Welt der Wunder

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Das Ende des blutigen Sturms über Europa

Foto: iStock / Dmitry_Chulov

Sturm der Mongolen: Wie ein Todesfall Europa rettet

Die Invasion der Mongolen im Jahr 1241 versetzte Europa in Angst und Schrecken. Doch ihr abruptes Ende hatte niemand kommen sehen.

Den Namen „Goldene Horde“ erhielten die Mongolen von den Russen. Der Name soll eine Anspielung auf die Farbe der Zelte gewesen sein, in denen die Mongolen in der Steppe die Nacht verbrachten.

Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann offenbar nicht nur einen Sturm auslösen, sondern ihn auch beenden. Im Jahr 1241 zieht ein Orkan aus Blut und Feuer über Europa auf: die Invasion der Mongolen. Zunächst sind es nur Schauergeschichten, die aus dem Osten zu hören sind. Wilde Krieger sollen Gefangene brutal quälen und sie unter großen Schmerzen umbringen. Sie türmen die Schädel ihrer Opfer zu Pyramiden auf, übergießen sie mit Öl und zünden sie an. Und wenn sie eine Stadt belagern, sollen sie die verstümmelten Leichen ihrer Feinde über die Stadtmauer werfen.

Die Mongolen drangen bis ins heutige Tschechien und Österreich vor

Als die Goldene Horde immer weiter nach Westen zieht, wird aus den Schauergeschichten Realität. Unter Batu Khan, einem Enkel des berühmten Dschingis Khan, erobern die Mongolen Moskau, brennen Kiew nieder und vernichten deutsche, polnische und ungarische Armeen.

„Der Mongolenkrieger Batu Khan ist im Jahr 1241 kurz davor, Wien zu erobern und das Heilige Römische Reich zu vernichten“, sagt der Historiker Timothy Snyder von der Yale University. „Keine europäische Macht hätte seine Truppen davon abhalten können, den Atlantik zu erreichen.“ Doch Anfang 1242 trauen die Verteidiger Wiens ihren Augen nicht: Die Mongolen brechen ihr Lager einfach ab und reisen zurück in ihre Heimat.

Der Oberhaupt des Mongolischen Reichs als schwächstes Glied der Kette

Es wird viele Jahre dauern, bis die Europäer erfahren, was den brutalen Mongolensturm aufgehalten hat – und dass ein scheinbar unbedeutendes Ereignis Tausende Kilometer entfernt den Lauf der Welt für immer verändert hat. Am 11. Dezember 1241 ist überraschend Ögedei Khan in der mongolischen Hauptstadt Karakorum gestorben. Ögedei war Großkhan und das Oberhaupt des Mongolisches Reichs. Er soll zudem ein starker Alkoholiker gewesen sein, was zu einem Herzstillstand geführt haben soll. Nun ist es nicht unüblich, dass Kriege fortgesetzt werden, wenn der Herrscher stirbt. 

Doch in diesem Fall führte der Flügelschlag zu gravierenden Umwälzungen. Denn die Jassa, das mongolische Gesetz, verpflichtet die übrigen Khans dazu, am Kurultai teilzunehmen – der großen Reichsversammlung, um die Nachfolge Ögedeis zu regeln. Für Batu Khan steht somit nicht nur die Ehre auf dem Spiel, er will auch die Herrschaft über die Mongolen an sich reißen und reitet über Russland zurück.

Und nun schlägt der Schmetterling erneut mit den Flügeln – und bringt Regen nach Osteuropa. Forscher haben erst kürzlich festgestellt, dass das Jahr 1242 so feucht war, dass riesige Getreidevorräte verfaulten. Tausende Reiter der Goldenen Horde sterben an Unterernährung – und machen eine erneute Invasion in Europa unmöglich. 

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