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Leuchtfeuer, Rauchzeichen, Buschtrommel: So telefonierten Menschen früher

Foto: iStock / George Burba

Leuchtfeuer, Rauchzeichen, Buschtrommel: So telefonierten Menschen früher

Heute sind wir immer und überall erreichbar. Doch früher mussten sich Menschen so einiges einfallen lassen, um Nachrichten schnell und über weite Strecken hinweg zu überbringen.
Schon in der Antike, Jahrtausende bevor das Telefon erfunden wurde, kommunizierten die Menschen über weite Strecken hinweg. Die Nachrichten waren zwar simpel, doch von großer Bedeutung: Sie entschieden über Sieg oder Niederlage, vermehrten Macht und Vermögen oder retteten das Schicksal vieler Menschen.

Gigantische Lichterkette

Troja, 1184 vor Christus: Dank eines riesigen Holzpferdes hatten die Griechen den erbitterten Kampf um die antike Stadt gewonnen. Nun musste das 550 Kilometer entfernte Argos schnellstmöglich informiert werden. Dazu errichteten die Griechen eine Signalkette von Troja bis zu ihrer Heimatstadt, indem auf den höchsten Bergen riesige Holzstöße platziert und – im Falle eines Sieges – nacheinander entzündet wurden.

Innerhalb einer Nacht gelangte so die Nachricht vom Fall Trojas bis nach Griechenland. Das berichtet zumindest der griechische Dichter Aischylos in seinem Drama „Agamemnon“.

Um die Möglichkeiten der Fackelübertragungen zu optimieren, erfand Polybios um 150 vor Christus eine spezielle Codetabelle. Anders als beim Fall Trojas, bei der nur eine festgelegte Botschaft („Troja ist gefallen“) transportiert werden konnte, ermöglichte das neue Verfahren jede gewünschte Botschaft. Damit man genug Kombinationen für alle 24 Buchstaben des griechischen Alphabets hatte, benötigte man zwei separate Türme mit je fünf Fackeln.

Je nach Buchstabe wurden unterschiedliche Kombinationen der Fackeln entzündet, die von der nächsten Station erkannt und wiederum weitergeleitet wurden. Aufgrund des komplexen Aufbaus konnten selbst geübte Mannschaften nur acht bis zehn Buchstaben pro Minute übertragen, und die Sichtweite war je nach Wetterverhältnissen auch auf ein bis zwei Kilometer eingeschränkt. In manchen Fällen war da ein Reiter noch schneller als die Fackeltelegrafie.

Tricks der amerikanischen Ureinwohner

Eine der komplexesten frühen Kommunikationsmethoden besaßen die Indianer Nordamerikas. Mit ihren Rauchzeichen konnten sich verschiedene Stämme über Strecken von achtzig Kilometern austauschen – und dazu brauchten sie nicht mehr als ein Feuer und eine Decke. Um für mehr Rauch zu sorgen, wurden nasses Gras und grüne Blätter hinzugegeben.

Das Feuer wurde mit einer Decke verhüllt und in unterschiedlich langen Abständen wieder aufgedeckt. Ähnlich wie beim Morsealphabet konnten so komplexe Nachrichten weitergegeben werden. Die einzelnen Buchstaben unterschieden sich nach Farbe, Größe und Länge der Rauchzeichen. Wichtige Aussagen wie „Feinde in der Nähe“ wurden beispielsweise durch zwei nebeneinanderliegende Feuersäulen dargestellt.

Bis heute ist die Tradition selbst in Europa zu finden: Bei jeder Papstwahl wird das Ergebnis über ein Rauchzeichen an die Außenstehenden mitgeteilt. Genau wie bei den Indianern werden verschiedene Substanzen in das Feuer gemischt, um die Farbe zu verändern. Bei erfolgloser Papstwahl ist der Rauch schwarz. Gibt es einen neuen Gottesvertreter, wird nasses Stroh ins Feuer gegeben und der Rauch wird weiß.

Die Natur nutzen

Neben den Rauchzeichen entwickelten die Indianer noch weitere Kommunikationsmöglichkeiten. Jahrhundertlang beobachteten sie sorgfältig die Natur und entwickelten ein besonders einfallsreiches Nachrichtenübertragungsverfahren, das die weißen Eroberer nicht entschlüsseln konnten.

Dazu machten sie sich die Verhaltensweisen der nordamerikanischen Aasgeier zunutze. Um das Flugverhalten des Aasgeiers zu beeinflussen, legten sie Aasfleisch in bestimmten Abständen auf dem Boden aus. Die anderen Stämme konnten am Flug des Adlers erkennen, was der andere Stamm mitteilen wollte. So hatten weite Kreise oder bestimmte Formen verschiedene, vorher festgelegte Bedeutungen.

Auch auf dem afrikanischen Kontinent wurden kluge Kommunikationsmethoden entwickelt. Als europäische Expeditionen im 19. Jahrhundert den unbekannten Dschungel erforschten, staunten sie nicht schlecht: Die Ureinwohner schienen die Neuankömmlinge bereits zu erwarten. Schon vor Stunden hatten sie von der Ankunft der fremden weißen Männer erfahren.

Mithilfe eines speziellen Instruments konnten die einzelnen Stämme über weite Strecken miteinander kommunizieren: Die auch als „Buschtrommel“ bekannte Nachrichtentrommel ermöglicht die Übertragung von gesprochenen Worten in rhythmisches Trommeln. Unter Idealbedingungen konnten Nachrichten so bis zu acht Kilometer weit verbreitet werden. Auch heute redet man deshalb noch vom „Buschfunk“.

Tierische Postboten

Auch Tiere waren schon immer beliebt, um Nachrichten zu übermitteln. Schon in der Bibel nutzte Noah den ausgeprägten Orientierungssinn der Tauben: Um nach neuem Land zu suchen, sandte er eine aus – und wenig später kehrte sie mit einem Ölzweig in den Füßen zurück und verkündete damit das Ende der Sintflut. Ähnlich wie Zugvögel orientieren sich Brieftauben am Stand von Sonne oder den Sternen sowie am Magnetfeld der Erde.

Bis in den Zweiten Weltkrieg wurden Brieftauben für die Kommunikation von Regierungen, Soldaten und Geschäftsleuten eingesetzt. Vom Taubenschlag wurden die Vögel zu ihrem Einsatzort gebracht und dort mit einer Nachricht bestückt. Diese brachten sie zurück in ihren Heimatort.

Wie leistungsfähig Brieftauben sind, zeigt die wohl berühmteste Brieftaube „G.I. Joe“ aus dem Zweiten Weltkrieg: Als alle Kommunikationswege scheiterten, schaffte die Brieftaube den dreißig Kilometer langen Weg von der Front zum US-Truppenstützpunkt in nur zwanzig Minuten und verhinderte den tödlichen Eigenbeschuss durch amerikanische Bomber. Sie rettete damit über hundert Soldaten und tausende Zivilisten.

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