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Wie lässt man einen Schmerz ins Leere laufen?

Foto: Envato / prathanchorruangsak

Wie lässt man einen Schmerz ins Leere laufen?

Unser Gehirn entscheidet darüber, welche Schmerzreize es verarbeitet und welche nicht. Können wir diesen Vorgang auch aktiv steuern?

Schmerzen sind im Grunde nichts weiter als das, was unser Gehirn aus den Informationen von Schmerzrezeptoren macht. Kann man also Schmerzen ausschalten, indem man das Gehirn überlistet?

Diese Frage stellten sich Forscher des University College London und starteten ein Experiment. Ihr Ziel: Sie wollten das Gehirn verwirren, es an den Informationen der Schmerzrezeptoren zweifeln lassen. Was auf den ersten Blick kompliziert wirkt, stellte sich schnell als einfaches Unterfangen heraus.

Gekreuzte Arme beeinflussten die Verarbeitung von Schmerzreizen

Tatsächlich reichte es, dass die Probanden, denen Schmerzen zugefügt werden, eine ungewöhnliche Körperhaltung einnahmen – und zwar mit gekreuzten Armen. Die Forschenden verwendeten einen Laserstrahl, um einen vier Millisekunden dauernden Nadelstich in die Hände von acht Personen zu erzeugen. Der Test wurde dann mit gekreuzten Armen wiederholt. Hierbei wurden die Hirnströme der Probanden mithilfe von Elektroenzephalographie (EEG) gemessen.

Versuchspersonen mit gekreuzten Armen erwiesen sich im Experiment als deutlich schmerzresistenter als solche in normaler Haltung. Die veränderte Körperhaltung schien die Weiterleitung des Schmerzreizes zu behindern.

Das Gehirn lässt sich austricksen

Der Grund: Unser Gehirn vergleicht immer zwei Karten miteinander – die unseres Körpers und die unserer Umgebung. Wenn wir Schmerzen in der rechten Hand haben, aber die Arme so verschränken, dass die rechte Hand an der Stelle der linken ist (und umgekehrt), wird das Gehirn bei der Reizverarbeitung behindert.

Die Folge: Das Gehirn zweifelt die Schmerzinformation an und versucht, die Diskrepanz zwischen den beiden Karten wiederherzustellen. Dabei kann es allerdings den Schmerzreiz nicht wie sonst üblich verarbeiten – der Schmerz läuft ins Leere.

Den Forschern zufolge könnte diese neue Entdeckung zu neuen innovativen klinischen Therapien zur Schmerzlinderung führen, die sich die Art und Weise zunutze machen, wie das Gehirn Reize verarbeitet.

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