Die deutschen Agenten übertrumpfen sich mit peinlichen Pannen – zu spät erkennen die Nazis die Wichtigkeit einer Top-Spionageabteilung.
Historiker sehen dafür zwei Hauptgründe. Es gab große Kommunikationsprobleme bei den deutschen Geheimdiensten, fand der US-Experte David Kahn heraus. Die unterschiedlichen Abteilungen konkurrierten um die Gunst Hitlers und lieferten bevorzugt Nachrichten, die dieser hören wollte. Hinzu kam, dass der Gegner von den Nazi-Geheimdiensten immer unterschätzt wurde. Hitlers überhebliche Ideologie übertrug sich auch auf seine Geheimdienste. Sie ließ nicht zu, dass andere Nationen besser sein könnten als die selbsternannten „Herrenmenschen” – und so ignorierten die Spione auch wertvolle Informationen. Wie bei der Landung der Alliierten in der Normandie.
Versagen durch Konkurrenz
Schutzstaffel (SS), Geheime Staatspolizei (Gestapo), das Auswärtige Amt, die „Abwehr” und selbst das Postministerium: All diese Organisationen verfügen über Agenten, die Auslandsspionage betreiben. Doch statt ihre Kräfte zu bündeln und Informationen zu teilen, arbeitet jeder nur für sich um dem „Führer” zu gefallen. Die „Abwehr”, die Spionageabteilung der Wehrmacht, ist zwar der höchste militärische Geheimdienst, wird aber von den anderen Organisationen wenig oder gar nicht unterstützt. Auch die Alliierten besitzen mehrere Geheimdienste, doch sie erkennen – auch dank der Pleiten der Nazi-Geheimdienste – die Wichtigkeit einer übergeordneten Spionageabteilung. In Großbritannien laufen die Fäden beim MI6 zusammen, und die Amerikaner gründen zu Kriegsbeginn das Office of Strategic Services (OSS), die Vorläuferorganisation der CIA. Den mächtigsten Geheimdienst der Welt gäbe es ohne Hitler und den Zweiten Weltkrieg so nicht.
Versagen durch Ideologie
„Beschränktheit, Fanatismus und Berufsblindheit”, sagt der Historiker Hans-Heinrich Wilhelm, diese Eigenschaften hätten bei den Nazi-Spionen dazu geführt, dass sie ihren Feind immer unterschätzten – allen voran der Diktator selbst. Hitlers größte militärische Fehler hätten ihren Ursprung in seinem maßlos arroganten Weltbild: „Die sowjetische Armee ist nicht mehr als ein Witz”, sagte der Diktator, als Späher von der Überlegenheit der Russen berichteten. Die Geheimdienste des Dritten Reichs gingen schließlich dazu über, ihrem „Führer” nur noch das mitzuteilen, was er hören wollte – ein nachrichtendienstliches Debakel. Die teils spektakulären Geheimdienstoperationen der Alliierten beschleunigten den Untergang des Dritten Reichs. Die Täuschungsmanöver gehören zu Hitlers geheimen Niederlagen.