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Verdrängte Phantasien? Warum wir Déjà-vu-Erlebnisse haben

Foto: Envato / svitlanah

Verdrängte Phantasien? Warum wir Déjà-vu-Erlebnisse haben

Fast jeder hatte schon einmal ein Déjà-vu – das plötzliche Gefühl, eine Situation genau so bereits erlebt zu haben. Doch woher kommt dieser Eindruck?

Es kann ein Ort sein, ein Gespräch, ein bestimmter Moment – obwohl wir diese Situation nie zuvor erlebt haben, kommt sie uns doch bekannt vor. Bis zu 90 Prozent aller Menschen hatten schon einmal ein solches Déjà-vu (zu Deutsch: „Schon gesehen“). Doch noch immer rätseln Wissenschaftler, wie dieses Gefühl entsteht. Deshalb existieren derzeit etwa dreißig verschiedene Theorien zur Ursache dieses Phänomens.

Fest steht: Männer und Frauen haben gleich oft ein Déjà-vu. Reiselustige haben es öfter als Couch-Potatoes – vermutlich, weil sie ihren Gedächtnisspeicher häufiger mit neuen Bildern, Geräuschen, Gerüchen und Emotionen füttern.

Liberale haben es öfter als Konservative, Jüngere öfter als Alte, Menschen mit höherer Schulbildung öfter als weniger Gebildete. Und: Je müder jemand ist, desto eher wird er von einem Déjà-vu befallen. Tatsächlich gibt es sogar Menschen, die permanent Déjà-vus haben, denen jede Situation in ihrem Leben bereits bekannt vorkommt – als ob sie in einer Endlosschleife gefangen wären.

Unterschwellige Stimuli können die Ursache sein

Einige Forscher glauben, dass dem Déjà-vu ganz reale Erinnerungen zugrunde liegen. Beispiel 1: Ein Mädchen backt jedes Jahr zur Weihnachtszeit Pfefferkuchen mit ihrer Mutter. Viele Jahre später, sie kann sich kaum noch daran erinnern, läuft sie über den Weihnachtsmarkt und erlebt ein Déjà-vu. Die Atmosphäre und der Geruch wecken Erinnerungen an früher. In ihr entsteht das Gefühl, diese Situation exakt auf diese Weise schon einmal erlebt zu haben.

Eine weitere Erklärung des Déjà-vu setzt auf die Wirkung des Unbewussten. Beispiel 2: In einer Bahnhofshalle will ein Mann die Abfahrtszeit seines Zuges prüfen. Als er den Kopf hebt, um auf die Anzeigetafel zu schauen, streift sein Blick eine Frau, die unter der Tafel steht. Der Moment ist so kurz, dass er sie nicht bewusst wahrnimmt. Wenige Minuten später will er in den Zug steigen, die Frau lässt ihm den Vortritt – und der Mann erlebt ein Déjà-vu. Unbewusst hat sein Gehirn das Bild von ihr verarbeitet und jetzt wiedererkannt.

Erinnerung oder Fiktion?

Was aber, wenn dem Déjà-vu keine reale Erfahrung zugrunde liegt? Auch das liegt im Bereich des Möglichen. Parapsychologen zum Beispiel betrachten ein Déjà-vu als hellseherischen Traum; Esoteriker wiederum sehen in dem Phänomen eine spontane Erinnerung an ein früheres Leben.

Das mag verrückt klingen – doch die Naturwissenschaft weiß es nicht besser. Neurologen vermuten bislang noch, dass die Antwort irgendwo in den Tiefen unseres Gehirns zu finden sei. Hier unterscheidet der Hippocampus, ein Teil des Schläfenlappens, zwischen bekannten und unbekannten Sinneseindrücken. Bei einem Déjà-vu, so die Theorie, spielt hier einfach die Chemie verrückt.

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