Welt der Wunder

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Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der „SNMG“ – der schnellen Eingreiftruppe der NATO

Foto: Volker Muth

Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der schnellen Eingreiftruppe der NATO

Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich im Zusammenspiel der Mächte vieles verändert. Auch die Aktivitäten der NATO haben sich der neuen Sicherheitslage angepasst. Fregatten, wie die der deutschen Marine sind dabei ein besonderer Leistungsträger. Welt der Wunder erklärt, was eine Fregatte wie die Mecklenburg-Vorpommern im Verbund der Marine leisten muss und welche Technik sie an Bord hat.

Die Standing NATO Maritime Group 1, kurz SNMG1, besteht aus mehreren Zerstörern und Fregatten sowie meist einem Versorgungsschiff verschiedener NATO-Mitgliedsstaaten. Momentan wird der Verband durch einen deutschen Admiral von Bord der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ geführt. Dieser NATO-Verband existiert bereits seit Zeiten des Kalten Krieges und wurde 1967, damals unter der Bezeichnung „Standing Naval Force Atlantic“, ins Leben gerufen.

Die SNMG1 überwacht die komplette Nord- und Ostsee und den Nordatlantik bis zur Straße von Gibraltar. Die NATO-Schiffe operieren auf hoher See und in den nationalen Gewässern der Bündnisstaaten. Zum Pflichtprogramm der Besatzung gehören internationale Manöver und Übungen, die für die beteiligten Soldatinnen und Soldaten eine laufende Ausbildung darstellen. Hinzu kommen Aufgaben wie Embargokontrollen, Such- und Rettungsoperationen sowie humanitäre Not- und Katastrophenhilfe.

Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der „SNMG“ – der schnellen Eingreiftruppe der NATO: Die Fregatte beim Auslaufen
Auslaufen der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ zur VJTF (Very High Readiness Joint Taskforce) an der Nordflanke. Die Fregatte wird beim Auslaufen von ihren Angehörigen verabschiedet.

Foto: Leon Rodewald

Die Mecklenburg-Vorpommern gehört zur Brandenburgklasse und wird auch als Fregatte 123 bezeichnet. Drei dieser mächtigen Schiffe wurden nach und nach 1996 für die deutsche Marine in Dienst gestellt. Ursprünglich waren Fregatten kleine, wendige Kampfschiffe mit der Aufgabe, größere Kriegsschiffe zu unterstützen.

Heute gelten Fregatten als die kampfstärksten Kriegsschiffe der deutschen Marine und sind zudem hochmodern und mit einem effektiven Waffensystem ausgestattet. Eine Fregatte vom aktuellen Typ 124, die auch als Sachsenklasse bezeichnet wird, ist etwa 150 Meter lang, wird von Hochleistungsdiesel-Motoren mit 50.000 PS angetrieben und verfügt über diverse Waffen- und Aufklärungstechnik auf aktuellstem militärtechnischem Niveau. Seit 2004 wurden drei dieser leistungsfähigen Kriegsschiffe, unter anderem die „Hessen“, bei der Marine in Dienst gestellt.

Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der schnellen Eingreiftruppe der NATO: Die Fregatte 124 „Hessen“ in See.
Die Fregatte 124 „Hessen“ in See. Mit über 29 Knoten sind die Schiffe der Sachsen-Klasse meist die schnellsten in einem Verband.

Foto: Markdo PIZ

Für die Verteidigung gegen feindliche U-Boote gehören auch Drillingstorpedosätze zur Bewaffnung. Im Kampf von Schiff zu Schiff übernimmt das 76-mm-Bordgeschütz die Hauptaufgabe. Die Schnellfeuerwaffe mit 62 Kaliberlängen verschießt eine breite Munitionspalette mit einer Kadenz von bis zu 100 Schuss pro Minute und einer Mündungsgeschwindigkeit von 925 Meter pro Sekunde.

Unter Deck befindet sich der Doppelbeladering der Waffe mit einer Aufnahmekapazität von 70 Patronen, die durch die Drehbewegung der Beladeinrichtung von dem äußeren in den inneren Ring und dann in eine Zuführtrommel befördert werden.

Neben der Hauptbewaffnung gehören zur Bewaffnung der Schiffe der Sachsen-Klasse noch zwei Revolverkanonen des Typs MLG 27 zur Speedboot-Abwehr, vier schwere Maschinengewehre, ein Senkrecht-Startsystem für Flugabwehrraketen, sechs Täuschkörperwerfer-Systeme zum Abfeuern von Düppel– und Infrarotraketen und eine Reihe von Handfeuerwaffen.

Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der „SNMG“ – der schnellen Eingreiftruppe der NATO: Die Fregatte Sachsen verschießt einen Flugkörper vom Typ SM 2
Die Fregatte verschießt einen Flugkörper vom Typ SM 2.

Bild: PIZ Marine

Für die Abwehr anfliegender Flugkörper, Luftfahrzeuge oder Helikopter ist sie mit dem „Rolling Airframe Missile“ (RAM) ausgestattet. An der Backbordseite befindet sich das Waffensystem „Vertical Launch System“ zur Verteidigung gegen Luftziele im Fernbereich. Die weitere Bewaffnung besteht aus Marineleichtgeschützen sowie einer Vorrichtung für den Abschuss von Harpoon-Seezielflugkörpern.

Für die großräumige Aufklärung von Schiffen wie auch Flugobjekten ist die Fregatte 124 mit einer hochsensiblen Radaranlage sowie einer Eloka-Anlage bestückt, mit der es der Marine gelingt, fremde Radaranlagen aufzuspüren. Das technische Highlight der Sachsen-Klasse ist das SMART-L-Radar.

Dieses Radar hat eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern und ist in der Lage, mehr als 1000 Ziele gleichzeitig zu erfassen. So kann die Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise den Luftraum der gesamten Nordsee überwachen. Dazu verfügt das Kriegsschiff über das Multifunktionsradar APAR. Das APAR ist ein Active Phased Array Radar“ mit vier festen Antennenflächen und wird zur Feuerleitung eingesetzt, sowie zur Abwehr von Massenangriffen manövrierfähiger Seezielflugkörper. Zusätzliche Sensoren an Bord sind zwei Navigationsradare, ein Sensor zur Elektronischen Aufklärung, ein Bugsonar und ein Sensor zur Video- und Infrarot-Zielverfolgung

An Bord befinden sich außerdem zwei Versatzboote. Diese werden genutzt, um Soldaten zwischen Einheiten auszutauschen oder Seenotrettungsmanöver durchzuführen. Den größten Bereich an Deck nimmt das Flugdeck ein, denn zur Ausstattung der Fregatte gehören zwei Helikopter für unterschiedlichste Aufklärungs- und Verteidigungsaufgaben. Die Helikopterbesatzungen sind mit ihrer Bewaffnung vor allem auf die U-Boot-Jagd spezialisiert.

Dank ihrer speziellen technischen Ausrüstung mit hochsensiblen Radaranlagen ist die Fregatte 124 prädestiniert als Führungsboot großer Schiffsverbände – wie gerade als schwimmende Kommandozentrale der SNMG1.

Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der „SNMG“: Schießen aus dem Vertical Launch System (VLS) der Fregatte Hamburg auf der Andoya Test Range im Rahmen des Missile Firing Exercise 21 in Nord-Norwegen
Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ als Führungsschiff der „SNMG“: Schießen aus dem Vertical Launch System (VLS) der Fregatte Hamburg auf der Andoya Test Range im Rahmen des Missile Firing Exercise 21 in Nord-Norwegen.

Foto: Volker Muth
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