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Wie viel Regenwald wird für einen Schokoriegel gerodet?

Foto: iStock / id art

Wie viel Regenwald wird für einen Schokoriegel gerodet?

Um Anbaugebiete für Kakaopflanzen zu schaffen, wird Regenwald gerodet. Große Konzerne versprechen ein Umdenken. Doch halten sie sich daran?

Für den Kakaoanbau wird in der Elfenbeinküste Regenwald im großen Stil gerodet. Ein Report zeigt das Ausmaß der Zerstörung.

Nach der Veröffentlichung des „Chocolate’s Dark Secret“-Reports durch die US-Umweltorganisation Mighty Earth, der die verheerende Zerstörung von Waldgebieten für den Kakaoanbau aufzeigt, geloben Nestlé, Mars und Co., etwas zu unternehmen – und starteten 2017 eine eigene Anti-Abholzungs-Initiative. Ihr Vorsatz: Überall auf der Welt soll der Raubbau gestoppt werden, mit besonderem Fokus auf Westafrika.

Naschen mit Folgen – Schokoladenhunger zerstört den Regenwald

60 Prozent des weltweit verarbeiteten Kakaos stammt aus der Elfenbeinküste und Ghana. Ein Großteil der Ernte kommt aus illegalen Quellen – Plantagen, die in Nationalparks und geschützten Regenwäldern angelegt wurden. „Kakaobauern, die neu ins Geschäft einsteigen, roden dafür Urwälder, selbst wenn diese unter Naturschutz stehen“, sagt Johannes Schorling von der entwicklungspolitischen Organisation Inkota.

Die Rodung geht weiter

Den dort angebauten Kakao importieren dann vor allem die USA, die Niederlande und Deutschland. Die Folge: In keinem anderen Land der Welt schrumpft der Regenwald schneller als in der Elfenbeinküste. „Die Hauptschuld an dieser Waldvernichtung trägt der Anbau von Kakao“, sagt der ivorische Umweltaktivist Signo Kouamé Soulago Fernand.

Das Versprechen der großen Kakao-Konzerne kommt daher zwar spät – aber besser als nie. Doch was ist es wert? Mighty Earth wertete ein Jahr später Satellitenbilder aus. Das Ergebnis: „Trotz der Zusagen von Industrie und Regierungen geht die Waldvernichtung in Westafrika weiter.“

Falsche Versprechen führen zu neuen Forderungen

Wenngleich der Waldschutz in einigen Teilen der Elfenbeinküste inzwischen besser funktioniert, schreiten gerade im äußersten Westen die flächendeckenden Rodungen noch schneller voran. Kakaobäume, die nicht älter als ein Jahr sind, belegen, dass die Versprechen nicht gehalten wurden. Als man die Bauern beim Fällen der Bäume darauf ansprach, entgegneten diese, nichts von einem Verbot zu wissen. Es sei genauso leicht wie vorher, ihre Ernte loszuwerden.

Mighty Earth stellte daher einen neuen Forderungskatalog vor. Darin werden die Konzerne nicht nur dazu angehalten, alle Lieferanten zu boykottieren, die seit November 2017 neue Flächen gerodet haben. Sie sollen auch offenlegen, von welchen Händlern weltweit sie ihre Kakaobohnen beziehen.

Alternativen und Aufforstungsprogramme

Mighty Earth empfiehlt den Bauern, auf andere Anbaumethoden umzusteigen. Kakaobäume wachsen sehr gut im Schatten und könnten infolgedessen unter großen Bäumen angepflanzt werden. Die Wälder müssten so nicht abgeholzt werden. Zudem steht laut dem Forderungskatalog die Schokoladenindustrie in der Verantwortung, Programme zur Wiederaufforstung zu finanzieren.

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