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Warum Michail Gorbatschow sein eigenes Videospiel in Japan hatte

Foto: Mobygames

Warum Michail Gorbatschow sein eigenes Videospiel in Japan hatte

Am 30. August 2022 starb Michail Sergejewitsch Gorbatschow im Alter von 91 Jahren. Obwohl Gorbatschow nur etwa anderthalb Jahre Präsident der ehemaligen Sowjetunion war, ist er vielen durch seine charismatische Art im Gedächtnis geblieben. Zudem gilt Gorbatschow als einer der Väter der deutschen Einheit. Doch wussten Sie, dass „Gorbi“, wie er von vielen genannt wurde, in Japan auch zum Videospiel-Helden avancierte?

„Gorbis große Pipeline-Aktion“ als Videospiel-Kuriosität

Wie es zu Gorbatschows kuriosem Videospiel-Auftritt kam, ist nur unzureichend dokumentiert. Laut einigen Quellen wollte der japanische Publisher Tokuma Shoten von der Beliebtheit der als exotisch angesehenen russischen Kultur in Japan profitieren. Eine weitere Theorie ist, dass Russland die Beziehungen zwischen Japan und Russland mithilfe des besonders in Japan populären Mediums stärken wollte.

Quelle: YouTube / Manuel Bilderbeek

Tokuma Shoten bat kurzerhand bei der russischen Botschaft um Erlaubnis, Gorbatschows Namen und Antlitz für ein Videospiel zu benutzen – und erhielt die Genehmigung offenbar ohne große Probleme.

Die Story des Spiels besagt, dass Gorbatschow den geheimen Plan hegt, Japan zu erobern, indem er eine Öl-Pipeline von Moskau nach Tokio legt. Dementsprechend lautet der Titel des Spiels „Gorubī no Paipurain Daisakusen (ゴルビーのパイプライン大作戦)“, was sich als  „Gorbis große Pipeline-Operation“ übersetzen lässt. Auch hieran hatte die russische Botschaft anscheinend nichts auszusetzen. Gorbatschow tritt in „Gorubī no Paipurain Daisakusen” allerdings nur auf dem Titelbildschirm in Erscheinung.

So spielt sich das Gorbi-Videospiel

Das Spielprinzip orientiert sich an Puzzlespiel-Klassikern wie „Pipe Dream“, in denen der Spieler mithilfe einer Pipeline Wasser von Punkt A nach Punkt B leiten muss. Allerdings werden diese Spielelemente mit Anleihen aus „Tetris“ vermischt. Die Aufgabe des Spielers ist, von oben nach unten ins Spielfeld fallende Rohrleitungen strategisch geschickt zusammenzusetzen. Das Wasser muss von rechts nach links laufen, sodass es in einer der Rohrleitungen auf der linken Seite des Bildschirms verschwindet.

Gelingt dem Spieler dies, verschwindet eine Reihe aus Pipeline-Segmenten. Ähnlich wie bei „Tetris“ wird das Spiel mit der Zeit immer schwieriger. Erreichen die Pipeline-Segmente den oberen Rand des Bildschirms, heißt es „Game Over“.

Gorbis große Pipeline-Aktion erschien nur in Japan

Das Spiel ist zudem eine durch und durch professionelle Produktion. Es stammt von dem für seine beeindruckenden Actionspiele bekannten Entwickler Compile und bietet auf allen Plattformen eine hübsch gezeichnete Optik und eine auf russischen Volksliedern basierende musikalische Untermalung. Das Spiel erschien nur für hauptsächlich in Japan verbreitete Computer- und Videospielsysteme. Dazu gehören das Nintendo Famicom, die japanische Version des NES, der Fuijitsu FM Towns, ein japanischer Homecomputer, und der MSX 2, ein dem Commodore 64 und dem Sinclair ZX Spectrum ähnlicher Homecomputer, an dessen Entwicklung Microsoft beteiligt war.

In „Ganbare Gorubī“ von Sega durfte Gorbatschow selbst ins Spielgeschehen eingreifen

Kurioserweise war „Gorubī no Paipurain Daisakusen” nicht das einzige japanische Videospiel mit Gorbatschows Namen. Nur zwei Monate später erschien „Ganbare Gorubī“ (frei übersetzt: „Leg dich in’s Zeug, Gorbi!“) von Sega für den Sega Game Gear. Gorbatschows zweiter Videospiel-Auftritt in Japan ist ein Puzzle-Actionspiel, in dem Spieler Gorbatschow selbst steuern dürfen.

Quelle: YouTube / 我愛你Ice Jacket

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