Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Im Bauch der Erde: Höhlenforscher erkunden verborgene Welten

Enge, Kälte und Dunkelheit: Was Höhlenforscher in den Untergrund treibt, fragen sich seit dem Unglück in der Riesending-Höhle viele. Aus Sicht von Wissenschaftlern sind es vor allem die riesigen unentdeckten Welten, die für den Laien im Verborgenen bleiben.

Es ist dunkel, der Boden übersät mit faustgroßen Steinen. Der Lichtkegel der Stirnlampe huscht über die grauen, gewölbten, von Wasser fein geschliffenen Wände, lässt Tröpfchen an der Decke silbrig schimmern und fällt auf das Netz einer Spinne mit knubbeligem Körper, nur eine halbe Armlänge entfernt. 
Als wollte sich das Mordloch bei Geislingen an der Steige in Baden-Württemberg vor unliebsamen Besuchern schützen, zeichnet sich nach rund 80 Metern ein Wasserlauf auf dem steinigen Boden ab. Wer hier weiter will, braucht eine professionelle Tauchausrüstung und die Kenntnis, wie man sich in Höhlen bewegt. Deshalb wissen nur Höhlenforscher, was sich weit hinter den Eingängen im Untergrund der Erde verbirgt. 

Jahrtausende alte Archive der Erdgeschichte

Die Expeditionen haben klare Ziele, die Forscher sind spezialisiert: Die einen beobachten Fledermäuse oder andere Höhlentiere wie Spinnen und Wasserasseln. Andere interessieren sich für die Geologie der Höhle, wieder andere vermessen und dokumentieren die Unterwelt. Viele Höhlenforscher arbeiten ehrenamtlich, doch die Freizeitaktivität ist auch positiv für die Wissenschaft: Auf Grundlage der Funde, Beobachtungen und Dokumentationen könnten Wissenschaftler Erkenntnisse über Landschafts- und Klimaentwicklung oder Trinkwasservorkommen gewinnen. Weil in Höhlen konstante Temperaturbedingungen von acht Grad Celsius über Jahrtausende hinweg herrschen, sind sie zu wahren Archiven geworden. 

Nimm nichts mit und schlag nichts tot

Deshalb halten sich die in Vereinen organisierten Höhlenforscher an strenge Ethikrichtlinien. „Nimm nichts mit, lass nichts zurück, zerstöre nichts und schlag nichts tot“, heißt das Motto. Umweltschützer begrüßen das. Weil die meisten Höhlen anders als die bekanntgewordene Riesending-Schachthöhle jedoch nicht verschlossen sind, bergen abenteuerlustige Höhlentouristen Gefahren für empfindliche Mikroorganismen oder überwinternde Fledermäuse.
Um die Risiken für den Menschen in der Höhle wissen Forscher nicht erst seit dem Unfall von Johann Westhauser. Sein Unfall machte 2014 weltweit Schlagzeilen: ein Stein verletzte einen der erfahrensten deutschen Höhlenforscher am Kopf. Mehr als 700 Helfer retteten ihn in einer aufwendigen Aktion. Steinschläge und Wassereinbrüche sind die größten Risiken für Höhlenforscher. Trotz des schlimmen Vorfalls wagte sich Johann Westhauser zwei Jahre danach wieder in die Tiefe.  
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