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Männchen oder Weibchen? Bei Reptilien bestimmt die Temperatur das Geschlecht

Die Vielfalt der Tierwelt erstaunt uns immer wieder. Dass die Geschlechtsausbildung bei Reptilien von der Nesttemperatur abhängig ist, ist ein besonders interessantes Phänomen – mit Hinblick auf die Klimaerwärmung birgt es jedoch Gefahren.

Das Geschlecht der Babykrokodile ist nicht etwa wie bei Säugetieren von Geschlechtschromosomen abhängig. Weibliche Säuger besitzen nämlich zwei X-Chromosomen und männliche ein X- und ein Y-Chromosom. Bei Vögeln ist das genau andersrum: Weibchen besitzen ein Z- und ein W-Chromosom, Männchen zwei Z-Chromosome. Eine derartige Geschlechtsbestimmung kommt zwar auch bei manchen Reptilien vor, jedoch können auch ganz andere Faktoren entscheidend sein. Im Fall der kleinen Krokodile braucht man um sicher zu sein ein Thermometer.

Auf das Grad genau

Bis circa 30°C wachsen in den Eiern Weibchen heran, bis 34°C beide Geschlechter und ab 34°C nur noch Männchen. Temperaturabhängige Geschlechtsdetermination nennt sich dieser Vorgang, der bei verschiedenen eierlegenden Reptilien vorkommt. So zum Beispiel auch bei Bartagamen. Allerdings haben diese die gleiche Chromosomenverteilung wie Vögel. Doch durch die zunehmend steigenden Temperaturen wurden aus genetischen Männchen anatomische Weibchen – eine Geschlechtsumwandlung durch Hitze. Auch diese Tiere sind in der Lage, Eier zu legen. Bei ihren Jungen wird das Geschlecht jedoch nur noch durch die Temperatur bestimmt, die Chromosomen spielen keine Rolle mehr. Auf diese Weise könnte das weibliche W-Chromosom bei Bartagamen bald völlig verloren gehen.

Der Klimawandel und seine Folgen

Dass es sich hierbei um einen massiven Eingriff in die Biologie der Tiere handelt, ist klar. Langfristig gesehen kann das dramatische Folgen haben. Bei Schildkröten zeigt sich das bereits jetzt. Wissenschaftler mussten feststellen, dass an mehreren Stränden mittlerweile 99 Prozent der geschlüpften Schildkröten Weibchen sind. Denn auch bei diesen Reptilien bestimmen die Temperatur und Feuchtigkeit des Sandes, in den die Eier abgelegt werden, das Geschlecht. Anders als bei Krokodilen bilden sich bei warmen Temperatur allerdings Weibchen. Theoretisch sorgt die Umwelt mit ihrem wechselnden Wetter  für ein natürliches Gleichgewicht in der Fortpflanzung. Der Klimawandel und die Erwärmung von Luft und Gewässern bringen das allerdings durcheinander. In einigen Jahren wird der Anteil der Schildkröten-Männchen unter Umständen so gering sein, dass Bestände nicht mehr aufrechterhalten werden können. 
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