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Ebbe und Flut: Mond und Sonne bestimmen die Gezeiten

Foto: Envato / halfpoint

Ebbe und Flut: Mond und Sonne bestimmen die Gezeiten

Bei Ebbe und Flut verändert sich das Meer. Was Mond und Sonne damit zu tun haben, wenn sich die Ozeane bewegen und warum sich das Meer an der Nordsee viel weiter zurückzieht als am Mittelmeer.

Eine bekannte Szene am Urlaubsstrand: Man verbringt mit seinem Kind Stunden damit, eine schöne Sandburg zu bauen. Der Platz scheint ideal, keine Welle bedroht das Kunstwerk. Doch am Abend ist nichts mehr davon übrig – das Meer hat die Burg vollkommen verschluckt.

Mond und Meer bestimmen die Gezeiten

Daran ist der Mond schuld. Obwohl der Mond mehrere hunderttausend Kilometer von der Erde entfernt ist, zieht er das Wasser unseres Planeten durch die Wirkung seiner Gravitationskräfte an. Doch diese Kraft ist nicht überall auf der Erde gleich stark. Auf der Seite, die dem Mond zugewandt ist, ist der Abstand zwischen den beiden Himmelskörpern am geringsten und somit die Anziehung am stärksten.

Die Folge: Das Meer zieht sich zusammen und es entsteht ein Flutberg aus Wasser. Zeitgleich türmt sich auf der mondabgewandten Seite ein zweiter Flutberg auf. Dieser entsteht durch die sogenannte Fliehkraft, die auf einen Körper bei Drehbewegungen einwirkt. Durch die Rotation der Erde wird das Wasser auf der mondabgewandten Seite also von der Erde weggedrückt.

Erdgravitation sorgt für Flutwanderung

Wer an einem Strand genau zwischen den beiden Flutbergen sitzt, kann die Ebbe beobachten. Denn das Wasser, das sich dort für gewöhnlich befindet, wird weggezogen. Die Zeit von Ebbe zu Ebbe oder von Flut zu Flut wird als Tide bezeichnet. Eine Tide dauert zwischen zwölf und dreizehn Stunden.

Bleibt man eine halbe Tide, also etwa sechs Stunden an dem Strand sitzen, kommt das Wasser zurück und die Flut tritt ein – der Erddrehung sei Dank. Sie sorgt dafür, dass sich die Wasserberge über die Oberfläche des Planeten bewegen.

Spring- und Nippflut: die Sonne als Komplize des Mondes

Der Mond ist zwar der Hauptverantwortliche für Ebbe und Flut, doch auch die Sonne trägt zu einem Drittel bei. Eigentlich ist das nahe liegend, schließlich ist sie gigantisch und hat eine 200-mal größere Anziehungskraft als der Mond. Aber sie ist auch 400-mal so weit von uns entfernt, weshalb ihr Effekt geringer ist als der des Mondes. Die Sonne ist quasi der Komplize – sie kann Ebbe und Flut sowohl schwächen als auch verstärken.

Diese Phänomene nennt man Spring- und Nippflut. Die Springflut tritt bei Neu- und Vollmond auf. Zu diesem Zeitpunkt stehen Mond, Erde und Sonne in einer Reihe. Die Sonne verstärkt die Anziehungskraft des Mondes. Während der Nippflut wirkt sie ihm entgegen, denn bei Halbmond stehen Sonne und Mond im rechten Winkel zur Erde. Die Gravitationen gleichen sich aus und die Gezeiten werden geschwächt.

Unterschiedliche Gezeiten: Ebbe und Flut variieren

Da die Erde keine glatte Oberfläche, sondern Höhen und Tiefen hat, sind Ebbe und Flut von Ort zu Ort unterschiedlich stark. Die Kontinente wirken als Hindernisse und auch die Größe des Ozeans spielt eine Rolle. In großen Meeren, wie zum Beispiel dem Pazifik, können die Wassermassen leichter bewegt werden als im vergleichsweise kleinen Mittelmeer, welches von viel Land umgeben ist.

Nun müsste man vermuten, dass wegen ihrer geringen Größe weniger starke Gezeiten an der Nordsee zu beobachten sind. Doch jeder, der dort einmal Urlaub gemacht hat, konnte sich vom Gegenteil überzeugen. Der Grund: Die Nordsee ist mit dem großen Atlantik verbunden. Seine Flutwellen laufen in den Ozean hinein und verstärken dessen Wasseranstieg.

Ebenso ist das bei Ebbe zu beobachten: Zieht sich der Atlantik zurück, zieht er auch Wasser aus der Nordsee mit sich. Wer im Urlaub also gerne Sandburgen baut, sollte besser ans Mittelmeer fahren und die Nordsee eher für ausgedehnte Wattwanderungen nutzen.

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