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Asteroidenabwehr: Wie wir den Weltuntergang stoppen könnten

Foto: NASA/Bill Ingalls

Asteroidenabwehr: Wie wir den Weltuntergang stoppen könnten

Wir könnten Asteroidenabwehrsysteme, wie DART, bald dringend benötigen. Denn in Erdnähe werden stetig neue Asteroiden entdeckt.

Die SpaceX-Falcon 9-Rakete startet am Dienstag, 23. November 2021 mit dem Double Asteroid Redirection Test (DART) an Board.

Das Ziel der Mission heißt Didymos, griechisch für Zwilling. Der Name kommt von seiner binären Beziehung mit dem kleineren Asteroidenmond Dimorphos, übersetzt „der Zweiförmige“. Obwohl die zwei rotierenden Asteroiden Millionen von Kilometern von der Erde entfernt sind, zählen sie zu den sogenannten „erdnahen Objekten“, auch „Near Earth Objects“ oder NEOs genannt.

Bekannt sind die beiden Asteroiden schon seit 1996. Seitdem ist auch klar, dass sie keine akute Gefahr für die Erde darstellen. Dennoch startete am 24. November die DART Sonde (Double Asteroid Redirection Test, auf Deutsch: eine Doppel-Asteroid-Neuausrichtungs-Test-Sonde), um die Gesteinsbrocken aus dem Weg zu schubsen.

Millimeter machen den Unterschied in der Asteroidenabwehr

Im September 2022, fast ein Jahr nach dem Start der Mission in Kalifornien, wird DART auf Dimorphos treffen. Mit einer Spannweite von knapp 22 Metern inklusive Solarpanelen soll die Sonde den 160 Meter durchmessenden Asteroiden aus seiner Umlaufbahn katapultieren.

Man kann sich das so vorstellen, als würde ein Pkw gegen ein Fußballstadion prallen und damit die Ausrichtung des Stadions verändern. Denn selbst Änderungen von wenigen Millimetern pro Sekunde bewirken im Laufe der Jahre große Abweichungen vom Kurs. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 23.000 Kilometern pro Stunde soll die Sonde den Asteroidenmond 11 Millionen Kilometer von der Erde entfernt aus dem Weg schaffen.

Nicht alle gefährlichen Asteroiden sind bekannt

Klar ist, dass weder Didymos noch sein Mond für die Erde eine Bedrohung darstellen. Berechnungen zufolge kommen Didymos und Dimorphos der Erde erst im November 2123 mit einem Abstand von 5,9 Millionen Kilometern ansatzweise nahe. Dennoch betonen Weltraumbehörden die Wichtigkeit der Mission. Denn Asteroideneinschläge können ganze Spezies auslöschen.

Vor mehr als 66 Millionen Jahren schlug ein Asteroid von geschätzten zehn Kilometern Durchmesser auf die Erde ein. Die Mehrheit der Expertinnen und Experten glaubt, dass der Aufprall zu einem Massensterben führte, bei dem auch die meisten Dinosaurierarten ausgelöscht wurden. Doch eine Kollision mit einem Asteroiden dieser Größe ist eine extreme Seltenheit.

Laut NASA sind alle erdnahen Objekte von einem Kilometer Durchmesser und mehr bekannt. Himmelskörper dieser Größe werden in den kommenden Jahrhunderten nicht mit der Erde zusammenprallen. Laut NASA hätte aber bereits die Kollision mit einem erdnahen Objekt von mehr als 140 Metern Durchmesser dramatische kontinentale Auswirkungen, wie zum Beispiel Druckwellen, Hitzestrahlung, Erdbeben und Tsunamis. Von Asteroiden dieser Größenordnung sind laut NASA nur 40 Prozent bekannt. Wir wissen also nicht genau, ob uns früher oder später gefährliche erdnahe Objekte treffen könnten.

Mehrere Kollisionen in den letzten 25 Jahren

Obwohl einige nun denken werden, dass Asteroiden- und Meteoriteneinschläge prähistorische Ereignisse sind, beobachteten Weltraumforscherinnen und -forscher immer mehr Vorfälle. Das liegt auch daran, dass sich die Technologien zur Beobachtung von Einschlägen weiterentwickelt haben.

1994 traf ein Komet namens Shoemaker-Levy auf Jupiter, den größten Planeten unseres Sonnensystems. Dessen Fragmente setzten die Energie von mehr als 300 Millionen Atombomben frei. Ein Ereignis wie dieses käme auf der Erde dem Ende unserer Zivilisation gleich. Aufgrund des Ereignisses beauftragte der US-Kongress die NASA damit, erdnahe Objekte aufzuspüren und zu dokumentieren. Auch Hollywood reagierte auf das kosmische Ereignis. Filme wie „Armageddon“ und „Deep Impact“ nahmen es allerdings mit den wissenschaftlichen Hintergründen nicht so genau.

Asteroideneinschlag als reale Gefahr

In der russischen Uralregion schlug 2013 ein Meteor ein. Der Aufprall setzte mindestens 40-mal mehr Energie frei als die Atombombe auf Hiroshima. Mit etwa 20 Metern Durchmesser war der Meteor wesentlich kleiner, als der Asteroidenmond Dimorphos. Doch eine Kollision mit Himmelskörpern ähnlicher Dimensionen kommt häufiger vor und geschieht etwa ein bis zweimal im Jahrhundert.

Um solche Szenarien zu vermeiden, startete die NASA die DART-Sonde, die die gezielte Asteroidenabwehr zum ersten Mal auf den Prüfstand stellt. Gleichzeitig arbeitet die Wissenschaft an weiteren Abwehrmechanismen wie der Zersprengung von kleineren Meteoriten oder der Platzierung von Segeln auf Asteroiden, um diese durch Sonnenwind aus ihrer Bahn zu lenken.

Keines der Projekte sieht Missionen wie aus Hollywoodfilmen vor, in denen bemannte Raketen in anstürmende Asteroiden krachen. Dennoch scheint die Notwendigkeit einer Abwehr der vermehrt entdeckten erdnahen Objekte zu wachsen. Ob der erste Test funktioniert, können Neugierige bei der Live-Übertragung des Treffens von DART und Dimorphos nachverfolgen.

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