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Foto: gstockstudio/ Envato

Ständig müde: Wenn Müdigkeit und Erschöpfung krank machen

Müdigkeit schränkt die Leistungsfähigkeit ein. Obwohl das Symptom weit verbreitet ist, gibt es nur wenige wirksame Mittel.

Müdigkeit schränkt unsere Wahrnehmung und Leistungsfähigkeit ein. Obwohl das Symptom weit verbreitet ist, gibt es nur wenige wirksame Mittel. Doch warum sind wir so müde?

Sie ist einer der größten Feinde des Organismus, beeinträchtigt so ziemlich alles, was wir tun – doch die meisten Medizinerinnen und Mediziner kennen kein wirksames Mittel dagegen. Die Rede ist von Müdigkeit. Einem Gefühl, das uns in ähnlichem Maße einschränkt wie Rauschmittel.

Übermüdet oder betrunken?

Nur ein Beispiel: Der amerikanische Kriminologe Bryan Vila untersuchte Polizistinnen und Polizisten, Rettungskräfte und Arztpersonal, die im Schichtdienst arbeiten. Er stellte Erschreckendes fest: Bereits nach einer Nachtschicht von 17 Stunden fallen Koordination und Reaktionsvermögen ähnlich ab, als habe man 0,5 Promille Alkohol im Blut. Erschöpfungsforschende haben dieses Gefühl des „Sich-müde-fühlens“ in Tagen pro Monat bemessen.

Anders gesagt: Fühle ich mich einen Tag pro Monat ständig müde oder sind es zwei, vier oder noch mehr Tage? Ab fünf Tagen – so die Faustregel – kann der Zustand durchaus behandlungsbedürftig sein. Doch wovon sprechen wir eigentlich genau, wenn wir von Müdigkeit reden?

Überlebensmechanismus Müdigkeit

Wie Hunger oder Durst ist Müdigkeit ein Mechanismus unseres Körpers, der uns am Leben hält. Er bewahrt uns vor Überforderung – körperlich oder geistig. Müdigkeit, die aufgrund dieses Schutzmechanismus auftritt, hat meist einen guten Grund:

Das kann ein langer Tag im Büro sein, ein hartes Training oder eine anstrengende Reise. Oft ist diese Form der Müdigkeit sogar angenehm und wir genießen es, sie „wegzuschlafen“. Daneben gibt es aber noch ein anderes Müdesein. Eines, das wir als lästig empfinden und dessen Auslöser wir nicht identifizieren können. Diese Müdigkeit ist ein Symptom dafür, dass etwas nicht stimmt.

Analyse der Körperfunktionswerte als Ausschlussverfahren

„Müdigkeit ist eines der komplexesten Symptome, die einem Arzt begegnen können“, sagt der Allgemeinmediziner Dr. Norbert Rosenthal. „Dahinter kann fast alles stecken.“ Um körperliche Ursachen auszuschließen, checkt Dr. Rosenthal seine Müdigkeitspatientinnen und -patienten trotzdem erst einmal sorgfältig durch. Er misst Blutdruck und Herzfrequenz, hört Herz und Lunge ab und fragt nach weiteren Symptomen wie Fieber, Gewichtsverlust und Schmerzen. Außerdem kontrolliert er das Blutbild, die Entzündungswerte, die Nieren- und Schilddrüsenfunktion, den Gehalt an Eisen, dem Speichereisenwert Ferritin sowie an Vitamin D, B und Folsäure. „In den allermeisten Fällen ergeben diese Untersuchungen keinen Befund“, sagt der Allgemeinmediziner. „Und wenn ich tatsächlich etwas finde, dann ist es meist Eisenmangel. Gelegentlich kommt auch eine Schilddrüsenunterfunktion vor.“ Doch für die meisten Fälle bleiben die Laborwerte ergebnislos. Was dann?

Auf der Suche nach der Diagnose

Bringen die Analysen in der Hausarztpraxis keine Ergebnisse, folgt der Termin bei Spezialistinnen und Spezialisten. Das kann sich für die Betroffenen zu einer regelrechten Odyssee ausweiten, die nicht selten erfolglos bleibt. Schuld daran sind weniger die Medizinerinnen und Mediziner – denn sie können nur in einem eingeschränkten Diagnoseradius arbeiten. Keiner von ihnen ist in der Lage, die Lebensumstände und Gewohnheiten der Erkrankten in ihrer Gänze zu erfassen.

Dabei verstecken sich häufig gerade hier potenzielle Müdigkeitsfallen, die nicht in das bestehende Diagnosesystem passen. Manchmal sind es scheinbar unspektakuläre Kleinigkeiten, die uns unendlich müde machen können – vor allem, wenn mehrere von ihnen in Kombination auftreten.

Aus vielen Puzzlestücken entsteht ein Bild

So verschieden die Gründe auch sein können, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Medizinerinnen und Mediziner sind sich einig, dass der größte Teil der quälenden Müdigkeitsgefühle darauf zurückzuführen ist, wie viel Stress wir ausgesetzt sind, was wir essen und wie wir schlafen.

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