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Burlesque, Pin-up & Empowerment – wie Reizwäsche Teil der Popkultur wurde

Foto: Envato / LightFieldStudios

Wie Reizwäsche Teil der Popkultur wurde

Viele Jahre und Jahrzehnte lang gehörte Reizwäsche nur ins Schlafzimmer und wurde streng verborgen in der Nachttischschublade aufbewahrt. Das Accessoire erotischer Fantasien war für die Öffentlichkeit unsichtbar, doch das hat sich im Laufe der Jahre geändert. Erst wurde Burlesque salonfähig und später kam Pin-up auf die Bühne.

Ein bislang intimes Kleidungsstück wurde mehr und mehr zu einem kulturellen Statement und ist heute aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken. Es entstand eine ganz eigene Ästhetik, die sich über lange Zeit entwickelt hat. Die nachfolgende Reise führt uns durch die Kultur und Entwicklung von Burlesque, Pin-up und Empowerment.

Burlesque als provokanter Gegenentwurf zum biederen Dasein

Heute dient Reizwäsche für Damen als Methode der Verführung, aber auch um ihr Selbstvertrauen und Weiblichkeit zum Ausdruck zu bringen. Burlesque-Ikonen wie Dita von Teese bewegen sich auf der Bühne ganz selbstverständlich in frivol-pikanten Outfits, ohne dabei je billig zu wirken. Entstanden ist der Kult um Burlesque im 19. Jahrhundert. Damals entstand eine sich von der bürgerlichen Hochkultur abgrenzende Form des Theaters. Auf den Bühnen wurden Rollenbilder nicht mehr nur klischeehaft dargestellt, sondern überzeichnet und ironisch gebrochen.

Die Künstlerinnen der damaligen Zeit setzten sich selbst als handelnde Personen in Szene und nutzten Reizwäsche als sichtbares Symbol für die Kontrolle über die eigene Darstellung. Die klassische Bühnenkunst zeigte weibliche Figuren fast immer passiv, doch jetzt war ein Raum für die aktive Darbietung der Weiblichkeit geboren.

Auch wenn viele Menschen Burlesque als sinnlich und erotisch empfinden, ging es nie primär darum. Stattdessen drehten sich die Stücke um Humor, Parodie und Maskerade, um die gesellschaftlichen Biedermeiernormen zu hinterfragen. Frauen auf der Bühne schrieben ihre eigene Geschichte und wurden sichtbar.

Burlesque ist nicht nur einfach die vielleicht künstlerischste Form des Ausziehens. Künstlerinnen spielen mit ihrer der Macht von Erwartungen, die sie dann nicht erfüllen. Die Maskeraden sind keine Anpassung an die Rolle, sondern ein Zeichen dessen, wie albern und überspitzt viele Geschlechtsrollen wirklich konstruiert sind. Viele sich nicht im Klaren darüber, dass sowohl Trachtenkleidung wie das Dirndl aber auch die Reizwäsche auf jahrzehntelange Traditionen und Geschichten zurückblicken.

Von der Bühne aufs Bild

Mit Burlesque schafften sich die Künstlerinnen einen Raum, um die klischeebehaftete Kulturszene zu provozieren. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine weitere Form der öffentlichen Körperinszenierung. Das Pin-up war geboren und noch bevor es Spinde von Soldaten zierte, war es in Form von Illustrationen und Fotografien in Kalendern, Werbungen und Zeitschriften zu sehen. Junge Frauen posierten bewusst feminin und lächelnd und galten schnell als Inbegriff der erotischen Verführung, ohne dass die Probleme dahinter gesehen wurden.

Aber auch hinter diesem Trend steckte von Anfang an mehr als pure Sexualität. Pin-up-Bilder galten während wirtschaftlicher Krisen und Kriege als ein Zeichen von Luxus, Leichtigkeit und Glamour. Die Sorglosigkeit der Darstellungen auf Hochglanzmagazinen weckte bei Millionen Menschen Sehnsüchte. Junge Frauen hielten es für erstrebenswert, sich einmal selbst in Reizwäsche auf einem namhaften Magazin zelebrieren zu dürfen, männliche Fantasien gingen in andere Richtungen.

Die Prägephase von Pin-up-Fotos auf die Schönheitsideale

Heute nutzen Millionen Menschen Instagram und Influencer beeinflussen Meinungen, Trends und Hypes der Massen. Damals waren Pin-up-Bilder mit dafür verantwortlich, welche Schönheitsideale definiert wurden. Die Ästhetik war immer gleich. Models hatten gepflegte Haut, betonten ihre Kurven, trugen auffälliges Make-Up und nahmen unschuldige und erotische Posen zugleich ein. Die Bildsprache suggerierte ein gesellschaftliches Ideal, das über Generationen weitertransportiert wurde.

In dieser Ästhetik steckte eine doppelte Bedeutung, die in den 50er-Jahren so nie wahrgenommen wurde. Einerseits spiegelten die Aufnahmen die patriarchale Vorstellung von Attraktivität wider und andererseits boten sie einen Rahmen, den weiblichen Körper sichtbar zu machen. Damit veränderte sich die Wahrnehmung von Weiblichkeit in der Gesellschaft deutlich – Frauen wurden nicht mehr nur als brave Hausfrau wahrgenommen.

Heute denkt die Gesellschaft anders über die sexualisierte Darstellung von Frauen in Werbung und Magazinen. Ästhetische Erotik-Kunst ist zwar nach wie vor ein wichtiges Thema und wird in Hochglanzmagazinen zelebriert, doch die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Frau von heute ist anders.

Sichtbarkeit für Reizwäsche in der Gesellschaft

Mit Pin-up-Fotos und erotischen Bühnenshows kam Reizwäsche aus dem Dunkel des Schranks hervor. Sie wurde ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und bekam damit auch für das Privatleben vieler Frauen eine Bedeutung. Männer sahen sich die Aufnahmen und Darstellungen an, träumten von Frauen in erotischer Wäsche und Frauen wollten ihren Partnern diese Wünsche selbst erfüllen. Es wurde mehr Reizwäsche für den Massenmarkt produziert und heute tragen selbstbewusste Frauen diese Wäsche nicht mehr nur für den Partner, sondern auch einfach fürs eigene Wohlbefinden.

Reizwäsche ist nicht mehr nur dem männlichen Blick vorbehalten, sondern ist aus weiblicher Sicht ein Stück Selbstbestimmung und Selbstinszenierung. Sie wird aber weiterhin auch über kontroverse digitale Plattformen wie OnlyFans transportiert und sorgt auf diese Weise für Debatten.

Die spannendsten Strategien der Selbstermächtigung

All diese Entwicklungen führten zu Strategien, um Rollenbilder und Schönheitsnormen zu hinterfragen und neu zu deuten. Mit Reizwäsche und kunstvollen Darbietungen war es möglich, gesellschaftliche Vorgaben umzudeuten und zu verschieben. Gerade in der Burlesque wurden dafür unterschiedliche Optionen verwendet.

  • Übersteigerte Maskerade zur Entlarvung von Stereotypen
  • Parodistische Durchbrüche bei klassischen Geschlechterrollen
  • Ironie als Zeichen der Distanz
  • Aneignung von Objekthaftigkeit als selbstbestimmter Akt
  • Erweiterung von Frauenbildern durch queere Perspektiven

Spätestens mit dem Aufstieg der digitalen Medien wanderte die Ästhetik von Pin-up und Burlesque endgültig in den Mainstream. Social Media und Modekampagnen, aber auch Musikvideos griffen die Bildsprache auf, um sie neu zu interpretieren.

Der moderne Umgang mit Reizwäsche in der Popkultur

Influencerinnen und Popstars nutzen Reizwäsche heute ganz gezielt, um Markenbilder aufzubauen oder sich als selbstbestimmte und starke Persönlichkeiten zu inszenieren. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen weiblicher Emanzipation und Vermarktung zunehmen. Die starke Sichtbarkeit von Influencerinnen und bekannten Persönlichkeiten ermöglichen eine neue Form der Selbstbestimmung, andererseits werden Schönheitsnormen immer weiter reproduziert und verbreitet.

Feministische Lesarten zum Umgang mit Reizwäsche

Feministische Theorien haben den Wandel aus verschiedenen Sichtfeldern beäugt. Eine Sichtweise setzt auf die subversive Kraft der Maskerade und geht davon aus, dass parodierte Rollenbilder sich traditioneller Klischees entziehen. Andere Sichtweisen wiederum weisen darauf hin, dass die patriarchalen Strukturen durch solche Inszenierungen weiterhin am Leben erhalten werden.

Typische Beispiele moderner selbstbestimmter Frauen gibt es viele: Sängerin Lady Gaga ist nur eine davon. Sie spielt mit der Übertreibung, nutzt ihre Sinnlichkeit und Erotik bewusst dafür, klassische Rollenbilder zu entkräften und ihre Macht zu inszenieren. Der Effekt hängt allerdings immer von Kontext und Deutung durch das Publikum ab.

Reizwäsche zu tragen und zu besitzen ist heute jedenfalls nicht mehr den Bühnengrößen und Pin-up-Girls der damaligen Zeit vorbehalten. Heute gibt es Produkte in jedem Stil, jeder Größe und für jede Frau. Für selbstbestimmte und powervolle Selbstinszenierung ohne Unterwerfung und Klischees. Es gibt nicht nur verführerische Unterwäsche für Frauen, bei Astratex gibt es auch sexy Unterwäsche für Männer, damit sich nicht nur Frau unwiderstehlich fühlt.

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