Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Warum hat die CIA Millionen von Dollar in Kunst investiert?

Organisationen wie die CIA halten sich für eine Art Superpolizei und agieren am liebsten im Verborgenen. Sie scheuen dabei keine Methode, um ihre Ziele zu erreichen – selbst ahnungslose Künstler wurden zu ihren Marionetten.

Mark Rothko und Jackson Pollock zählen zu den bedeutendsten Künstlern des amerikanischen Expressionismus. Doch würden sie heute auch in den renommiertesten Galerien der Welt hängen, wenn ihre Kunst nicht vor über 60 Jahren durch eine geheime Macht mit Hunderten Millionen Dollar gefördert worden wäre? 

Rückblende: 1950 beschließt CIA-Chef Allen Dulles, in ein geheimes Kulturprogramm zu investieren, das der Verbreitung der amerikanischen Werte im Rest der Welt dienen soll. Schaltstelle dieser Kampagne wird der 1950 in Berlin gegründete „Kongress für Kulturelle Freiheit“ (CCF), dessen Mitglieder sich fortan über ein festes Büro in Paris in 35 Länder auf vier Kontinenten vernetzen. In seiner Glanzzeit veröffentlicht der Kongress rund 20 politische Zeitschriften, veranstaltet einige der bedeutendsten Kunstausstellungen der Nachkriegsgeschichte und organisiert Preisverleihungen, um Musiker und andere Künstler zu ehren. Weshalb die Gelder so reichlich fließen, will keiner so genau wissen. 

Auf geheimer Mission

Einer der wenigen Eingeweihten ist Michael Josselson, Sekretär der Kulturorganisation – und nebenbei CIA-Agent. Fast zwei Jahrzehnte lang ist er in der ganzen Welt unterwegs. Sein Auftrag ist es, der Intellektuellen-Szene ihre latente Sympathie für den Kommunismus auszutreiben und sie nach und nach für den American Way zu begeistern. Dabei achtet er genau darauf, dass der Anschein, die Kunst sei frei, nach außen stets gewahrt bleibt. Als Speerspitze dieses Programms fungiert der abstrakte Expressionismus von Malern wie Jackson Pollock und Mark Rothko (Bild). Ohne dass sie es merken, wird ihre Kunst zur wichtigsten Waffe im Kalten Krieg der Ideologien. 

Nach 17 Jahren deckt ein US-Magazin schließlich die geheimen CIA-Zuwendungen auf. Der Skandal beschädigt Hunderte von Künstlern, die sich die Frage stellen müssen, ob sie auch so erfolgreich gewesen wären, wenn ihre Werke nicht für den Kampf gegen den Kommunismus instrumentalisiert worden wären. Tatsächlich hätte es den Siegeszug des abstrakten Expressionismus ohne die CIA-Gelder wohl so nicht gegeben … 

Fraglich: Im Jahr 1961 malt Mark Rothko sein Gemälde „Orange, Red, Yellow“ – 51 Jahre später wird es für rund 86,9 Millionen Dollar versteigert. Natürlich hätte der Künstler auch ohne CIA-Gelder mit Farbfeldern experimentiert. Ob er jedoch zu einer Ikone geworden wäre, deren Werke heute Millionen wert sind, ist fraglich.
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