Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Tabus der Weltgeschichte: Die Kriegsverbrechen des Westens

Im Lauf der Menschheitsgeschichte gab es immer wieder unsagbare Verbrechen, die nie öffentlich werden sollten. Gemeinsam mit Historikern ist Welt der Wunder Geschehnissen nachgegangen, die lange Zeit verborgen wurden. Was taten die westlichen Alliierten den Frauen im 2. Weltkrieg an?

Die Plünderungen dauern fast eine Woche an. Stra­ßenzüge werden in Brand gesetzt. Gleichzeitig beginnt eine gnadenlose Jagd – auf Frauen und Mädchen. Soldaten verprügeln und missbrauchen ihre wehrlosen Opfer, eine örtliche Ärztin gibt später an, dass allein sie mehr als 600 vergewaltigte Frauen behandelt hat. Was klingt wie ein Auszug aus dem Gräueltaten-Verzeichnis der Nazis oder wie ein Bericht über die Kriegs­verbrechen der Russen im Zweiten Weltkrieg, ist in Wahrheit das grausa­me Werk der westlichen Alliierten, die im April 1945 den baden-württember­gischen Kurort Freudenstadt tyranni­sieren.
 
Ein Tabu-Thema über das bis heute kaum gesprochen wird – dabei waren die Vergewaltigungsschwadronen der Franzosen, Amerikaner und Kanadier keineswegs eine Ausnahme. Vom bayerischen Bad Reichenhall über Stuttgart und Pforzheim bis ins Emsland – in Hunderten Orten in Deutschland vergewaltigten westliche Alliierte Zivilisten. Allein für die US-Besatzungszone gibt es Schätzungen, nach denen bis zu 15.000 Frauen missbraucht worden sind – und das, obwohl der Krieg schon beendet war. Aber wieso tauchen in den Chroniken des Zweiten Weltkriegs so selten Berichte über diese Verbrechen der vermeintlichen Befreier auf? 

Darüber spricht man nicht

Dieser Frage gingen die Journalisten Maxi­miliane Saalfrank und Thies Marsen nach. Dabei stießen sie gleich auf eine doppelte Tabuisierung der Ereignisse. So war es zum einen verpönt, schlecht über die westlichen Alliierten zu reden. Immerhin galten sie als Befreier. Zum anderen war besonders im katholisch-geprägten Süden Deutschlands die Sexualität noch ein großes Tabuthema. Frauen, die außerehelichen Geschlechts­verkehr hatten, waren als Flittchen gebrandmarkt – selbst wenn der Akt gewaltsam erzwungen worden war. 

Zudem gab es im Chaos des Kriegs­endes keine Verwaltung und Polizei mehr, bei der man Vergewaltigungen anzeigen konnte. „Über sexuelle Ge­walttaten durch Angehörige der westlichen Alliierten wurde nicht ge­sprochen. Die Opfer und ihre Familien schwiegen, um in ihren Dörfern und Stadtvierteln ohne gesellschaftliche Ächtung weiterleben zu können“, sagt Saalfrank, die mit Dutzenden Opfern sprach. Und so wurde die Schuld der Alliierten von einer kollektiven Amne­sie zugedeckt – es entstand ein Tabu, das bis heute, fast 73 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, fest in unse­rer Gesellschaft verankert ist. 

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