaten anderer Nutzer gewonnenes Wissen mit ein. Dieses Konzept wird als Open AI bezeichnet.

Der Nachteil: Je persönlicher die Fragen sind, die wir ChatGPT und anderen offenen KIs stellen, desto mehr sensible Daten geben wir dem Anbieter gegenüber preis. Nach personalisierter Werbung, Facebook und Co. könnten offene KI-Systeme also die Datensammelmaschinen der Zukunft sein.

Personal AI lässt keine Trainingsdaten nach außen gelangen

Gegenwärtig gewinnt jedoch das Konzept der persönlichen KI an Bedeutung. Dabei wird eine KI in einem geschlossenen System anhand des Verhaltens einer einzelnen Person trainiert. Auf diese Weise kann sich ein digitaler Assistent nicht nur perfekt auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten des Nutzers einstellen.

Zudem bleiben die Trainingsdaten innerhalb des geschlossenen Systems, sodass keine sensiblen Informationen nach außen dringen. Der Nachteil: Eine Personal AI mit einer autarken Trainingsdatenbank hat somit keinen direkten Zugriff auf externes Wissen.

Es ist denkbar, dass Nutzerinnen und Nutzer von KI-Systemen zwischen beiden Verfahren wählen können – je nachdem, welche Informationen sie benötigen und welche Daten sie offen preisgeben wollen.

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