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Unternehmen im Metaverse – von der Unternehmens-Website zum Marken-Themenpark

Foto: Envato / Rimidolove

Unternehmen im Metaverse – von der Unternehmens-Website zum Marken-Themenpark

Der Hype um die virtuellen Welten des Metaverse hat inzwischen auch viele Unternehmen motiviert, 3D-Welten für ihre Marken zu schaffen. Doch führt der Wechsel von klassischen Websites zu 3D automatisch zu einem Zustrom neuer Kunden? Warum Unternehmen, die ins Metaverse wollen, ihre Hausaufgaben machen müssen.

3D-Welten benötigen neue Design-Philosophien

Die Darstellung von Inhalten aller Art als frei erkundbare 3D-Welten ist der entscheidende Vorteil und das Alleinstellungsmerkmal des Metaverse. Statt durch statische, zweidimensionale Konstrukte werden wir uns in Zukunft online durch beeindruckende virtuelle Welten bewegen.

Grafiker und Fotografen müssen in Zukunft auch 3D-Design beherrschen

Allerdings bringt das Hinzufügen der dritten Dimension auch neue Herausforderungen mit sich. Bei einer zweidimensionalen Grafik auf einer Website genügt es, sie aus einer einzigen Perspektive zu gestalten. Ein 3D-Objekt hingegen lässt sich aus allen Perspektiven frei betrachten und muss daher von allen Seiten komplett ausgearbeitet werden.

Die Erstellung von 3D-Objekten ist ein aufwendiger Prozess, der die Kenntnisse erfahrener 3D-Designer voraussetzt – auch wenn generative künstliche Intelligenz das Verfahren in Zukunft vereinfachen könnte.

Die Gestaltung leicht navigierbarer 3D-Welten erfordert Geschick und Erfahrung

Darüber hinaus bringt die neue Bewegungsfreiheit in der dritten Dimension weitere Herausforderungen für das Design mit sich. Einerseits ist die Erkundung einer dreidimensionalen Welt für den Nutzer intuitiver als die Navigation auf einer Website. Schließlich können 3D-Welten so gestaltet werden, dass sie realen Vorbildern entsprechen – etwa einem Zimmer, einer Wohnung, einer Stadt oder einem Einkaufszentrum.

Andererseits müssen 3D-Designer bei der Gestaltung von 3D-Räumen Gestaltungsprinzipien beachten, die im klassischen Webdesign noch kein Thema sind.

  • Selbst für erfahrene Benutzer können zentrale Elemente einer 3D-Umgebung aus bestimmten Blickwinkeln verdeckt und schwer zu finden sein – genau wie im wirklichen Leben.
  • 3D-Designer müssen durch verschiedene Maßnahmen sicherstellen, dass auch Neulinge in einer 3D-Welt wichtige Gebäude, Landschaftsdetails, Objekte, Figuren oder Funktionen leicht finden können. Dies erfordert eine Denkweise, die eher der eines Architekten oder Landschaftsplaners als der eines Grafikdesigners entspricht.
  • Für eine gute User Experience können auch Elemente aus dem Computer- und Videospieldesign in die Gestaltung von Metaverse-Welten einfließen.
  • Denkbare Design-Kniffe sind z. B. von Weitem wahrnehmbare Soundeffekte für wichtige Objekte oder Landschaftsdetails, Texteinblendungen, Navigationshilfen in der Benutzeroberfläche (Pfeile, Karten, Entfernungsmesser) und hilfreiche Tipps und Hinweise, die den Benutzer auf den richtigen Weg führen.
Quelle: YouTube / henrydo011

Nur Metaverse-Welten, die interaktive Erfahrungen bieten, nutzen die Stärken des Mediums voll aus

Eine einfache Navigation ist jedoch nicht alles, was eine gute 3D-Welt ausmacht. Wenn es nichts Spannendes zu entdecken und zu erleben gibt, kann auch die beeindruckendste Metaverse-Welt ihr Potenzial nicht ausschöpfen.

  • Im Gegensatz zu klassischen Websites können 3D-Welten völlig neue Möglichkeiten der Interaktion, der Partizipation und des Eintauchens in eine virtuelle Welt bieten.
  • Dazu gehören Gamification-Modelle wie das Erfüllen von Missionen, virtuelles Geocaching, interaktive Storys oder virtuelle Escape-Rooms.
  • Im Idealfall wird der Nutzer für die erfolgreiche Teilnahme an den interaktiven Erlebnissen belohnt, z. B. mit Beträgen in einer Meta-Währung oder Tokens.
  • Dies schafft einen Anreiz zur regelmäßigen Teilnahme.

Hier nur einige Beispiele, wie Marken die interaktiven Möglichkeiten des Metaverse nutzen können:

Sonderanfertigungen vor der Bestellung virtuell ausprobieren

Spezialanfertigungen nach Kundenwunsch sind ein wichtiger Bestandteil von Branchen wie der Schmuck-, Möbel- und Instrumentenindustrie. Diese sind für den Kunden meistens mit einer hohen finanziellen Investition verbunden. Potenzielle Kunden benötigen daher absolute Sicherheit, bevor sie sich für ein teures Sonderstück entscheiden. Hier bietet das Metaverse in bisher nicht gekannter Weise neue Perspektiven.

In einer interaktiven 3D-Umgebung hätte der Kunde die Möglichkeit, seine Maßanfertigung zunächst virtuell in Augenschein zu nehmen und auszuprobieren. Er könnte seinem Avatar ein virtuelles Schmuckstück anlegen und es in einer virtuellen Modenschau präsentieren.

Ein potenzieller Kunde einer Luxusuhr könnte deren Funktionen in einer actionreichen 3D-Mission ausprobieren und sich dabei wie James Bond fühlen. Und auch ein Musiker hätte die Möglichkeit eine nach seinen Spezifikationen gefertigte E-Gitarre zunächst in Form eines virtuellen Prototypen auf einer virtuellen Bühne auszuprobieren.

Im Metaverse Produktionsprozesse virtuell erleben

Viele Produkte haben einen faszinierenden Herstellungsprozess – wie etwa Autos, Smartphones oder Computerchips. Hier könnten Interessierte mit ihrem Avatar eine dreidimensionale Abbildung von Produktionsstätten besuchen, in der virtuell Herstellungsprozesse ablaufen. Dazu hätten sie die Möglichkeit, bei besonders spannenden Arbeitsschritten virtuell selbst Hand anzulegen.

Fans und Interessenten als Metaverse-Produktdesigner

Anregungen von Kunden und Fans in die Produktentwicklung einfließen zu lassen, ist für viele Unternehmen schwierig zu realisieren. Im Metaverse können viele Zielgruppen mit intelligenten Produktbaukästen ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Nach der Fertigstellung kann das fertige Produkt sofort in 3D von allen Seiten bestaunt werden. Solche und ähnliche Gamification-Elemente können die Markenbindung entscheidend stärken und aus Interessenten in kurzer Zeit Kunden machen.

Markenauftritte der Zukunft als virtuelle Freizeitparks?

Langfristig ist es denkbar, dass Metaverse-Welten von Marken und Unternehmen virtuellen Themenparks ähneln. Hier können interessierte Nutzer nicht nur Produkt- und Unternehmensinformationen in eindrucksvollen 3D-Umgebungen abrufen. Durch in die Umgebung integrierte und auf das Markenimage abgestimmte Gamification-Elemente kann gleichzeitig die Kundenbindung spielerisch gestärkt und neue Kunden gewonnen werden.

In 3D begehbare Showrooms, wie sie derzeit im Trend liegen, sind daher nur der Anfang. Welcher Anteil von Werbung, Gamification und Entertainment sich als Best Practice für Unternehmensauftritte im Metaverse durchsetzen wird, kann jedoch nur die Zukunft zeigen.

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