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Warum gibt es Linksverkehr?

Foto: Imago / Juergen Schwarz

Warum gibt es Linksverkehr?

In Deutschland, Brasilien und der Mongolei fährt man rechts. In Südafrika, Indien oder Großbritannien hingegen gibt es Linksverkehr. Aber woher stammen überhaupt die unterschiedlichen Straßensysteme?

Kommen die Unterschiede aus der Vergangenheit?

Im Alten Rom, so lassen antike Darstellungen vermuten, herrschte Linksverkehr, ebenso im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Einige Historiker glauben, dass sich Reiter und Soldaten so besser verteidigen konnten: Da sie ihre Lanzen in der rechten Hand trugen, ritten sie links am Gegner vorbei.

Außerdem konnten sie so zum Straßenrand hin absteigen. Fußsoldaten standen ebenfalls rechts voneinander versetzt, weil sie so das Schwert besser führen konnten. Auf alten Münzen zum Beispiel sind heute solche Darstellungen zu erkennen. Allerdings beherrschten auch jahrelang große Gespanne den Verkehr dem europäischen Festland, die sich eher auf der rechten Seite hielten. Die Kutscher saßen links, wie wir heute im Auto, hatten die Zügel in der linken Hand und schwangen mit der rechten Hand die Peitsche. Um den Abstand zu entgegenkommenden Fuhrwerken besser einschätzen zu können.

Politik oder Sicherheit?

Um Klarheit im Verkehr zu schaffen und die Zahl der Unfälle zu reduzieren, führte Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts schließlich der Rechtsverkehr ein. Unter dem Einfluss Napoleons zogen andere Länder nach. Jedoch: Warum man sich hier letztlich für den Rechts- und nicht den Linksverkehr entschied, ist unklar – zumal keines der Systeme besser oder sicherer ist. Und so gab man in Großbritannien 1835 dem Linksverkehr den Vorzug und setzte diese Regelung auch in seinen Kolonien durch.

Heute wird in 59 von 221 Staaten der Erde links gefahren. Die Entscheidung für die Seite hat in manchen Ländern wirtschaftliche Gründe, etwa eine Angleichung an die Nachbarstaaten, in anderen politische Gründe wie die Lösung vom Kolonialsystem.

Sogar in Großbritannien wurde vor dem Brexit häufig darüber diskutiert, ob man den Verkehr nicht an das Europa anpassen sollte. Doch viele Regierungen schrecken aus Organisations- und Kostengründen vor einer so schwerwiegenden Veränderung zurück. Von einem Tag auf den anderen müssten ganze Straßen umgeleitet oder neu gebaut, Ampeln versetzt und Schilder ausgetauscht werden. Das letzte große Land, das sich diesen Schritt getraut hat, war Schweden: Am 3. September 1967 wechselten die Menschen über Nacht die Richtung – und fahren seitdem auf der rechten Straßenseite.

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