Den einen läuft es bei dem Geräusch eiskalt den Rücken hinunter, die anderen entspannt es: Fingerknacken. Es herrscht der Mythos, dass es auf Dauer schädlich ist, weil dadurch die Sehnen und Bänder ausleihern. Doch stimmt das wirklich?
Schätzungen zufolge knacken 25 bis 45 Prozent der Menschen regelmäßig mit ihren Fingern. Schuld an dem Laut sind kleine Gasbläschen aus Kohlenstoffdioxid in den Gelenken. Das Gas liegt normalerweise gelöst in der Gelenkschmiere vor. Ziehen wir jedoch an unseren Fingern, entsteht ein Unterdruck und das Gas bildet Bläschen, die daraufhin wieder platzen. Wann genau das Geräusch entsteht, ist umstritten. Laut Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universität Alberta hört man das Plopp, wenn sich die Gasbläschen bilden.
Doch wie sieht es mit den Folgen aus?
Beim Fingerknacken werden die Bänder und Sehnen überdehnt, deswegen gehen manche davon aus, dass diese mit der Zeit ausleihern. Ein anderes Gerücht besagt, dass das Knacken Arthrose auslösen kann. Für beides gibt es jedoch bisher keine wissenschaftliche Belege.
2017 untersuchte eine kalifornische Studie bei 40 Probanden das Phänomen genauer. Unter Aufsicht mussten die Teilnehmer ihre Gelenke knacken lassen, während die Forscher den Ablauf mit Hilfe von Ultraschall überwachten. Davor und danach prüften die Wissenschaftler die Gelenke unter anderem auf Beweglichkeit und Verhärtungen. Das Resultat: Zwischen den Knackern und Nicht-Knackern bestand nur ein geringfügiger, nicht aussagekräftiger Unterschied. Allerdings gibt die Untersuchung nur Aufschluss über kurzzeitige Folgen.
Anders das Langzeit-Experiment des Mediziners Donald Unger. In seinem Selbstversuch knackte der Arzt über 50 Jahre lang zweimal am Tag die Finger seiner linken Hand, die rechte Hand ließ er in Ruhe. Anschließende Untersuchungen zeigten keine negativen Auswirkungen auf die Knack-Hand. Insgesamt deuten die bisherigen Untersuchungen also darauf hin, dass Fingerknacken nicht schädlich ist.