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Urbane Legenden: Die Schauergeschichten der Gegenwart

Foto: Imago / CHROMORANGE

Urbane Legenden: die Schauergeschichten der Gegenwart

Es ist eine gruselige Geschichte, und sie ist einem Freund von einem Freund passiert: So beginnt manch modernes Schauermärchen. Die angeblich wahren Horrorstorys werden auch als urbane Legenden oder Großstadtmythen bezeichnet. Warum sind sie so beliebt? Und wie verbreiten sie sich?

Eine Amerikanerin packt ihre Katze zum Trocknen in die Mikrowelle. Die Katze stirbt und die Besitzerin verklagt den Hersteller, weil ein entsprechender Sicherheitshinweis fehlt. Prompt erhält sie einen millionenschweren Schadenersatz. Kommt ihnen diese Geschichte auch bekannt vor? Tatsächlich hat es einen solchen Fall nie gegeben. Die Geschichte ist pure Erfindung. Trotzdem wird sie überall auf der Welt als wahre Geschichte erzählt.

Jemand aus dem Bekanntenkreis hat es erlebt

Der Fall der Katze in der Mikrowelle ist ein klassisches Beispiel für eine sogenannte urbane Legende, die auch als Wandersage oder Großstadtmythos bezeichnet wird. Urbane Legenden verbreiten sich in der Regel durch Weiterzählen im Freundeskreis: Angeblich hat ein Freund von einem Freund, der Bruder eines Kollegen oder eine Freundin der Tante die Geschichte selbst erlebt, und so wird sie wieder weitererzählt. Dass jemand aus dem erweiterten Bekanntenkreis sie erlebt hat, macht die Geschichte glaubhaft – obwohl derjenige, der die Geschichte erlebt haben soll, jedoch stets unauffindbar bleibt.

Viele Legenden verbreiten sich über das Internet

Das Internet beschleunigt die Verbreitung solcher Mythen heute um ein Vielfaches. Mit einem Tastendruck versenden sich die absurdesten Legenden quer über den Globus. Einmal in die Welt gesetzt, ist eine urbane Legende kaum noch aufzuhalten. Auch Bücher und Filme wie „Düstere Legenden“ oder „Akte X“ sorgen dafür, dass sich die Mythen tief ins kollektive Gedächtnis brennen.

Horrorgeschichten sprechen unsere Gefühle an

Klassische Themen der modernen Sagen sind Angst, Ekel, Empörung oder Eifersucht. „Je gruseliger die Geschichte ist, desto schneller und weiter verbreitet sie sich“, sagt Bernd Harder, Wissenschaftsjournalist und Autor von „Das Lexikon der Großstadtmythen“. „Befürchtungen, Ängste, Vorurteile – solche Gefühle nehmen in diesen Geschichten Gestalt an. Und weil jeder von uns gerne etwas zu erzählen hat, sei es morgens in der Arbeit oder abends zu Hause, werden diese Geschichten immer weiter getragen.“

Kein Phänomen der Neuzeit

Urbane Legenden sind kein Phänomen der Neuzeit. Viele haben ihren Ursprung in Märchen wie „Hänsel und Gretel“ und haben eine zeitlose Botschaft, beispielsweise: Passt auf eure Kinder auf, damit ihnen nicht etwas Schreckliches passiert. Einige Mythen lassen sich bis in die Fünfzigerjahre zurückverfolgen. Über die Jahrzehnte hinweg wurden sie immer wieder verändert, aktualisiert oder ausgeschmückt.

Wie erkennt man eine Geschichte als modernen Mythos?

Ein sicheres Kennzeichen für eine Wandersage ist der Variantenreichtum, mit dem sie weitergegeben wird. Mal ist der Schauplatz ein Einkaufszentrum, dann ein Taxi oder ein Fastfood-Restaurant. Das zweite Erkennungsmerkmal ist die vage Quelle, die nie wirklich festzustellen ist. Schließlich ist allen Legenden gemeinsam, dass sie in erster Linie unsere Gefühle ansprechen, allen voran menschliche Ängste. Doch wer auch nur ein paar Sekunden nachdenkt, kann den Geschichten meist nur wenig Glaubwürdiges abgewinnen.

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