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Inseln aus Müll – die Schattenseite der Malediven

Foto: Envato / Twenty20photos

Inseln aus Müll – Die Schattenseite der Malediven

Der Tourismus gilt als eines der größten Umweltprobleme unserer Erde. Auch im auf den ersten Blick makellosen Urlaubsparadies Malediven muss Müll und Abwasser entsorgt werden. Verbrennungsanlagen und Deponieinseln reichen dort nicht aus – und das Meer leidet.

Tag der Erde (Earth Day) als Leitmotiv für mehr Umweltbewusstsein

Der 22. April 2022 wird in 175 Ländern als Tag der Erde gefeiert. Die Idee hinter dem Earth Day ist, für einen umweltbewussteren Lebensstil und nachhaltigeres Konsumverhalten zu werben. Er gilt als Leitmotiv für vielfältige Aktionen rund um das Spektrum des Umwelt- und Klimaschutzes.

Nach einem Vorschlag des US-Amerikaners John McConnel im Rahmn einer UNESCO-Konferenz wurde dieser Aktionstag 1970 erstmals durch Denis Hayes durchgeführt. In den USA wird an diesem Tag traditionellerweise die Friedensglocke geläutet. Auch im beliebten Luxusreiseziel Malediven soll der Tag zum Anlass genommen werden, ein Umdenken einzuleiten.

Schwelende Hölle im Paradies: Abfallentsorgung auf den Malediven

Nach offiziellen Angaben verursachen Urlauberinnen und Urlauber auf den südasiatischen Inselgruppen pro Kopf täglich 3,5 Kilogramm Müll, die 394.000 Malediver hinterlassen pro Kopf und Tag 1,2 Kilogramm. Dieser Müll muss entsorgt werden. Der Großteil des Abfalls der touristisch genutzten Inseln landet im Meer. Sogar Bauschutt von Hotels wird im Wasser versenkt oder vergraben.

Trotz des Verbots, Müll und ungeklärte Abwässer im (Meeres-)Boden versickern zu lassen, ist das nach wie vor die übliche Methode. Diese Vorgehensweise belastet nicht nur die Korallenriffe: Das schmutzige Sickerwasser gefährdet das lokale Trink- und Nutzwasserreservoir sowie das Grundwasser der Inseln.

Organischer Müll wie Küchenabfälle wird zu einem großen Teil kompostiert. Das Versenken kleiner Mengen dieser Art von Abfall wird als Teil eines natürlichen Kreislaufs gewertet. Größere Mengen sowie anorganischer, fester Abfall gehört allerdings nicht ins Meer und würde zudem durch Strömungen zurück an die Strände geschwemmt.

Obligatorisch betreibt jede maledivische Insel eine eigene Müllverbrennungsanlage. Die reicht aber bei weitem nicht aus, weshalb große Abfallmengen auf Nebeninseln gebracht und dort unkontrolliert verbrannt werden. Einwegmaterialien werden durch Kompaktoren gepresst. Die Hauptstadt Malé sowie einige nahegelegene Inseln nutzen das Eiland Thilafushi als Mülldeponie unter anderem, um das Altöl der zahlreichen Boote zu entsorgen.

Fehlendes Abwassersystem bringt das Ökosystem zusätzlich aus der Balance

Für zusätzliche Umweltverschmutzung sorgt die fehlende Kanalisation. Nicht mal die Hauptinsel Malé hat eine Kläranlage. Das Abwasser wird direkt in tiefere Schichten des Meeres geleitet. Auch hier wird das Risiko hingenommen, neben dem Grundwasser und dem lokalen Trink- und Nutzwasserreservoir auch die Umwelt zu gefährden, indem das Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Aus dem Himmel wird so früher oder später eine Hölle auf Erden.

Das Abfall- und Abwasserproblem kann nur durch Vermeidung, Wiederverwertung und durch die Ausschiffung nicht verwertbarer Abfälle verbessert werden. Zudem sind die Inseln auf die Kooperation von Reiseveranstaltern, sensibilisierten Touristen und diesbezüglich geschultem Personal angewiesen.

Umweltbewusster Tropen-Traum: Die Seychellen

Gut 2150 Kilometer Luftlinie entfernt von den Malediven liegen die Seychellen im indischen Ozean. Sie gelten in Sachen Öko-Tourismus als Vorreiter. Von der Gruppierung aus 115 kleinen und größeren Inseln sind 21 bewohnt und 17 werden touristisch genutzt. 60 Prozent der Gesamtfläche steht unter Naturschutz. Strenge Bauvorschriften sowie Auflagen für Abwasser- und Müllentsorgung schützen die natürlichen Schätze der Inselwelt. Angefangen hat die ökologische Idee mit der Ernennung des Aldabra-Atolls zum Naturreservat und der Gradierung zum UNESCO-Welterbe im Jahr 1982. Seither haben sich umliegende Korallenriffe sichtbar erholt.

Doch auch hier löst sich der Müll natürlich nicht einfach in Luft auf: Laut einer Studie der ETH Zürich aus dem Jahr 2017 werden allein auf der Hauptinsel Mahé jährlich 70.000 Tonnen Abfall produziert – das sind pro Kopf etwa 970 Kilo im Jahr bzw. rund 2,7 Kilo täglich.

Im Gegensatz zur Abfallentsorgung auf den Malediven ist die Hauptdeponie der Seychellen immerhin mit einer Abdichtung gegen den Untergrund versehen. Das schmutzige Sickerwasser wird zudem in einer Kläranlage gereinigt. Die Regierung überlegt, weitere Abfallbehandlungsformen wie Verbrennung, Vergärung und vermehrtes Recycling einzuführen. Zudem ist sie offen für den möglichen Bau einer Biogasanlage, mit der Abfälle künftig in Energie umgewandelt werden könnten.

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