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19 Wal- und Delfinarten strandeten seit 1604 an der deutschen Nordseeküste

Foto: Abbo van Neer

19 Wal- und Delfinarten strandeten seit 1604 an der deutschen Nordseeküste

An der deutschen Nordseeküste stranden überraschend viele Wal- und Delfinarten. Dies zeigt eine von Prof. Dr. Ursula Siebert und dem dänischen Meeressäugerspezialisten Dr. Carl Christian Kinze initiierte Studie, bei der die Wissenschaftler Aufzeichnungen und Museumsarchive durchforsteten und rückschauend bis ins Jahr 1604 fündig wurden. Das verblüffende Ergebnis: Zwischen 1604 und 2017 fanden sie für 19 Wal- und Delfinarten Strandungsnachweise an der deutschen Nordseeküste. Darunter auch Arten, wie Blau-, Finn- und Buckelwal, die man hier nie erwartet hätte.

Häufige Pottwal-Strandungen in der Nordsee

Immer wieder stranden an der deutschen Nordseeküste auch Pottwale. Bei ihren Nachforschungen stießen die Forscher auf 21 seit 1604 dokumentierte Strandungsereignisse. Dabei starben 59 Tiere dieser größten Zahnwalart, zuletzt im Jahr 2016.Damals strandeten im Januar und Februar an der Küste zwischen Wangerooge und Büsum und auf Helgoland 15 junge Pottwalbullen.

Pottwale können sich, wie andere ozeanischen Arten, zu denen auch Blauwale, Finnwale und Buckelwale zählen, kaum an die Lebensbedingungen in der Nordsee anpassen. Denn der küstennahe Lebensraum konfrontiert sie mit Problemen, die sie nicht bewältigen können. Sie finden hier nämlich kaum Nahrung und ihre Navigation versagt.

Schweinswale stranden am häufigsten an der deutschen Nordseeküste

Schweinswale sind die einzige bei uns heimische Walart. Ihr Vorkommen lässt sich laut der Studie bis ins Jahr 1651 zurückverfolgen. Damals tauchten die kleinen Meeressäuger in der Elbe auf. 1670 dann auch in der Weser. Bis 1885 konnte man Schweinswale sogar noch im Rhein bei Emmerich beobachten. Statistische Daten zu Schweinswalstrandungen werden in Deutschland erst ab 1990 erhoben. Bis einschließlich 2017 sind für diese Art 3.764 Strandungsereignisse an der deutschen Nordseeküste dokumentiert.

Delfine im Fluss: tote Große Tümmler vor allem in der Elbe

Bis 1920 waren Totfunde der bekanntesten Delfinart in der Elbe keine Seltenheit. Denn die großen Delfine schwammen früher sogar bis hinunter zur Lutherstadt Wittenberg im Osten Sachsen-Anhalts. Große Tümmler haben nach dem Schweinswal die höchste Flussaffinität. Deshalb wundert es nicht, dass die Art früher in allen großen deutschen norddeutschen Flusssystemen auftauchte.

Insgesamt fanden die Forscher Belege für 31 gestrandete oder getötete Große Tümmler an der deutschen Nordseeküste oder in Flüssen. Neben durchaus häufiger strandenden Arten wie gemeinen Delfinen oder Weißschnabeldelfinen überraschen einige „Meeressäuger-Exoten“. Etwa die neun Orcas, die zwischen 1841 und 2016 an der deutschen Nordseeküste starben. Einer davon strandete 1841 auf Sylt. Sogar arktische Arten wie Narwale und Belugawale verschlägt es manchmal zu uns.

Das zeigen die beiden für diese Meeressäuger jeweils dokumentierten Totfunde. Auch die wohl spektakulärste Walart, Buckelwale, erwartet man nicht unbedingt vor der heimischen Nordseeküste. Nichtsdestotrotz starben hier zwischen 1824 und 1994 drei Exemplare der wegen ihrer Gesänge berühmten Meeressäuger.

Blauwale in der Nordsee?

Die Einwohner von Rantum (Sylt) trauten wahrscheinlich ihren Augen nicht, als im Juni 1881 plötzlich ein toter, über 15 Meter langer Blauwal am Strand lag. Doch blieb dies das einzige Strandungsereignis. Und auch der einzige Bericht über die Sichtung eines Exemplars der größten rezenten Tierart der Welt an der deutschen Nordseeküste. Verglichen damit sind Finnwale bei uns fast schon häufig anzutreffen. Denn im Zeitraum 1827 bis 2012 starben 21 der zweitgrößten aller Wale an der deutschen Nordseeküste. Dabei töteten während beider Weltkriege ausgelegte Seeminen auch einige der großen Bartenwale. Sie kollidierten mit den schwimmenden Sprengfallen und brachten sie zur Detonation. Auf diese Weise starb ein „kopflose“ Finnwal, der im Juli 1943 am Juister Riff angespült wurde.

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