Welt der Wunder

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Die Vernichtungskraft der Atombombe

Foto: iStock / curraheeshutter

Die Vernichtungskraft der Atombombe

Durch den Film „Oppenheimer“ von Christopher Nolan ist der Erfinder der Atombombe derzeit in aller Munde. Welt der Wunder erklärt, wie die Atombombe einst entwickelt wurde.

Ihre Entwicklung stellte einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit dar: Bereits die erste Atombombe – gezündet am 16. Juli 1945 in der Wüste von New Mexiko – erreichte ungeahnte Explosionsenergien.

Die verheerende Wirkung der neuen Waffe zeigte sich kurz darauf im August 1945, als die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki fast vollständig zerstört und hunderttausende Menschen getötet wurden. Erstmals hatte die Menschheit die Möglichkeit, sich selbst vollständig auszulöschen. Eine Bedrohung, die immer noch existiert.

Verheerende Kettenreaktion

In den Jahren und Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem von den USA und der Sowjetunion immer stärkere Atombomben entwickelt. Das Wettrüsten des Kalten Krieges hatte begonnen.

Für die bisher gewaltigste Bombenexplosion überhaupt sorgte die sowjetische „Zar-Bombe“. Diese wurde am 30. Oktober 1961 bei einem atmosphärischen Atombombentest gezündet und setzte eine Energie von rund 57 Millionen Tonnen TNT frei.

Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte „nur“ eine Sprengkraft von 13.000 Tonnen TNT. Eine Explosion wie diejenige der „Zar-Bombe“ hätte im Kriegseinsatz ganze Ballungsgebiete zerstört.

Die Macht der Neutronen

Eine Atomexplosion ist die Folge einer Kettenreaktion: Kommt es bei einem bestimmten Urantyp – U-235 – zur Kernspaltung, werden Neutronen frei, die ihrerseits weitere Urankerne spalten. Ist die Menge an Uran groß genug – man spricht von der sogenannten kritischen Masse –, folgt eine Kettenreaktion, die gewaltige Energien freisetzt.

Ist die Uranmasse allerdings zu gering, treffen die Neutronen nicht immer wieder auf neue Kerne – und die Kettenreaktion stoppt. Das Problem bei diesem Bombentyp ist allerdings, dass U-235 sehr selten und nur schwer zu gewinnen ist. Die Alternative: Plutonium. Zwar kommt das Element nicht in der Natur vor, doch kann es im Reaktor künstlich erzeugt werden.

Grausame Folgen

Wenn eine Atombombe explodiert, hat das eine Druckwelle zur Folge, die sich über Hunderte von Kilometern ausbreiten kann. Sie zerstört Gebäude in weitem Umkreis und fordert zahlreiche Todesopfer. Näher beim Zentrum der Explosion verursacht die abgegebene Wärmestrahlung Verbrennungen der Haut, im Hypozentrum verbrennen Lebewesen gar zur Unkenntlichkeit, Materie verdampft.

Zudem kann die freigesetzte Radioaktivität noch Jahre später durch Fallout-Partikel zur Erkrankung an Strahlenkrankheit oder sogar zum Tod führen.

Von Hahn zu Hiroshima

Als der deutsche Chemiker Otto Hahn zusammen mit Fritz Straßmann im Dezember 1938 mit Uranatomen experimentierte, machte er eine sensationelle Entdeckung. Um das chemische Verhalten des Schwermetalls zu erforschen, beschoss er Uranplättchen mit Neutronen. Doch etwas Seltsames geschah: In der Uranprobe fanden sich Spuren des Elements Barium. Hahn deutete das Ergebnis so, dass die Urankerne zerplatzt und so die viel leichteren Barium-Atome entstanden sein müssen. Er hatte die Kernspaltung entdeckt.

In den USA wurde die Befürchtung, die Nazis könnten eine Atombombe bauen, zum Anlass genommen, selbst ein Atombombenprogramm zu entwickeln. 1941 bewilligte der amerikanische Präsident Roosevelt das Manhatten Engineering District Project. Von 1943 an arbeiteten im Forschungslaboratorium in Los Alamos in New Mexico unter der Leitung von Robert Oppenheimer mehrere tausend Menschen, darunter Wissenschaftler aus aller Welt.

Die Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki

Die erste Atombombe wurde am 16. Juli 1945 bei Alamogardo gezündet. Der sogenannte Trinity-Test leitete eine neue Ära ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland allerdings bereits kapituliert. Das immer noch Krieg führende Japan rückte stattdessen in den Blickpunkt der US-Strategen. Am 6. August 1945 wurde eine Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Was folgte, war ein Inferno.

Die Wirkung übertraf alles bisher dagewesene. Die Stadt wurde in Trümmer gelegt. Doch Japan kapitulierte immer noch nicht. Also zündeten die Amerikaner drei Tage später über Nagasaki eine zweite Nuklearwaffe. Erst jetzt kapitulierte Japan, der Weltkrieg war vorbei. Die beiden Bomben töteten insgesamt 160.000 Menschen sofort. Weit mehr erkrankten an der Strahlenkrankheit durch den radioaktiven Fallout und starben in den darauffolgenden Tagen und Wochen.

Die neue Bombe verschaffte den USA einen erheblichen Zugewinn an militärischer Macht und so begannen auch andere Staaten, Nuklearwaffen zu entwickeln. Am 2. Oktober 1949 testete die Sowjetunion erstmals eine Nuklearwaffe, Großbritannien folgte am 2. Oktober 1952.

Vernunft und Wahnsinn

Aktuell verfügen folgende Staaten über Atomwaffen und gelten offiziell als Atommächte, da sie im Atomwaffensperrvertrag genannt sind: USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Volksrepublik China. Zu den faktischen Atommächten, die über Kernwaffen verfügen, aber dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten sind, gehören: Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea.

In den 1950ern und zu Beginn der 1960er Jahre testeten die Atommächte ihre Waffen noch oberirdisch. Am 10. Oktober 1964 trat das Atomstopp-Abkommen in Kraft, das festlegte, dass keine Nuklearwaffen in der Atmosphäre, im All oder im Wasser getestet werden dürfen. Danach wurden nur noch unterirdische Tests durchgeführt. 120 Nationen traten diesem Abkommen bei.

Auch in Deutschland lagern für den Ernstfall Atombomben. Auf dem Atomwaffenstützpunkt „Fliegerhorst Büchel“ in der Eifel sollen sich bis zu 20 B61-Bomben befinden. Deutsche Pilotinnen und Piloten trainieren dort regelmäßig für den Ernstfall. Auf Befehl der NATO würden die Bomben dann im Zielgebet abgeworfen. Jede der B61-Bomben soll eine maximale Sprengkraft haben, die mit 13 Hiroshima-Bomben vergleichbar ist.

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