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Wie viel Mikroplastik essen wir eigentlich?

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Wie viel Mikroplastik essen wir eigentlich?

Jeder weiß, dass Plastik nicht nur für die Umwelt schädlich ist – auch in unseren Körper landen Partikel, die unsere Gesundheit gefährden können. Wie prekär die Situation wirklich ist, verdeutlichen die folgenden Fakten.
Überall Plastik
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Überall Plastik

Plastikstrudel im Meer, Mikroplastik in Lebensmitteln und Müllberge dank des To Go-Trends – wir wissen, dass die Verpackung unsere Umwelt verschmutzt und sogar unserer Gesundheit schadet. Doch wie akut ist die Lage wirklich? Wir verdeutlichen den Plastikwahnsinn in Zahlen.

Wie lange hält Plastik?
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Wie lange hält Plastik?

Plastik wird für seine Beständigkeit geschätzt – doch das ist Fluch und Segen zugleich. Eine Einkaufstüte etwa benötigt zehn bis 20 Jahre, bis sie im Meer in Kleinstteile zerfällt, ein Styroporbecher 50 Jahre und eine PET-Flasche sogar 450 bis 500 Jahre. Trauriger Spitzenreiter ist eine Angelschnur mit 600 Jahren. Sogar sogenannte komposttierbare Bio-Plastiktüten benötigen mehr als drei Jahre und haben deshalb im Biomüll oder auf dem Kompost nichts zu suchen.

Wir essen wöchentlich eine Kreditkarte Mikroplastik
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Wir essen wöchentlich eine Kreditkarte Mikroplastik

Die Zahlen sind erschreckend: Australische Forscher der Universität im Newcastle fanden im Auftrag von WWF heraus, dass jeder fünf Gramm Mikroplastik (Plastikteilchen unter fünf Millimeter) zu sich nimmt und zwar wöchentlich. Die Menge entspricht etwa einer Kreditkarte. Aber wie gelangt Mikroplastik in unseren Körper? Über die Nahrung, Trinkwasser und sogar über die Atemluft. Welche gesundheitlichen Folgen das nach sich ziehen kann, ist noch nicht ausreichend erforscht. Forscher vermuten, dass die Partikel Entzündungen und Allergien auslösen können und so vielleicht Krankheiten begünstigen.

Woher kommt Mikroplastik?
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Woher kommt Mikroplastik?

Verschiedene Forscher gehen davon aus, dass in Deutschland jedes Jahr zwischen 330.000 bis etwa 450.000 Tonnen Mikroplastik entstehen. Der größte Verursacher sind Autoreifen – etwa ein Drittel entfällt auf deren Abrieb. Mit Abstand folgen auf den nächsten Plätzen Abfall, überwiegend Plastikreste im Kompost und Biomüll, Abrieb von Asphalt (Bitumen) und Schuhen sowie Sportplätze. Auch Kleinstteilchen in Kosmetik wie Peelings, sowie Partikel, die Kunststofffaserklamotten beim Waschen abgeben, spielen eine Rolle.

Tödliche Luftballons
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Tödliche Luftballons

Zu Hochzeiten, Jubiläen und Geburtstagen lassen viele zur Feier des Tages Helium gefüllte Luftballons steigen – mit verheerenden Folgen für Vögel und Meerestiere. Australische Forscher untersuchten über 1.700 verstorbene Vögel und fanden heraus, dass jeder Dritte Plastik im Magen hatte. Weiches Plastik wie bei den Ballons ist für die Tiere am tödlichsten, weil es den Magen-Darm-Trakt deutlich häufiger verstopft als hartes Plastik. Zahlreiche niederländische Städte und Gemeinden haben reagiert und das Steigenlassen von Luftballons mittlerweile verboten.

Wie viel Müll entsteht für den To Go-Trend?
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Wie viel Müll entsteht für den To Go-Trend?

Schnell unterwegs einen Kaffee trinken? Allein in Berlin landen jede Stunde 20.000 Becher im Müll. Deutschlandweit sind es 2,8 Milliarden im Jahr – nur für die Herstellung der Becher werden 1,5 Milliarden Liter Wasser verwendet und 3.000 Tonnen Rohöl fließen in die Produktion. Dabei entstehen 11.000 Tonnen CO2 und schlussendlich 40.000 Tonnen Abfall.

Europäischer Vergleich
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Europäischer Vergleich

In der Europäischen Union fallen jährlich 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an, im Durchschnitt verursacht jeder Europäer 24 Kilogramm davon. Deutschland liegt deutlich über dem Durchschnitt und belegt Platz 4 der Müllproduzenten, nur Estland, Luxemburg und Irland verbrauchen noch mehr Plastik. Am wenigsten verursachen Kroaten, Bulgaren und Griechen. Um Plastikmüll zu sparen, verbietet die Europäische Union ab 2021 Einweggeschirr wie Teller, Besteck, Strohhalme, außerdem Luftballonstäbchen und Wattestäbchen aus Kunststoff.

Positiver Plastiktüten-Trend
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Positiver Plastiktüten-Trend

Dass die meisten Supermärkte und Einkaufsläden eine kleine Gebühr für Plastiktüten verlangen, hat sich positiv auf die Nutzung ausgewirkt: Während 2016 jeder Bundesbürger noch 45 neue Plastiktüten im Jahr benötigte, waren es 2018 nur noch 24 pro Kopf – der Verbrauch wurde fast halbiert. Leider gilt als das nicht für die dünnen Plastiktüten aus der Obst- und Gemüseabteilung, 37 Beutel verwendete jeder Deutsche 2018, damit bleibt der Verbrauch fast unverändert.

Wie entwickelt sich die Anzahl der Plastikteile im Meer?
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Wie entwickelt sich die Anzahl der Plastikteile im Meer?

Inzwischen gibt es im Meer ganze Plastikstrudel – bis jetzt wurden offiziell fünf Stück davon ausfindig gemacht. Enorme Mengen von Plastik treiben als riesige Müllberge durch die Ozeane. Und die Menge nimmt stetig zu: Jede Minute gelangt eine komplette LKW-Ladung Plastik ins Meer. Auch die Prognose ist beängstigend: Bis 2030 soll sich die Menge an Plastikteilen im Meer verdoppeln, bis 2050 vervierfachen. Das würde bedeuten, dass 2050 mehr Plastikteilchen im Meer schwimmen als Fische.

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