Die menschliche Zivilisation hat im Lauf der Jahrtausende kulturelle Denkmäler von unschätzbarem Wert geschaffen. Genauso wertvoll – und zerbrechlich – sind die über Millionen von Jahren entstandenen Schätze der Natur. Die akut vom Untergang bedrohten Natur- und Kulturstätten stehen auf der Roten Liste der UNESCO: das gefährdete Welterbe der Menschheit.

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Seit 2018 ist der extrem bedrohte kenianische Nationalpark am Turkanasee auf der Liste des gefährdeten Welterbes. Durch diesen Status soll das Ökosystem gestärkt werden, welches Lebensgrundlage für Millionen von Menschen am Fluss ist. Außerdem ist der See Heimat von zahlreichen Tieren und Pflanzen.
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Aufgrund des Hochhausbaus wurde das Historische Zentrum Wiens 2017 auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Durch die stetig wachsende Bauplanung befürchten die Verantwortlichen der UNESCO eine beträchtliche und spezifische Bedrohung für den außergewöhnlichen Wert der Städte.
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Seit 2012 steht das Grabmal von Askia auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes: Die Regierung von Mali ersuchte die UNESCO um den besonderen Schutz der Welterbestätten im Norden des Landes, denn noch immer herrscht in dem westafrikanischen Staat ein bewaffneter Konflikt zwischen Regierungstruppen und islamistischen Rebellen. Die siebzehn Meter hohe Pyramide des Askia-Sarkophags wurde 1495 in der Stadt Gao aus Lehmziegeln erbaut – und kündet noch heute von der Blüte des afrikanischen Songhaireiches im 15. Jahrhundert.
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Die sagenumwobene Stadt Timbuktu am südlichen Rand der Sahara war im 15. und 16. Jahrhundert ein kulturelles und religiöses Zentrum des Islams. Noch heute zeugen Moscheen, Mausoleen und Friedhöfe in der charakteristischen Lehmziegel-Bauweise von dieser Blütezeit. Auch wenn sie kontinuierlich restauriert werden, sind die historischen Bauwerke nicht nur durch den bewaffneten Konflikt in Mali, sondern auch durch die voranschreitende Wüstenbildung bedroht.
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Ebenfalls auf der Roten Liste befinden sich seit 2012 die Geburtskirche Jesu Christi und der dorthin führende historische Pilgerweg in Bethlehem. Nach christlicher Überlieferung ist die in den Palästinensischen Autonomiegebieten gelegene Stadt der Geburtsort von Jesus. Doch die Kirche, die seit 333 n.Chr. dort steht, wo er zur Welt gekommen sein soll, wird seit 2013 renoviert und soll 2019 fertig werden. Ihre Dachziegel wurden seit dem 19. Jahrhundert nicht erneuert, eindringendes Wasser beschädigt die Bausubstanz sowie jahrhundertealte Mosaike und Malereien.
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Schon seit 1982 gehören die Altstadt und die historischen Stadtmauern von Jerusalem zum gefährdeten Welterbe. Sie ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen mit vielen Heiligtümern. Zur Altstadt gehören ein jüdisches, ein muslimisches, ein christliches und ein armenisches Viertel. Damit ist Jerusalem allerdings auch ein Zentrum des Naho
stkonflikts – mit international umstrittenem politischem Status.
stkonflikts – mit international umstrittenem politischem Status.
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Im Jahr 2001 zerstörten die Taliban die riesenhaften Buddha-Statuen von Bamiyan, 200 Kilometer westlich der afghanischen Hauptstadt Kabul. Vor fast 2.000 Jahren waren die Statuen in den Fels gehauen worden, heute zeigen nur noch die Aushöhlungen, wo sie einmal gestanden haben. Doch auch die Überreste sind aufgrund der instabilen politischen Lage Afghanistan weiterhin gefährdet – und stehen daher seit 2003 auf der Roten Liste.
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Klimawandel, steigender Grundwasserspiegel und illegale Siedlungen auf dem Gelände der Ruinenstadt Chan Chan sind Gründe für ihre immer deutlichere Zerstörung. Die Stätte liegt im heutigen Peru und war die Hauptstadt des präkolumbischen Reiches der Chimú an der südamerikanischen Pazifikküste. Nicht einmal die mächtigen Inkas konnten Chan Chan besiegen, doch gegen die Umstände der Gegenwart scheint die alte Siedlung kaum gewappnet.
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Die archäologischen Stätten der irakischen Stadt Samarra, einem der wichtigsten Pilgerorte schiitischer Muslime, finden sich seit 2007 auf der Roten Liste. Das spiralförmige Minarett der großen Moschee sowie zahlreiche Kalifenpaläste und archäologischen Fundstätten sind im politisch noch immer nicht hundertprozentig stabilen Irak noch immer potenziell von Zerstörung bedroht.
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Die historische Medina der Stadt Zabid im Jemen ist eine von vier jemenitischen Altstädten, die in den frühen 1980er Jahren von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurden. Weil das traditionelle Handwerks- und Geschäftsviertel nicht mehr genutzt wird, wurden zahlreiche Gebäude durch moderne Bauten aus Beton ersetzt. Jahrhundertealte Architektur droht zu verschwinden.
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Die Stadt Bam und die sie umgebende Kulturlandschaft im östlichen Iran gehört seit 2004 zum gefährdeten Welterbe der Menschheit. Durch ein schweres Erdbeben im Dezember 2003 waren große Teile der Stadt verwüstet wurden. Der Rote-Liste-Status soll den Wiederaufbau der völlig zerstörten Festungsanlage unterstützen.
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Nach dem australischen Great Barrier Reef ist das Barriereriff von Belize in der Karibik das zweitgrößte Riffsystem unseres Planeten. Wie in vielen anderen Meeren sind auch die Korallenriffe in Belize von der Korallenbleiche betroffen – und das vielfältige Ökosystem schwebt in Gefahr. Zudem wurden in großem Umfang Mangrovenwälder auf den unzähligen kleinen Inseln abgeholzt, die das Riff säumen. Deshalb steht das grandiose Weltnaturerbe auf der Roten UNESCO-Liste.
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Gleich mehrere einzigartige Nationalparks in der Demokratischen Republik Kongo stehen auf der Liste des gefährdeten Welterbes. Die Breitmaulnashör
ner im Nationalpark Garamba wurden fast ausgerottet, auch die Berggorillas im Virunga-Nationalpark sind stark durch Wilderei gefährdet. Die unklare politische Situation ist besorgniserregend, bewaffnete Rebellengruppen sind nach jahrelanger Gewalt auch heute noch in der Region aktiv.
ner im Nationalpark Garamba wurden fast ausgerottet, auch die Berggorillas im Virunga-Nationalpark sind stark durch Wilderei gefährdet. Die unklare politische Situation ist besorgniserregend, bewaffnete Rebellengruppen sind nach jahrelanger Gewalt auch heute noch in der Region aktiv.
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Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Reisterrassen in den philippinischen Kordilleren etwa wurden 2012 nach der 36. Sitzung des Welterbekomitees wieder von der Roten Liste gestrichen. Seit 1995 gehören die Reisterrassen auf der Insel Luzón zum Welterbe, heute gilt ihr Erhalt durch traditionelle Bewirtschaftung als gewährleistet.
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Das Wildschutzgebiet der Arabischen Oryxantilope im Oman verlor 2007 endgültig seinen Status als Welterbe: Um Öl in dem Gebiet zu fördern, war es um 90 Prozent verkleinert worden. Der Bestand der seltenen Oryxantilopen ging dramatisch zurück. Dass eine Welterbestätte ihren Status vollends aberkannt bekommt, gab es in der Geschichte der UNESCO erst zweimal…
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Der zweite Fall, dass die UNESCO einer Welterbestätte diesen Status endgültig aberkannte, ist ausgerechnet in Deutschland zu finden: Nachdem die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal schon 2006 auf die Rote Liste gesetzt worden war, verlor sie 2009 ihren UNESCO-Titel für immer. Grund war der umstrittene Bau der Waldschlößchenbrücke über die Elbe, welche am 24. August 2013 offiziell eröffnet wurde.
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Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das Erbe der Menschheit: Die durch die UNESCO – also die für Kultur, Wissenschaft und Bildung zuständige Organisation der Vereinten Nationen – geschützten Kultur- und Naturstätten sind allesamt von außergewöhnlichem universellen Wert für die gesamte Völkergemeinschaft der Erde. Seit über vierzig Jahren ist die Welterbe Konvention der UNESCO das international wohl bedeutendste Instrument, um das Kultur- und Naturerbe der Menschheit zu bewahren. 193 Staaten haben die Konvention seit 1972 unterzeichnet. Auf der Welterbeliste stehen aktuell 1.092 Stätten in 167 Ländern – 37 davon in Deutschland. Das Wattenmeer, der Kölner Dom oder die Altstadt von Bamberg sind nicht nur Schätze, die es zu erhalten gilt, sondern auch echte Tourismus-Magnete.
Doch kulturelle Errungenschaften oder Denkmäler sind nicht weniger vergänglich und zerbrechlich als die Schätze der Natur. Sie sind bedroht durch Kriege, Verfall, Umweltverschmutzung oder Naturkatastrophen, genau wie durch menschliche Kurzschlusshandlungen – etwa städtebauliche Maßnahmen oder private Großvorhaben. Genau deshalb gibt es die „Rote Liste“ des gefährdeten Welterbes, in die Welterbestätten aufgenommen werden, die ernsthaft und akut bedroht sind. In den vergangenen Jahren wurden unter anderem verschiedene Kulturstätten in Mali – etwa die historischen Moscheen, Friedhöfe und Mausoleen – in der sagenumwobenen Stadt Timbuktu auf die Rote Liste gesetzt, wegen des andauernden bewaffneten Konflikts in dem afrikanischen Staat. Auch die durch Verfall bedrohte Geburtskirche Jesu Christi in Bethlehem zählt seit 2012 zum gefährdeten Welterbe. Das UNESCO-Komitee will damit sowohl die Aufmerksamkeit der verantwortlichen Politiker wachrütteln, als auch das Interesse der Öffentlichkeit am Schutz der gefährdeten Stätten wecken.
Endgültiges Aus für das Dresdner Elbtal
Dass ein Natur- oder Kulturdenkmal endgültig von der Liste des Welterbes gestrichen wurde, gab es bisher erst zweimal: So wurde 2007 das in Oman gelegene Wildschutzgebiet der Arabischen Oryxantilope ausgelistet. Weil in dem Reservat Öl gefördert werden sollte, war das Gebiet um 90 Prozent verkleinert worden – und der Bestand der seltenen Tiere ging dramatisch zurück. Die zweite Welterbestätte, die ihren Status aberkannt bekam, liegt in Deutschland: Wegen des umstrittenen Baus der Waldschlößchenbrücke über die Elbe verlor die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal 2009 für immer ihren Welterbestatus. Bereits 2006 war das Dresdner Elbtal auf die Rote Liste gesetzt worden. Am 24. August 2013 wurde die Brücke offiziell eröffnet.
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