Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

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Foto: Envato/ phoenixproduction

Haben Heilsteine heilende Kräfte?

Wendet ein schwarzer Turmalin tatsächlich negative Energien ab? Steigert Rosenquarz die Lebensfreude und sorgen Bergkristalle für Ruhe und Harmonie? Bereits seit Hunderten von Jahren glauben viele Menschen fest an die heilende Wirkung von Edelsteinen – je nach Sternzeichen, Beschwerde und persönlicher Vorliebe sollen verschiedene Heilsteine helfen. Doch ist das wirklich so? Heilsteine sind meist Mineralien oder auch Halbedelsteine, die bei Krankheiten oder Verstimmungen eine heilende Wirkung haben sollen. Den Einsatz von Heilsteinen nennt man auch Edelsteintherapie oder Lithotherapie. Entscheidend für die Wirkung der Heilsteine sollen ihre Farbe und Form, aber auch die in ihnen enthaltenen Mineralien und Stoffe sein.

Heilsteine in der Antike und im Mittelalter

Dass insbesondere Edelsteine eine magische Wirkung haben, die weit über ihre optische Anziehungskraft hinausgeht, glaubt man nicht erst seit gestern.  Schon die Ägypter hatten den zwölf Tierkreiszeichen je einen Edelstein zugeordnet. Griechen und Römer benutzten manche Steine in der Medizin, die alten Inder und auch die Araber glaubten an Heilsteine und ihre Wirkung. Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) räumte den Heilsteinen heilende Kräfte ein. Sie war Benediktinerin, Äbtissin und eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte. In der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Nach der Überzeugung Hildegard von Bingens soll Gott wunderbare Kräfte in die Edelsteine gelegt haben. Hildegards therapeutische Anwendungsempfehlungen orientieren sich stark am naturwissenschaftlichen Weltbild der Antike. Den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft wurden die Eigenschaften warm, feucht, kalt und trocken zugeordnet. So wie sie im richtigen Verhältnis für Harmonie stehen, so sollen die Mineralien im Krankheitsfall die körperliche Harmonie wieder herstellen.

Die moderne Steinheiltherapie

Bis heute haben sich die überlieferten Theorien Hildegard von Bingens gehalten und finden Anwendung, zum Beispiel in Naturheilpraxen bei Steinheiltherapien gegen Migräne. Jeder Edelstein wirkt in seiner Form, Farbe und Struktur anders. „Heilsteine schwingen und senden dabei sehr feine Frequenzen aus“, ist Jean-Claude Lièvre, Lithotherapeut und Präsident der Föderation Schweiz für Litho­therapie (FSL), überzeugt. „Diese Schwingungsenergie kann Physis wie Psyche eines Menschen anregen oder ausgleichen.“ Schon Hildegard von Bingen ging davon aus, dass die von Edelsteinen ausgesandten Schwingungen entweder durch Boten, zum Beispiel Wasser oder Wein, oder über die Haut auf unser zentrales Nervensystem wirken. Christoph A. Heinrich, Professor für mineralische Rohstoffe an der ETH in Zürich, sagt hingegen: „Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, die Steinen eine ­heilende Wirkung auf Körper und Geist bescheinigen. Ihm seien auch keinerlei Studien bekannt, welche die Wirkung von sogenannten Heilsteinen untersucht hätten.“

Heilsteine: Humbug oder Wundermittel?

Die Edelsteintherapie ist also sehr umstritten: Eine tatsächliche Wirkung der Heilsteine ist wissenschaftlich bisher nicht nachgewiesen worden.Im Jahr 2008 urteilte das Landgericht Hamburg sogar, dass es unlauterer Wettbewerb sei, den Verkauf von Edelsteinen mit deren angeblicher heilender Wirkung zu fördern und dazu die Bezeichnung „Heilsteine“ zu verwenden. Viele halten die Edelsteintherapien für reinen Humbug, so wie das Gericht. Nichtsdestotrotz gibt es viele Menschen, die auf die positive Wirkung der Heilsteine schwören. Heilsteine könnten bei den Krankheiten helfen, bei denen kein Medikament und kein normaler Arzt mehr helfen konnte. Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus lässt sich das nicht untermauern. Bewiesen ist jedoch, dass Heilsteine oft eine beruhigende und stresslösende Wirkung auf den Anwender haben. Dies lässt sich wohl daraus zurückzuführen, dass sich der Anwender in einen entspannten Zustand versetzen sollte, um offen für die “Schwingungen” und “Energien” der Heilsteine zu sein. Neben dieser beruhigenden und stresslösenden Wirkung greift darüber hinaus noch ein ganz wichtiger Effekt – der Placeboeffekt: Wenn man an eine heilende Wirkung glaubt, tritt sie oft auch ein. Und wie lautet eine alte Ärzteweisheit: „Wer heilt, hat Recht.“ Letzten Endes muss jeder selbst für sich entscheiden ob Heilsteine ihm helfen oder nicht. Manchmal hilft schließlich auch ein kleiner Talisman oder ein bisschen Aberglaube. Wichtig ist nur, dass Du den Einsatz von Heilsteinen nicht mit einer medizinischen Behandlung verwechselst. Wer krank ist, gehört zum Arzt, daran ändern auch Heilsteine leider nichts.

Welche Wirkungen haben Heilsteine?

Das Anwendungsgebiet der Heilsteine ist breit gefächert. Der violette Amethyst wurde bereits in der Antike als Talisman geschätzt. Heute sagt man diesem nach, die Konzentration zu steigern und die Fantasie zu beflügeln. Der Bergkristall ist die Mutter aller Heilsteine. Der weiße Stein steht für Reinheit, soll Klarheit und Ordnung bringen, die Intuition stärken sowie harmonische Schwingungen fördern. Laut griechischer Mythologie soll Eros (Gott der Liebe) den rosa Stein zur Erde gebracht haben – und bis heute ist dieser der Inbegriff für Liebe und Romantik. So soll der Edelstein positive Energie in Beziehungen bringen und die Verbindung zwischen zwei Menschen intensivieren. Für Ausdauer, physische sowie seelische Kraft steht der Jaspis. Der Achat sorgt für innere Balance und stärkt das Selbstbewusstsein des Trägers. Ein Aquamarin vertreibt negative Gedanken und fördert die innere Ruhe und die geistige Entwicklung. Der leuchtend gelbe Citrin sorgt optisch nicht nur für gute Laune. Er beugt auch Depressionen vor und verhilft zu einer positiven Lebenseinstellung. Dies sind nur einige der vielzähligen Wirkungen, denen Heilsteine nachgesagt werden. Wer daran glaubt, kann vielleicht vom Placebo-Effekt profitieren. Und in manchen Liebesdingen soll ein Diamant schon wahre Wunder gewirkt haben.
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