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Zugvögel: Pendler zwischen den Welten

Foto: iStock / naotoshinkai

Zugvögel: Pendler zwischen den Welten

Jahr für Jahr gehen weltweit etwa fünfzig Milliarden Zugvögel auf die Reise, um zwischen ihrer Brutheimat und ihren Winterquartieren hin- und herzupendeln. Ihre Zugrouten umspannen den ganzen Erdball. Doch wie schaffen sie es, zurückzukehren?

Jedes Jahr wiederholt sich eines der faszinierendsten Schauspiele der Natur: Etwa fünfzig Milliarden Zugvögel begeben sich weltweit auf die Reise. Sie pendeln zwischen ihrer Brutheimat, in der sie im Sommer ihre Jungen aufziehen, und ihrem Winterquartier.

Dafür fliegen sie über Ozeane, Wüsten und Gebirge, manchmal Wochen und Monate lang, trotz Hunger, glühender Hitze oder bitterer Kälte. Wie wir Menschen besitzen Zugvögel eine „innere Uhr“, die ihr Leben von Geburt an dirigiert. Sie signalisiert den Tieren, wann es Zeit ist, im Herbst wegzuziehen und im Frühjahr zurückzukommen. Im Erbgut ist außerdem programmiert, wohin und wie lange die Vögel fliegen.

Rückkehr in die Heimat

Viele Arten, wie zum Beispiel die einheimische Rauchschwalbe, überwintern in Afrika. Hauptgrund dafür ist die Nahrungsknappheit in den Wintermonaten. Ab dem Herbst fehlen die Insekten, von denen sich Zugvögel hauptsächlich ernähren. Doch sobald das Frühjahr und die Brutzeit nahen, ziehen die Vögel zurück in den Norden.

Das Nahrungsangebot in Afrika reicht nicht dafür aus, dass einheimische und zugewanderte Tiere ihre Jungen aufziehen können. So kehren die Zugvögel an den Ort zurück, an dem sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. In dieser Brutheimat paaren sie sich, brüten und ziehen ihre Jungen auf.

Von Afrika aus fliegen die Zugvögel über zwei Routen zurück nach Deutschland. Die eine führt von Westafrika über Gibraltar nach Europa, die andere von Ostafrika über Israel und die Türkei. Diese beiden Routen werden häufig von großen Vögeln geflogen, da sie ähnlich wie Drachenflieger die Aufwinde nutzen, um über längere Strecken gleiten zu können. Kleinere Vögel dagegen flattern und sind nicht auf die Thermik angewiesen. Sie ziehen nicht über bestimmte Routen in den Norden, sondern fliegen über die Sahara und das offene Mittelmeer.

Eine Reise nach Plan

Viele Zugvögel wandern allein und sind hauptsächlich nachts unterwegs. Gänse und Kraniche dagegen fliegen in Familienverbänden. Gänse fliegen meist in sogenannten V-Formationen, die kräftigsten und erfahrensten Tiere vorneweg. Bei dieser Formation sparen alle Mitglieder der Gruppe Energie: Jeder Vogel nutzt den Aufwind, der hinter den Flügeln des Vorausfliegenden entsteht. Bevor sie losziehen, legen sie sich ein dickes Fettdepot an. Diese Reserven reichen größeren Vögeln meist als einzige Energiequelle. Die kleineren Tiere müssen jedoch zusätzlich unterwegs Nahrung aufnehmen.

Auf ihrer Reise orientieren sich die Zugvögel am Stand der Sterne und der Sonne sowie an den Magnetfeldlinien der Erde. Die Fähigkeit, sich die Sterne einzuprägen, erlangen die Tiere bereits kurz nachdem sie geschlüpft sind. Außerdem können sie am Stand der Sonne ableiten, wo sie sich gerade befinden.

Erstaunlich ist, wie sich Zugvögel tagsüber bei bedecktem Himmel orientieren: Sie können, ähnlich wie Insekten, Licht am Himmel erkennen, das für den Menschen nicht sichtbar ist. Daraus schließen sie auf den Sonnenstand. Zudem sind Zugvögel in der Lage, die Magnetfeldlinien unserer Erde wahrzunehmen. Deren Einfallswinkel können die Tiere spüren und sich daran orientieren. Selbst Jungvögel finden so ihr Ziel.

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