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Bizarre Mischwesen: die kuriose Welt der Skorpionsfliegen

Foto: Imago / blickwinkel

Bizarre Mischwesen: die kuriose Welt der Skorpionsfliegen

Sie haben einen langen Rüssel und einen skorpionartigen Hinterleib. Skorpionsfliegen sehen sehr bedrohlich aus und sind auch in Deutschland heimisch. Doch sind sie wirklich gefährlich für den Menschen?

Skorpione kommen in Deutschland, mit wenigen Ausnahmen im äußersten Süden der Republik, nicht vor – und das ist auch gut so, schließlich können die Spinnentiere mit ihrem Stachel sehr schmerzhafte Wunden verursachen.

Was viele Menschen aber nicht wissen: Ein dem Namen nach naher Verwandter der giftigen Arachniden ist auch hier bei uns heimisch: Die Skorpionsfliege. Klingt nach einer skurrilen Mischung aus Skorpion und Fliege? Ist es auch, zumindest rein optisch.

Doch Grund zur Sorge gibt es deshalb nicht: Die bei uns heimische Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis) ist mit einer Körperlänge von maximal 18 Millimetern ziemlich winzig, wie alle Insekten dieser Art. Selbst die größten bekannten Unterarten werden gerade einmal drei Zentimeter groß. Sie ist in ganz Europa und bis in die westlichen Gebiete von Russland verbreitet. In feuchten Gebieten wie Wälder oder Sumpfgebiete fühlt sie sich wohl. Und was noch viel wichtiger ist: Skorpionsfliegen können überhaupt nicht stechen.

Skorpionsfliegen haben einen Stachel, der nicht sticht

Zwar besitzen die Männchen tatsächlich eine Art Stachel an ihrem Hinterleib, der dem eines Skorpions verblüffend ähnlich sieht – doch es handelt sich dabei eigentlich um das Geschlechtsorgan der Insekten. So können sie das Weibchen bei der Paarung festhalten. Bei Weibchen befindet sich an der gleichen Stelle eine Legeröhre, die der Eiablage dient.

Ihren Namen haben die „fliegenden Skorpione“ lediglich aufgrund der optischen Nähe zu den giftigen Spinnentieren erhalten. Ebenso skurril wie der Stachel ist das rüsselartige Mundwerkzeug der Skorpionsfliegen, sie zählen daher zu den Schnabelfliegen (Mecoptera).

Mutige Netzräuber

Eine Verhaltensweise der Skorpionsfliegen ist allerdings, neben ihrem Äußeren, mehr als kurios: Sie rauben Futter aus den Netzen von Webspinnen, das Verhalten ist als Kleptoparasitismus bekannt. Üblicherweise trauen sich nur Spinnen zu diesem Zweck in die Netze ihrer Artgenossen; die Gefahr, selbst zum Opfer zu werden, ist in den klebrigen Fallen schlichtweg zu groß.

Doch die fliegenden Insekten stört das nicht, sie stellen sich bei ihrem Raubzug nicht einmal besonders vorsichtig an – die Spinnen bemerken den Diebstahl daher in der Regel. Dennoch lassen sie die Skorpionsfliegen gewähren und greifen nicht an; diese Zurückhaltung gibt Wissenschaftlern bis heute Rätsel auf.

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