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Die Faszination für Promis: Warum wir uns für Stars begeistern

Foto: Envato / YuriArcursPeopleimages

Die Faszination für Promis: Warum wir uns für Stars begeistern

Fast die Hälfte der deutschen Presselandschaft machen die bunten Blätter der Regenbogenpresse aus. Sie berichten über Stars und Sternchen, deren aufregendes Leben und Treiben. Hinzu kommen die Social-Media-Plattformen, auf denen Prominente in Echtzeit Einblicke in ihr Leben mit Millionen von Fans teilen. Wo kommt diese Faszination für Promis her? Was sind die psychologischen Hintergründe? Und warum ziehen uns die Accounts von Prominenten auf Instagram und Co. so in ihren Bann?

Dem Alltag entfliehen

Der Mensch ist bekanntlich von Natur aus neugierig. Er sucht regelrecht nach neuen Informationen, um sein Wissen zu erweitern und seine Umwelt besser zu verstehen. Er sucht förmlich nach Aufregung, Entsetzen und Empörung. Seine Sensationslust dient als emotionale Stimulierung und sie ermöglicht ihm einen Vergleich.

Man fühlt sich doch gleich so viel besser, wenn es dem anderen schlecht geht. Und nicht zuletzt lenken Klatsch und Tratsch so wunderbar von eigenen Sorgen und Nöten ab. Solange die Aufmerksamkeit dem schillernden Leben von Prominenten gilt, kann man dem eigenen Alltag entfliehen und in die faszinierende Welt der Reichen und Schönen eintauchen.

Schöne neue Social Media-Welt

Und das ist in Zeiten von Social Media einfacher denn je. Die Plattformen der Sozialen Netzwerke ermöglichen es den jeweiligen Fans, das Leben und die Aktivitäten ihrer Idole quasi hautnah mitzuerleben. Diese Nähe suggeriert eine persönliche Beziehung mit exklusiven Blicken hinter die Kulissen und der Möglichkeit der direkten Interaktion. Prominente werden so zu Trendsettern mit einer enormen Reichweite.

Fußball-Star Cristiano Ronaldo ist derzeit etwa der Spitzenreiter auf Instagram mit über 500 Millionen Followern. Schauspielerin, Model und Influencerin Kim Kardashian bringt es auf über 350 Millionen Follower. Selbst die Tochter des berühmten Models und TV-Stars Heidi Klum, die erst 19-jährige Leni Klum, erreicht mit ihren privaten Schnappschüssen und hochkarätigen Modeshootings inzwischen auch bereits zwei Millionen Follower auf ihrem Instagram-Account. Schon zwei Wochen nach dem Start ihres Accounts im Februar 2020 konnte das als „schönstes Mädchen der Welt“ bekannte Model 30.000 Follower begeistern.

Süchtig nach Neuigkeiten

Es ist der ständige Fluss von Neuigkeiten und Informationen, der bei den Fans das dringende Bedürfnis erzeugt, immer auf dem Laufenden sein zu müssen. Sie wollen keinen Beitrag verpassen, der vielleicht neue, aufregende Nachrichten für sie bereithält.

Diese Angst, etwas Wesentliches zu verpassen, hat sogar einen eigenen Namen: „FOMO“ (Fear of Missing Out). Sie bringt Fans dazu, förmlich rund um die Uhr auf Social Media präsent zu sein. FOMO ist ein weitverbreitetes Phänomen. Dahinter steckt die Befürchtung gegenüber anderen benachteiligt zu sein, wenn die etwas wissen, was man selbst verpasst hat.

Die Faszination für Promis: Warum wir uns für Stars begeistern – a Fear of Missing Out (FOMO) kann süchtig machen.
Die Angst, etwas in sozialen Netzwerken zu verpassen, kann zu Online-Sucht führen.

Foto: Envato / korneevamaha

Der „evolutionäre“ Faktor

Andere zu „begutachten“, sie anzuschauen und über sie zu reden, ist ein Verhalten, das vermutlich so alt ist, wie die Menschheit selbst. So werden soziale Bindungen und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe aufgebaut. Auf der anderen Seite dient dieses Verhalten aber auch der Identitätsbildung. Durch den Vergleich mit anderen können Erfahrungen gesammelt und hinterfragt und so eigene Werte und Überzeugungen gewonnen werden. Insoweit ist jeder Mensch ein Voyeur. Tatsächlich hat die Evolution die Lust, andere Menschen zu beobachten und über sie zu reden, in der menschlichen Natur verankert.

Das Interesse an sensationellen Informationen diente ursprünglich einfach dem Überleben. Ging es doch darum, durch das Beobachten und Austauschen von ungewöhnlichen Ereignissen mögliche Gefahren rechtzeitig zu erkennen. So konnten Erkenntnisse über essbare Pflanzen und Wasserquellen gewonnen, erfolgreiche Jagdmethoden und Techniken und Schutzmechanismen beispielsweise vor Kälte oder Hitze entwickelt werden.

Auch wurden dadurch Informationen über soziale Hierarchien und Dynamiken innerhalb einer Gruppe gesammelt und die Erkenntnisse für ein besseres Verständnis und Zusammenarbeit in einer Gemeinschaft genutzt. Und das Beobachten und Reden über andere Menschen spielte nicht zuletzt bei der Partnerwahl eine Rolle. Dadurch wurden Informationen über die genetischen Voraussetzungen und die Fortpflanzungsfähigkeit gewonnen und so das Überleben der gesamten Gruppe gesichert.

Unsere Vorfahren hatten also durchaus triftige Gründe, sich an Klatsch und Tratsch innerhalb einer Gemeinschaft zu beteiligen. Heute trägt die schiere Masse an sensationsorientierten Neuigkeiten in der Presse und auf den Social-Media-Plattformen dazu bei, dass die durchaus positiven Aspekte der Promi-Verehrung ins Negative verkehrt werden. Leser und Follower verlangen nach immer neuen Informationen.

Das Bedürfnis nach noch mehr Neuigkeiten kann aber in ein ungesundes Verlangen ausarten, das nicht selten die Würde und Privatsphäre prominenter Menschen verletzt. Umso wichtiger ist es, einen kritischen Blick zu bewahren, auf seriöse Berichterstattung über Prominente zu achten und sich selbst klare Grenzen für die Zeit zu setzen, die man auf Social Media verbringt.

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