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Foto: Electra-K-Vasileiadou/iStock

Wo liegt der Mittelpunkt Europas?

Wo liegt der Mittelpunkt Europas? Die Schwierigkeit: Wo genau die Grenze zwischen Europa und Asien liegt, ist seit jeher umstritten.

Wie bestimmt man einen Mittelpunkt, wenn die Grenzen unklar sind?

Immer wieder haben Wissenschaftler versucht, den eindeutigen geografischen Mittelpunkt Europas zu ermitteln – und jedes Mal kamen sie zu neuen Ergebnissen. Mal bestimmten sie einen Ort in Polen, mal in Tschechien, dann in Litauen und ein anderes Mal in der Ukraine. Und das ist nicht die vollständige Liste.

Einer der Gründe: Wo genau die Grenze zwischen Europa und Asien liegt, ist seit jeher umstritten. Sie wurde nie völkerrechtlich festgelegt. Seit dem 18. Jahrhundert gilt der Ural als Grenzmarke zwischen den beiden Kontinenten. Genaueres ist jedoch bis heute noch nicht festgelegt.

Suchowola in Polen (ab 1775)

Der erste Ort, der den Titel „geografische Mitte Europas“ für sich beanspruchen durfte, war das Dörfchen Suchowola im Nordosten Polens. Im Jahr 1775 hatte der Kartograf und Astronom Szymon Antoni Sobiekrajski errechnet, dass kein Ort in Europa zentraler liegen könne. Über diese Auszeichnung informiert ein großer Stein mit Inschrift, der im Ortszentrum von Suchowola aufgestellt ist.

Dyleň in Tschechien (ab 1865)

Während der K.-u.-k.-Monarchie ermittelten österreichische Geografen einen neuen Mittelpunkt Europas: den Berg Dyleň, zu deutsch Tillenberg, nahe der deutsch-tschechischen Grenze. Ein Gedenkstein und eine steinerne Tafel mit einer Landkarte weisen Besucher heute darauf hin.

Rachiw in der Ukraine (ab 1887)

Und 1887 wurden erneut die Maßbänder angelegt – ursprünglich für den Bau einer Eisenbahnstrecke. Dabei fiel der Titel „Geografische Mitte Europas“ dem ukrainischen Rachiw zu. Die Arbeiter errichteten ein Denkmal aus Beton, das in seiner ursprünglichen Form bis heute besichtigt werden kann.

Der Locus perennis bei Ceské Budejovice/Budweis (ab 1890)

Ein weiterer Anwärter auf den Mittelpunkts von Europa ist das Denkmal „locus perennis“ (Ewiger Ort) nordöstlich der tschechischen Stadt Ceské Budejovice. Diese heißt auf Deutsch Budweis – und ist weltweit für ihr hervorragendes Bier bekannt.

Purnuškes in Litauen (ab 1989)

1989 nahmen sich Forscher des Französischen Nationalinstituts für Geografie der Sache an – und legten einen neuen Mittelpunkt Europas fest: das litauische Dorf Purnuškes nördlich der Hauptstadt Vilnius. Eine große, aufwendig angelegte Windrose auf dem Boden und eine Granitsäule mit einem Sternenkranz sollen Touristen anziehen. 1991 gründete der Bildhauer Gintaras Karosas daneben den Skulpturenpark „Europos Parkas“. Hier haben verschiedene Künstler Kunstinstallationen zum Thema Europa errichtet.

Der Mittelpunkt der europäischen Union? Auch keine einfache Frage

Leichter, so mag man meinen, müsste es doch sein, die Mitte der Europäischen Union zu bestimmen – oder? Auch hier verändern sich die Grenzen ständig: Lag der offizielle Mittelpunkt der EU Anfang der Neunzigerjahre noch im französischen Saint-Clément, so wanderte der Titel am 1. Juni 1995 an das belgische Viroinval. Von 1999 bis 2000 – nach dem Beitritt Griechenlands – ging der Titel zurück nach Frankreich. Blancafort in der Region Cher durfte sich zumindest ein Jahr lang „Zentrum Europas“ nennen.

Ab 2004 avancierten verschiedene deutsche Gemeinden zum Mittelpunkt

Doch nach der EU-Osterweiterung im Jahre 2004 ermittelte das Institut für theoretische Geodäsie in Bonn, dass der neue geografische Mittelpunkt im deutschen Städtchen Cölbe läge. Nur wenig später stellte sich jedoch heraus, dass die Forscher sich verrechnet hatten und nach einer erneuten Vermessung wurde die deutsche Ortschaft Kleinmaischeid zum neuen Mittelpunkt der Europäischen Union erklärt.

Doch auch sie durfte den Titel nur zwei Jahre tragen: Durch den EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien verschob sich der geographische Mittelpunkt erneut. Und seit der zweiten EU-Osterweiterung im Jahr 2007 liegt der Mittelpunkt der Europäischen Union nun in der hessischen Stadt Gelnhausen im Stadtteil Meerholz.

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