Die steife Schlange
Die Bekannte einer Kollegin ist stolze Besitzerin einer großen Würgeschlange. Da sie das Tier schon als Baby gekauft hat, glaubt sie, es gut zu kennen. Tagsüber lässt sie die Schlange in ihrer Wohnung frei bewegen und nachts schlafen sie zusammen in einem Bett. Nur wenn Besuch kommt, steckt sie das tödliche Reptil ins Terrarium. Eines Tages bemerkt die Besitzerin, dass ihr ungewöhnliches Haustier nichts mehr isst und sich auch nicht mehr bewegt. Sie liegt einfach nur steif und ausgestreckt auf dem Bett. Umgehend wendet sich das Mädchen an einen Tierarzt. Der sieht die Schlange und sagt: „Gut, dass Sie gekommen sind. Die Schlange hat Sie ausgemessen, um Sie zu verschlingen.“ Diese seltsame Geschichte ist neu unter den urbanen Legenden und bisher kaum verbreitet. In verschiedenen Online-Foren wird sogar darüber diskutiert, ob große Würgeschlangen überhaupt ihre Opfer ausmessen, bevor sie sie fressen.
Spinneneier unter der Haut
Während eines Urlaubs in den Tropen wird ein Mann von einer lokalen Spinnenart gebissen. Da der Biss jedoch zuerst nicht schmerzt oder anschwillt, vermeidet er es, zum Arzt zu gehen. Als er wieder zuhause ankommt, merkt er jedoch, dass der Biss einfach nicht abheilt. Vielmehr schwillt er an, fängt an zu jucken und wird taub. Als er eines Morgens an der Stelle kratzt, passiert das Unglaubliche: Die Haut bricht auf und zahllose kleine Spinnen kommen aus der offenen Wunde herausgekrabbelt. Die Spinne hatte ihn im Urlaub nicht nur gebissen, sondern auch ihre Eier unter seine Haut gelegt.
Antiautoritäre Erziehung
Der Freund einer Arbeitskollegin beobachtet beim Einkaufen, wie ein etwa sechsjähriger Junge an der Kasse seinen Einkaufswagen immer wieder in die Hacken einer Frau vor ihm rammt. Diese dreht sich plötzlich verärgert um und bittet die Mutter des Jungen, ihren Sohn zum Aufhören zu bewegen. „Das kann ich nicht, ich erziehe mein Kind antiautoritär“, antwortet die Mutter daraufhin. Ein junger Mann, der weiter hinten in der Schlange wartet, gibt dem Jungen eine Ohrfeige und sagt zu der entsetzten Mutter mit einem Achselzucken: „Ich kann nicht anders, ich bin antiautoritär erzogen worden.“
Asche als Pizzagewürz
Der Postbote bringt ein kleines Päckchen für die Familie. Die Mutter öffnet es. Es enthält ein kleines Beutelchen, gefüllt mit einer körnigen Substanz. In der Annahme, es handele sich um Salz oder Gewürz, verteilt die Köchin die Granulate auf der Pizza für das Mittagessen mit der Familie. Tage später kommt ein Brief ins Haus. Er enthält die Nachricht, dass die Großmutter im Ausland gestorben sei. Sie sei verbrannt und die Asche sei per Post an die Angehörigen versandt worden. Die Familie solle sich um ein würdiges Begräbnis kümmern. Diese Geschichte ist ein Klassiker der modernen Märchen. Sie wurde seit den fünfziger Jahren in Deutschland, England, Polen und den USA erzählt.
Die Killer-Großmutter
Eine junge Frau wird von einer alten Dame gebeten, sie ein Stück mit dem Auto mitzunehmen. Normalerweise nimmt die junge Frau keine Anhalter mit, aber ihr tut die alte Dame leid. Also sagt sie ihr, sie könne einsteigen. Doch als die Alte sich gesetzt hat, bemerkt die junge Frau plötzlich deren behaarte, männliche Hände und erschrickt. Sie bittet ihren Beifahrer, auszusteigen und sie aus der Parklücke zu winken. Als die „Anhalterin“ ausgestiegen ist, gibt die junge Frau Vollgas und fährt davon. Auf dem Beifahrersitz befindet sich noch die Tasche ihres Fahrgastes. Als sie hineinschaut, findet sie darin ein Beil…
Mut bei der Klassenarbeit
In einer schriftlichen Abiturprüfung wurde die Frage gestellt: Was ist Mut? Ein Abiturient gab daraufhin das Blatt fast leer ab. Er schrieb lediglich die drei Worte: Das ist Mut. Auf diese Aufgabe bekam der Schüler volle Punktzahl.
Die Babysitterin
Eine Jugendliche verdient sich etwas Taschengeld als Babysitterin bei den Nachbarn dazu. Dort passt sie auf die zwei Kinder der Familie auf, wenn die Eltern nicht zu Hause sind. Eines Abends sieht sie im Wohnzimmer der Familie fern, während die Kinder im ersten Stock schlafen. Das Telefon klingelt und die Jugendliche nimmt den Hörer ab. Ein Mann sagt: „Schau nach den Kindern!“ Das Mädchen bekommt es mit der Angst zu tun und ruft die Polizei. Doch während sie wartet, klingelt das Telefon wieder und die gleiche Stimme wiederholt: „Schau nach den Kindern.“ Die Jugendliche flieht in Panik aus dem Haus, wo gerade die Polizei eintrifft. Als diese das Haus durchsucht, findet sie die beiden Kinder tot in ihrem Bett. Der Mörder hatte aus dem Obergeschoss des Hauses angerufen und von dort versucht, das Mädchen heraufzulocken.
Die Uhr
Ein Mann fliegt in die USA. Dort angekommen nimmt er sich ein Hotelzimmer und duscht erst mal. Danach geht er in die Innenstadt. Als er durch eine belebte Einkaufsstraße geht, merkt er plötzlich, dass er von einem Schwarzen am Handgelenk gestreift wird. Er schaut auf seinen Arm und sieht, dass seine Uhr fehlt. Blitzschnell packt er den Fremden und schreit ihn an, dass er ihm sofort seine Uhr geben soll. Erschrocken gibt dieser ihm die Uhr. Der Mann nimmt sie und geht zurück in sein Hotelzimmer. Als er dort ankommt, sieht er im Bad seine Uhr auf der Ablage am Spiegel liegen. Er hatte sie nach dem Duschen dort vergessen.
Die Spezialsauce zum Döner
Ein Mann geht in einen Imbiss. Während er wartet, beobachtet er, dass der Wirt einigen Gästen eine andere Soße auf ihrem Döner zu servieren scheint. Das kommt dem Mann merkwürdig vor und er meldet seine Beobachtungen bei der Polizei. Als diese den Fall untersuchen, finden sie tatsächlich zwei verschiedene Soßen. Die Analyse ergibt, dass es sich bei der einen um eine herkömmliche Döner-Tunke handelt. Die andere hatte der Wirt mit Sperma versetzt.
Glück im Spiel ...
Ein reicher Geschäftsmann will seiner Mutter ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk machen: Er kauft ein Monopoly-Spiel und ersetzt das Spielgeld durch echte Scheine. Insgesamt 40.000 Euro landen im wohl berühmtesten Brettspiel der Welt. Durch Bekannte lässt er das Geschenk seiner Mutter am Weihnachtsabend zukommen. Da diese aber an Brettspielen nicht interessiert ist, geht sie nach den Feiertagen in das nächste Spielwarengeschäft und tauscht das Spiel um. Eine andere Familie kauft das Spiel später und freut sich über den unerwarteten Geldsegen. Dieser Mythos kursiert seit fast zwei Jahrzehnten durch die Welt. Mal ändert sich das Brettspiel, ein anderes Mal ändert sich der Betrag oder die Währung.
Die Spinne in der Yucca-Palme
Eine ältere Dame kauft sich in einem Pflanzengeschäft eine Yucca-Palme. Jedes Mal beim Gießen hört sie ein merkwürdiges Quietschen. Verwundert ruft sie die Gärtnerei an, in der sie die Palme gekauft hat. Der Gärtner kann ihr aber nicht helfen und so beschließt sie, beim Gartenamt anzurufen. Die zuständigen Mitarbeiter meinen, sie soll die Blume auf keinen Fall weiter gießen und dass sie sofort bei der alten Dame vorbeischauen würden. Bei der älteren Dame angekommen nehmen sie die Palme fachmännisch auseinander und finden an den Wurzeln eine große Spinne. Die hatte bei jedem Gießen vor Angst gequietscht, weil sie drohte zu ertrinken.
Das Rückwärts-Experiment
Auf dem Rückweg von einer Party wagen drei Jugendliche ein ungewöhnliches Experiment: Wie schnell kann man im Rückwärtsgang durch einen Kreisverkehr fahren? Nach mehreren Runden fährt ein weiteres Auto in den Kreisverkehr und es kommt zum Unfall. Eine Polizeistreife befragt zuerst den Fahrer des auffahrenden Fahrzeugs. Sein Alkoholtest ergibt 1,5 Promille, und so glaubt ihm die Polizei die Geschichte vom rückwärtsfahrenden Auto nicht. Bei den Jugendlichen dagegen wird beim Alkoholtest nichts festgestellt und sie kommen ohne Strafe davon. Weltweit hört man diese Geschichte so oder ähnlich, lediglich der Ort wird angepasst. Manchmal sind die Jugendlichen auch bekifft und sie kommen trotzdem ohne Strafe davon, weil der Alkoholtest negativ ist.
Der Killerwels
Nichtsahnend geht eine ältere Dame im Oktober 2001 mit ihrem Hund am Volksgartensee in Mönchengladbach spazieren. Sie genießen die letzten Herbsttage, da wird der Vierbeiner plötzlich von einem Wels ins Wasser gezogen und lebendig gefressen. Eine Augenzeugin kann den Vorgang sogar bezeugen. Bereits kurze Zeit später sind zahlreiche Tageszeitungen und Fernsehsender vor Ort, um über die ungewöhnliche Geschichte zu berichten. Selbst im Ausland findet der „Killerwels“ Beachtung: CNN, MSN oder ABC berichten vom ungewöhnlichen Jagdverhalten des deutschen Fischs.
Völlig kopflos
An einem warmen Sommertag fährt eine Gruppe junger Männer mit ihren Motorrädern eine besonders hüglige Strecke. Die Fahrt verläuft ohne Probleme, bis plötzlich einer die Kontrolle über sein Motorrad verliert und gegen einen Baum fährt. Er wird von der Maschine geschleudert, das Motorrad ist völlig demoliert. Scheinbar mit einem Schock davongekommen steht der Motorradfahrer auf und nimmt seinen Helm ab. Plötzlich kippt er nach vorn und ist augenblicklich tot. Nur der Helm stützte seinen Kopf, denn er brach sich bei dem Unfall sein Genick. Die Geschichte soll Jugendliche zu erhöhter Vorsicht bewegen und auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen. Sie wird in vielen Gegenden Europas erzählt, lediglich der Ablauf ändert sich ein wenig. In einigen Versionen wird der Kopf von Rettungsleuten bewegt, in manchen Geschichten schüttelt der Fahrer mit dem Kopf und bricht sich so sein Genick.
Arbeiten bis zum Umfallen
Der Korrektor George Turklebaum führt ein einsames Leben. Ohne Familie und Freunde ist sein einziger Lebensinhalt die Arbeit. Zusammen mit 23 Kollegen arbeitet er in einem New Yorker Großraumbüro. Als er eines Tages an seinem Schreibtisch einem Herzinfarkt erliegt, schien niemand etwas zu bemerken. Fünf Tage lang bleibt sein Tod unbemerkt. Erst am Wochenende wird seine Leiche von der Putzfrau gefunden. Vom Berliner „Tagesspiegel“ bis zum südafrikanischen „Dispatch online“ wanderte die tragische Geschichte einmal um den Erdball. Dabei gab es George Turklebaum in Wirklichkeit gar nicht. Die Geschichte ist lediglich ein Sinnbild für die mangelnde Bedeutung des einzelnen Arbeiters in der Gesellschaft.
Die Zahnbürste
Eine Gruppe Jugendlicher beschließt, ihren Urlaub auf einem Campingplatz zu verbringen. Eines Tages werden alle ihre Zelte von Unbekannten verwüstet, es wird jedoch nichts gestohlen. Als die Jugendlichen zwei Wochen später die Fotos entwickeln lassen, kommt es zur Überraschung: Neben schönen Erinnerungen zeigt ein Foto einen nackten Hintern, in dem eine Zahnbürste steckt – mit der borstigen Seite nach innen. Voller Ekel rennt einer der Jugendlichen aus dem Raum: Knappe zwei Wochen putzte sich der Junge mit genau dieser Bürste nichtsahnend seine Zähne. Je nach Erzählung ist eine Gruppe Jugendlicher oder ein Pärchen betroffen, die Täter sind entweder unbekannt oder sie werden von einer benachbarten Rockergruppe terrorisiert.
Der gute Rat
Eine junge Frau findet eine Geldbörse mit mehreren tausend Euro. Durch den Ausweis kann sie die Brieftasche schließlich ihrem Besitzer zurückgeben: einem Araber. Überglücklich über die ehrliche Finderin möchte sich der Araber bei der Rückgabe mit einem Geldgeschenk bedanken. Als sie abwinkt und ihr Verhalten als selbstverständlich beschreibt, warnt der Araber sie schließlich: „Geh auf keinen Fall am Wochenende auf das Oktoberfest.“ Die Geschichte des Arabers, der sich mit einer Terrorwarnung bedankt, ist seit 2001 ein Klassiker. Regelmäßig vor Großveranstaltungen taucht diese Horrorgeschichte in ganz Deutschland auf. Sie entstand unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September in New York und spiegelt die Ängste der Menschen vor weiteren Attentaten wieder.
Unter Drogen auf der IKEA-Toilette
Eine Mutter fährt mit ihrer Tochter in ein Möbelhaus, um ihr ein neues Bett zu kaufen. Vertieft ins Gespräch bemerkt sie nicht, dass das Kind plötzlich nicht mehr neben ihr steht. Sofort werden alle Ausgänge geschlossen, um eine Entführung zu verhindern. Nach langer Suche wird das Mädchen auf einer Toilette gefunden – völlig benebelt und offenbar unter Drogen. Es trägt andere Kleider und neben ihm liegt eine Perücke. Die Mafia soll es entführt und für pornografische Aufnahmen missbraucht haben. Diese Geschichte ist ein moralisches Lehrstück, das alle Eltern dazu auffordert, gut auf ihre Kinder aufzupassen. Schon in den fünfziger Jahren taucht der Mythos vom verschwunden Mädchen in einem Vergnügungspark in den USA auf. Im Bundesstaat Tennessee wurde die Lügengeschichte zur Zeitungsente. Seit 2000 gibt es den Mythos auch in Deutschland.
Der Piks
Ein Verrückter zieht bewaffnet mit einer Aids-Spritze durch die Diskotheken und infiziert wahllos Partygänger. Stets pikst er unbemerkt zu und klebt seinen Opfern einen Zettel mit der Aufschrift „Willkommen im Club“ auf den Rücken. Diese urbane Legende ist einer der weltweit bekanntesten Mythen. Besonders beliebt ist die Variante, in der die verseuchte Nadel in einem Kinosessel steckt. Schon seit Mitte der achtziger Jahre zieht der Verrückte durch die Clubs, nur die Städte ändern sich immer wieder. In München häuften sich vor einigen Jahren die Anfragen besorgter Eltern bei Medien und Behörden derart, dass die Polizei Ermittlung gegen Unbekannt wegen Störung des öffentlichen Friedens aufnahm. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Warnungen per Internet und Kettenbriefen. Bis heute gibt es keine Indizien, dass es jemals eine Attacke gegeben hat.
Organklau
Nach einer durchtanzten Disko-Nacht erwacht eine junge Frau in einer mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne. Entsetzt bemerkt sie eine frische, schlecht vernähte Wunde an ihrem Rücken. Die junge Frau ist mit einem starken Schlafmittel betäubt und dann ihrer Niere beraubt worden. Die Vorstellung vom Organ-Klau ist besonders in der Filmindustrie ein beliebtes Motiv. Schon in den siebziger Jahren war er Vorbild für „Fleisch“ oder „Coma“. Später folgten „Akte X“, eine Episode von „Law and Order“ oder auch „Düstere Legenden“. Durch die Verbreitung im Kino aber auch in Büchern oder Zeitungen steigerte sich die Bekanntheit der Mythen enorm.
Drogen im Kinderzimmer
Vor einem perfiden Trick der Drogendealer warnten in den siebziger Jahren diverse Kettenbriefe, die Eltern verunsicherten. Demnach enthalte die Gummierung der putzigen Abziehbildchen, die sich Kinder auf die Haut kleben, LSD. So sollen schon die Kleinsten als zukünftige Kunden der Dealer gewonnen und abhängig gemacht werden. Doch LSD kann überhaupt nicht über die Haut aufgenommen werden. Die Moleküle sind dafür zu groß. Und die Abziehbilder mit ihrer glatten Oberfläche eignen sich weder als Trägermaterial für LSD, noch für sonst eine andere Droge.
Spontane Selbstentzündung
In der Nacht des 1. Juli 1951 verbrennt die 67-jährige Mary Hardy Reeser aus Florida in ihrem Zimmer. Außer ihrem Schädel, einem Fuß, der in einem unbeschädigten Pantoffel steckt, und ihrer Leber ist von der Frau nur ein Häufchen Asche übriggeblieben. Die Überreste liegen in einem Kreis von etwa 1,20 Meter Durchmesser. Außerhalb dieser Fläche ist nichts beschädigt. Zeitungen berichten darüber und rätseln, warum die Frau in Flammen aufging. Inzwischen kennt man hunderte Fälle dieser Art. Von spontaner menschlicher Selbstentzündung ist dann die Rede, wenn man sich die Ursache des Brandes nicht erklären kann. FBI-Wissenschaftler hatten bereits damals eine Ahnung, wie das Feuer entstanden sein konnte: Die Spezialisten folgerten, dass der Tod von Mary Reeser durch den sogenannten Kerzendocht-Effekt verursacht wurde. Dabei wird eine schwelende Flamme so heiß, dass das menschliche Körperfett zum Brennstoff wird. Durch die Hitze schmilzt das Fett und durchtränkt die Kleidung. Das Opfer brennt so wie eine Petroleumlampe. Im Fall von Mary Reeser war der Auslöser des Brandes vermutlich eine Zigarette. Das Opfer stand unter der Wirkung von Schlaftabletten und merkte daher wahrscheinlich nicht, wie ihr der Glimmstängel aus dem Mund fiel und den leicht brennbaren Morgenmantel entzündete. Als sie in Flammen stand, verflüssigte sich das Körperfett der fülligen Frau und diente dem Feuer als Brennstoff. Bisher gibt es jedoch keinerlei Augenzeugenberichte, die diese Theorie bestätigen würden.
Batmans Unfall im Bett
Als Batman verkleidet versucht ein 50-jähriger Bankangestellter sein Liebesleben aufzupeppen. Er will von einer Kommode auf seine, ans Bett gefesselte Freundin springen, um sie aus den Fängen eines fiktiven Bösewichts zu befreien. Dabei verfehlt der Banker das Bett, bricht sich beim Aufprall den Arm und wird ohnmächtig. Die nackte Frau hört einen dumpfen Schlag, wegen ihrer Augenbinde kann sie jedoch nichts sehen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als so lange um Hilfe zu rufen, bis die Feuerwehr kommt. Mitte der 1970er verbreiteten Schüler an amerikanischen Highschools die Geschichte. Keiner der Erzähler ließ Zweifel daran, dass es sich um einen Witz handelte. Der englische Erzählforscher Paul Smith verewigte sie schließlich in einem seiner Werke. Seither wird die Geschichte von verschieden Medien auf aller Welt immer wieder neu ausgemalt, mal mit Batman oder Superman, dann wieder mit Spiderman oder Tarzan in der Hauptrolle.
Tödlicher Pink-Floyd-Song
Nachdem der deutsche Tontechniker Peter Fischer Pink Floyds Erfolgsalbum „The Wall“ in nur einer Nacht abmischt, erhängt er sich auf dem Dachboden des Studios. Erst nach Erscheinen des Albums bemerkt die Band eine mysteriöse Veränderung in einem ihrer Songtexte: Statt „All In All It’s Just Another Brick In The Wall“ singt der Kinderchor die deutschen Wörter „Hol ihn, hol ihn unters Dach“. Schnell fällt der Verdacht auf den ehemaligen Tontechniker. Untersuchungen ergeben, dass er seine Kindheit in einem Waisenhaus verbrachte. Dort wurde er schwer misshandelt und häufig auf dem Dachboden eingesperrt. Je nach Version verändert sich der Name des Technikers von Peter Fischer zu Helmut Schlosser. Einige Quellen behaupten auch, der Techniker missbrauchte früher Kinder auf dem Dachboden und erhängte sich erst, als er die Textstelle hörte. Die Geschichte ist natürlich frei erfunden, der Kinderchor singt auf jeder Aufnahme den Originaltext. Eine gewisse klangliche Ähnlichkeit zur deutschen Sprache sorgt für die Verwirrung einiger Hörer. Denn Sprache wird nicht von jedem Hörer gleich verstanden, je nach geographischer oder dialektaler Herkunft können neue Bedeutungen entstehen.
Eine Amerikanerin packt ihre Katze zum Trocknen in die Mikrowelle. Die Katze stirbt und die Besitzerin verklagt den Hersteller, weil ein entsprechender Sicherheitshinweis fehlt. Prompt erhält sie einen millionenschweren Schadenersatz. Kommt ihnen diese Geschichte auch bekannt vor? Tatsächlich hat es einen solchen Fall nie gegeben. Die Geschichte ist pure Erfindung. Trotzdem wird sie überall auf der Welt als wahre Geschichte erzählt.
Jemand aus dem Bekanntenkreis hat es erlebt
Der Fall der Katze in der Mikrowelle ist ein klassisches Beispiel für eine sogenannte urbane Legende, die auch als Wandersage oder Großstadtmythos bezeichnet wird. Urbane Legenden verbreiten sich in der Regel durch Weiterzählen im Freundeskreis: Angeblich hat ein Freund von einem Freund, der Bruder eines Kollegen oder eine Freundin der Tante die Geschichte selbst erlebt, und so wird sie wieder weitererzählt. Dass jemand aus dem erweiterten Bekanntenkreis sie erlebt hat, macht die Geschichte glaubhaft – obwohl derjenige, der die Geschichte erlebt haben soll, jedoch stets unauffindbar bleibt.
Viele Legenden verbreiten sich über das Internet
Das Internet beschleunigt die Verbreitung solcher Mythen heute um ein Vielfaches. Mit einem Tastendruck versenden sich die absurdesten Legenden quer über den Globus. Einmal in die Welt gesetzt, ist eine urbane Legende kaum noch aufzuhalten. Auch Bücher und Filme wie „Düstere Legenden“ oder „Akte X“ sorgen dafür, dass sich die Mythen tief ins kollektive Gedächtnis brennen.
Horrorgeschichten sprechen unsere Gefühle an
Klassische Themen der modernen Sagen sind Angst, Ekel, Empörung oder Eifersucht. „Je gruseliger die Geschichte ist, desto schneller und weiter verbreitet sie sich“, sagt Bernd Harder, Wissenschaftsjournalist und Autor von „Das Lexikon der Großstadtmythen“. „Befürchtungen, Ängste, Vorurteile – solche Gefühle nehmen in diesen Geschichten Gestalt an. Und weil jeder von uns gerne etwas zu erzählen hat, sei es morgens in der Arbeit oder abends zu Hause, werden diese Geschichten immer weiter getragen.“
Kein Phänomen der Neuzeit
Urbane Legenden sind kein Phänomen der Neuzeit. Viele haben ihren Ursprung in Märchen wie „Hänsel und Gretel“ und haben eine zeitlose Botschaft, beispielsweise: Passt auf eure Kinder auf, damit ihnen nicht etwas Schreckliches passiert. Einige Mythen lassen sich bis in die Fünfzigerjahre zurückverfolgen. Über die Jahrzehnte hinweg wurden sie immer wieder verändert, aktualisiert oder ausgeschmückt.
Wie erkennt man eine Geschichte als modernen Mythos?
Ein sicheres Kennzeichen für eine Wandersage ist der Variantenreichtum, mit dem sie weitergegeben wird. Mal ist der Schauplatz ein Einkaufszentrum, dann ein Taxi oder ein Fastfood-Restaurant. Das zweite Erkennungsmerkmal ist die vage Quelle, die nie wirklich festzustellen ist. Schließlich ist allen Legenden gemeinsam, dass sie in erster Linie unsere Gefühle ansprechen, allen voran menschliche Ängste. Doch wer auch nur ein paar Sekunden nachdenkt, kann den Geschichten meist nur wenig Glaubwürdiges abgewinnen.