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Überleben in der Antarktis: Der Marsch der Pinguine

Foto: iStock / Coldimages

Überleben in der Antarktis: Der Marsch der Pinguine

Kaiserpinguine haben eine ungewöhnliche Fortpflanzungsstrategie. Ihre Küken schlüpfen nicht im Sommer – sondern mitten im eisigen antarktischen Winter. Denn: Die Kleinen brauchen den Frühling und den Sommer später, um sich eine dicke Speckschicht und ein warmes Federkleid zuzulegen.

Bis zu 200 Kilometer laufen die Vögel, um zu ihren sicheren Brutplätzen im Landesinneren zu gelangen, wo das Eis nie schmilzt. Hier legt jedes Weibchen nur ein einziges Ei. Das Ausbrüten übernehmen die Männchen: Sie legen das Ei dazu nicht auf den kalten Boden, sondern auf ihre Füße und stülpen eine Bauchfalte darüber. Auf diese Weise können sie es bei konstanten 37 Grad warm halten.

Derweil kehren die Weibchen wieder den kompletten Weg zurück zum Meer, um Futter zu suchen. Auf sich allein gestellt, brüten die Männchen die Eier bei minus siebzig Grad Celsius aus.

Brüten bei eisigen Temperaturen

Nach etwa 64 Tagen schlüpfen die Küken. Inzwischen stehen die Väter kurz vor dem Hungertod. Etwa ein Drittel ihres Körpergewichts verlieren sie während der Brutzeit. Dennoch sind sie in der Lage, den Küken mit einer milchigen Substanz eine erste Mahlzeit zu geben. Doch dann ist die Mutter gefragt: Sobald sie in die Brutkolonien zurückgekehrt ist, schiebt ihnen der Partner das Kleine über das Eis zu. Dieser Austausch muss schnell gehen: Nur zwei Minuten auf dem eisigen Boden reichen aus, um das Küken erfrieren zu lassen. Dann wären all die Strapazen umsonst gewesen.

Wie aber finden die Mütter unter den vielen Tausend brütenden Vätern ausgerechnet ihren eigenen Partner wieder? Das Wunder schaffen die Tiere mit Rufen. Die Kaiserpinguine geben Töne von sich, die sie mit Hilfe zweier Membrane nahe der Lunge erzeugen. Jeder Ruf ist individuell verschieden, und die Vögel können Klangfarbe, Höhe und Dauer genau modifizieren. An ihren Gesängen können sich die Partner somit immer wieder erkennen und zueinander zurückfinden. Eine unglaubliche Leistung, da sich in den Brutkolonien bis zu hunderttausend Vögel befinden.

Tricks gegen die Kälte

Der antarktische Frühling ist oft unbeständig. Manchmal herrschen hier noch eisige Stürme. Hat ein Küken seine Mutter verloren oder befindet die sich gerade auf Nahrungssuche, ist das Kleine der Kälte hilflos ausgeliefert. Häufig versuchen kinderlose Weibchen deshalb, die verwaisten Küken in ihre leeren Bruttaschen aufzunehmen – doch nur selten mit Erfolg. Die enge natürliche Beziehung zwischen Mutter und Küken fehlt.

Auch die Männchen haben Strategien entwickelt, wie sie der Kälte trotzen können. Die anstrengende Brutzeit, die sie ohne die Weibchen bewältigen müssen, verbringen sie eng aneinandergekuschelt. Damit die Männchen, die am Rand der Gruppe stehen, nicht auskühlen, wandern sie von der windzugewandten Seite in kleinen Schritten um die zusammengekauerte Truppe herum bis hin zur geschützteren Seite. Es kommt zu einem ständigen Platzwechsel, und jeder Vogel kann sich immer wieder in der Mitte der Gruppe aufwärmen.

Trotz dieser ausgeklügelten Techniken ist die Sterblichkeit beim Nachwuchs hoch. Fast dreißig Prozent der Kleinen sterben in den ersten Monaten – zu unwirtlich sind die Bedingungen für Kaiserpinguine in der eisigen Antarktis.

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