Viele Menschen haben das Gefühl, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Auf der ganzen Welt haben Wissenschaftler die so genannten „lunaren Effekte“ auf den Menschen untersucht. Was steckt tatsächlich dahinter?
Viele Menschen haben das Gefühl, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Manche glauben, dass sich die Gravitation des Mondes auf unseren Schlaf auswirkt. Andere wiederum sind der Ansicht, das helle Licht sei für die Schlaflosigkeit verantwortlich. Auf der ganzen Welt haben Wissenschaftler die so genannten „lunaren Effekte“ auf den Menschen untersucht. Was steckt tatsächlich dahinter?
Nur Ozeane sind betroffen
Wenn der Mond durch seine Anziehungskraft die Ozeane bewegen kann, wieso sollte er dann nicht auch Einfluss auf unseren Körper haben? Immerhin besteht der menschliche Körper zu siebzig Prozent aus Wasser. Doch Wissenschaftler sind sich einig: Der Mond hat nicht genug Kraft, um unser Schlafverhalten zu beeinflussen. Die Anziehungskräfte können zwar in den Ozeanen nachgewiesen werden, doch auf das Wasser in den winzigen Körperzellen des Menschen hat der Mond keinen Einfluss.


Bei Vollmond steht die Erde genau zwischen Sonne und Mond. Die Sonne scheint also an der Erde vorbei auf den Erdtrabanten. Im Sommer, wenn die Sonne einen hohen Bogen am Himmel bestreitet und die Tage besonders lang sind, bewegt sich der Vollmond in der kurzen Nacht entlang einer relativ flachen Bahn am Himmel. Umgekehrt ist die Sonnenbahn im Winter flach, dafür steht dann der Mond höher am Himmel.
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Kehrt der Mond uns nie den Rücken zu? Nein! Das liegt daran, dass er für eine Drehung um sich selbst genauso lange braucht wie für den Umlauf um die Erde, die sogenannte gebundene Rotation. Der Rücken des Mondes ist dann dunkel, wenn wir von der Erde aus den Vollmond sehen. Bei Neumond – also wenn der Mond zwischen Erde und Sonne steht – ist die Rückseite in grelles Sonnenlicht getaucht. Für uns ist dieser dann unsichtbar, weil er mit der dunklen Seite zu uns zeigt. Dass auch sein Rücken entzücken kann, wissen wir seit 1959, als die sowjetische Raumsonde Lunik 3 ihn umkreiste und von hinten fotografierte.
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Ob in Europa, Asien oder Amerika: Vollmond ist immer und überall. Zu unterschiedlichen Lokalzeiten sieht er innerhalb von 24 Stunden von überall aus gesehen gleich aus. Anders beim Halbmond: Da die Bewohner der südlichen Halbkugel zum Beispiel von uns aus gesehen, auf dem Kopf stehen, sieht bei ihnen der zunehmende Mond aus wie bei uns der abnehmende.
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Wenn der Mond der Erde einmal im Jahr ganz nahe kommt, erscheint er aus unserer Sicht größer und heller. Der letzte sogenannte Super-Vollmond war am 2. Januar. Zu den Schwankungen kommt es, weil der Mond nicht kreis- sondern ellipsenförmig um die Erde kreist.
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Wissenschaftler können seit letztem Jahr belegen, dass bei Vollmond die Menschen schlechter und kürzer schlafen. Forscher der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel hatten in einer Studie verschiedene Aspekte des Schlaf-Wach-Rhythmus an insgesamt 33 Freiwilligen untersucht. Dabei analysierten sie Hirnaktivität, Augenbewegungen und Hormonveränderungen. Das Ergebnis: Die Versuchspersonen brauchten im Schnitt fünf Minuten länger, um einzuschlafen und hatten insgesamt 20 Minuten weniger Schlaf pro Nacht. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf einen sinkenden Melatonin-Spiegel. Das Hormon steuert die Schlaf- und Wachphasen.
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Eine britische Studie hat kürzlich bei einem Experiment mit 1.000 Freiwilligen herausgefunden, dass Vollmond auch für bizarre Träume verantwortlich ist. Die Probanden erzählten von Träumen als Batman, Drachenfliegen und Kaffeeklatsch mit George Clooney. Auch dafür soll das Hormon Melatonin verantwortlich sein, so der Psychologe Wiseman. Die Hirnaktivität der Testpersonen zeigte, dass die Länge des Tiefschlafs abnahm.
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Aber er sagt nicht „nein“, wenn wir fragend in den Himmel blicken. Das Ganze heißt Libration und ist kein tatsächliches Wackeln des Mondes, sondern hängt von unserem Blickwinkel ab. Das scheinbare Kopfschütteln entsteht so: Da der Mond die Erde umkreist, die Erde sich aber auch auf ihrer Bahn entlangbewegt, muss der Mond sie im Prinzip einholen. Dabei sehen wir ihn manchmal ein Stück von der Seite. Überholt er dann die Erde, können wir ein wenig vom anderen Rand seiner Rückseite sehen.
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Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht! Viele glauben im Mond ein Gesicht zu erkennen – mit ein wenig Fantasie ist das nicht schwierig. Aber die Berg- und Tallandschaft des Mondes erzeugt weitaus mehr Bilder in den Köpfen der Menschen. Je nach Kultur und Region ein anderes: Japaner beispielsweise sehen im Mond einen Hasen, viele Europäer einen alten Mann, der ein Bündel Reisig trägt. Andere glauben wiederum ein Krokodil zu erkennen.
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Lange glaubten die Menschen, dass bei Vollmond mehr Babys zur Welt kommen – bis Gynäkologen aus North Carolina 560.000 Geburten untersuchten und dies widerlegten. Allerdings ist der Gedanke gar nicht so weit hergeholt, denn das Mondlicht beeinflusst tatsächlich das Fortpflanzungsverhalten vor allem von Meerestieren, zum Beispiel den Meeresnacktschnecken. Der Mensch bleibt von den Kräften des Mondes verschont, da andere Faktoren der modernen Welt, wie beispielsweise elektrisches Licht, den Einfluss verdrängt.
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Die bekannten Full Moon Partys finden – wie der Name schon sagt – bei jedem Vollmond auf der thailändischen Insel Koh Pha-Ngan am Strand von Haad Rin statt. Was ursprünglich als kleine private Geburtstagsfeier Ende der 1980er begann entwickelte sich zum größten Touristen-Anziehungspunkt. Während die erste Generation der Besucher noch aus Aussteigern, Weltenbummlern, Post-Hippies und klassischen Rucksacktouristen bestand, sind heute auch Pauschaltouristen eine bedeutende Zielgruppe. Bis zu 40.000 Feiernde aus der ganzen Welt zieht das Massenspektakel jeden Monat an.
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Alles nur ein Mythos
Und was ist mit dem hellen Lichtschein des Vollmondes? Tatsächlich hat Licht einen Einfluss auf unseren Organismus: Es hemmt die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Das Vollmondlicht hat allerdings gerade einmal den Helligkeitsgrad einer Kerze – und bei weitem nicht genug Leuchtkraft, um unseren Schlaf zu stören. Hierzu wären künstliche Lichtquellen nötig. Psychologen erklären den „Vollmond-Mythos“ durch die selektive Wahrnehmung des Menschen. Wenn wir einmal in einer Vollmondnacht schlecht schlafen, prägt sich uns dieses Ereignis besonders gut ein. Unruhigem Schlaf in anderen Nächten schenken wir dagegen kaum Beachtung. Und auch unsere persönliche Einstellung hat Auswirkungen auf das Schlafverhalten: Allein die Vorstellung, dass eine schlaflose Nacht bevorsteht, kann uns schon den Schlaf rauben.