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Warum man Psychopath sein sollte, um US-Präsident zu werden

Wikimedia Commons / Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0

Warum man Psychopath sein sollte, um US-Präsident zu werden

Donald Trump hat die Vorwahlen der Republikaner in Iowa gewonnen. Seine Anhänger triumphieren, seine Kritiker bezeichnen eine mögliche Wiederwahl als Katastrophe. Trumps Unberechenbarkeit ist mittlerweile weltbekannt. Aber ist er wirklich ein Psychopath?

Eine ältere Untersuchung des US-Psychologen Scott Lilienfeld hat zahlreiche ehemalige US-Präsidenten auf psychopathische Züge untersucht. An erster Stelle stehen dabei John F. Kennedy – dicht gefolgt von Bill Clinton.

Laut Scott Lilienfelds Untersuchungen ist John F. Kennedy der ultimative Psychopath

Am 22. November 1963 wird John F. Kennedy unsterblich. Das 6,5-Millimeter-Projektil durchschlägt seinen Kopf – und macht den US-Präsidenten zu einem amerikanischen Helden. Die USA trauern um ein Idol, um einen Mann, der jeden um den Finger wickeln konnte, der einnehmend war und absolut furchtlos. Das bedeutet, dass er psychopathologische Züge aufwies. 

Der gemeinsame Nenner der Untersuchung: Impulsivität und Selbstwertgefühl

Die Forscher um Scott Lilienfeld untersuchten im Jahr 2012 vorrangig zwei psychopathische Eigenschaften: Impulsivität und übersteigertes Selbstwertgefühl. Diese beiden Eigenschaften waren nach Meinung der Forscher essenziell für einen US-Präsidenten. So setzten sie Impulsivität mit Durchsetzungsvermögen gleich. Und aus dem übersteigerten Selbstwertgefühl ergibt sich Furchtlosigkeit.

„Wer diese Eigenschaften hat, ist ein erfolgreicher Psychopath“, wird der 2020 verstorbene Lilienfeld zitiert. Und die Ergebnisse seiner Untersuchung geben ihm Recht. In den Top Ten der US-Präsidenten mit den stärksten psychopathischen Merkmalen finden sich die Staatsführer wieder, die besonders großen Einfluss auf die USA hatten: Ronald Reagan, George W. Bush, die beiden Roosevelts.

Am Ende der Liste tauchen Namen auf, die vor allem hierzulande kaum jemand kennt: Calvin Coolidge, James Buchanan, William H. Taft. Das sind Präsidenten, die kaum einen Einfluss auf die US-Geschichte hatten, deren psychopathische Merkmale somit nicht stark genug ausgeprägt waren.

Und Donald Trump?

Trotz aller Kritik: Offizielle Gutachten über den Geisteszustand von Donald Trump hat es jedoch noch nicht gegeben – auch nicht von Scott Lilienfeld. Verantwortlich dafür ist die 1973 eingeführte „Goldwater Rule“ für die öffentliche Diskussion in den USA.

Der „Goldwater Rule“ entsprechend ist es für Psychiater unethisch, eine professionelle Meinung über die psychische Gesundheit einer öffentlichen Person abzugeben, ohne sie persönlich untersucht zu haben – und ihre Zustimmung zur öffentlichen Diskussion eingeholt zu haben. Die Abgabe solcher Stellungnahmen ohne eine direkte Untersuchung gilt in den USA infolgedessen als Verstoß gegen die Berufsethik.

Die „Goldwater Rule“ macht Personen der Öffentlichkeit immun gegen psychologische Diagnosen – auch Donald Trump

Die „Goldwater Rule“ ist nach dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten von 1963, Senator Barry Goldwater, benannt. Die Zeitschrift „Fact“ veröffentlichte eine Sonderausgabe, in der Psychiater zur geistigen Eignung Goldwaters für das Präsidentenamt befragt wurden.

Ohne Goldwater direkt untersucht zu haben, gaben die Psychiater verschiedene Stellungnahmen ab, die darauf hindeuteten, dass er psychisch nicht für das Präsidentenamt geeignet sei. Eine öffentliche Kritik an Trumps Geisteszustand würde daher auch gegen die Berufsethik US-amerikanischer Psychologen verstoßen. Die „Goldwater Rule“ wurde häufig kritisiert, ist aber bis heute in den USA in Kraft.

So funktionieren die Präsidentschaftsvorwahlen 2024 in den USA

Acht Tage nach dem traditionellen Caucus in Iowa, den Trump am 15. Januar für sich entscheiden konnte, steht am 23. Januar in New Hampshire die nächste wichtige Vorwahl an. Es folgen die Vorwahlen in Nevada und South Carolina. Ein wichtiger Meilenstein ist der Super Tuesday am 5. März 2024, an dem in mehreren Bundesstaaten an einem Tag eine große Zahl von Delegierten gewählt wird.

Der Vorwahlprozess zieht sich dann bis in den Sommer hinein. Der Kandidat, der bei den Vorwahlen die meisten Delegiertenstimmen erhält, wird Mitte Juli auf den Parteitagen der Demokraten und der Republikaner offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Die eigentliche Präsidentschaftswahl findet am 5. November 2024 statt. In diesem Jahr wird erwartet, dass Donald Trump und Joe Biden gegeneinander antreten.

Diesen Einfluss haben Bürgerinnen und Bürger der USA auf die Wahl des Kandidaten

Die Art und Weise, wie die Wählerinnen und Wähler über den gestellten Präsidentschaftskandidaten bestimmen können, ist komplex. Es gibt zwei Wahlverfahren: Primary und Caucus. Bei einer Primary stimmen die registrierten Wähler in einem Wahllokal oder durch Briefwahl darüber ab, welcher Kandidat die Delegierten ihres Bundesstaates auf dem nationalen Parteitag vertreten soll.

In einigen Bundesstaaten gibt es offene Vorwahlen, an denen alle Wähler einer bestimmten Partei teilnehmen können. Bei geschlossenen Vorwahlen dürfen dagegen nur registrierte Mitglieder einer Partei wählen.

Im Gegensatz dazu erfordert ein Caucus die persönliche Anwesenheit der Wähler. Dort wird per Handzeichen oder durch Notieren des bevorzugten Kandidaten auf einem Zettel abgestimmt. Der genaue Ablauf kann je nach Bundesstaat und Partei variieren.

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