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Foto: WWF-Canon / naturepl.com / Solvin Zankl

Fenster zur Vergangenheit: Welche erstaunlichen Geschichten Bernstein erzählt

Bernstein galt schon immer als kostbar. Doch für Forscher sind die Steine noch wertvoller als Gold – denn sie können etwas über eine längst vergangene Zeit erzählen.

Bernstein, das geheimnisvolle fossile Harz, faszinierte die Menschen schon immer. Seit Jahrhunderten verarbeiten sie die Steine, die aus den Tiefen der Ostsee an den Strand gespült werden, zu Lacken, Medikamenten und Schmuck. Mehr noch: Es gibt wohl kaum einen Schmuckstein, der eine so erstaunliche Entstehungsgeschichte hat wie Bernstein.

Vom Baum zum Schmuckstein

Es ist etwa fünfzig bis sechzig Millionen Jahren her, da waren Mittelschweden und Finnland von riesigen subtropischen Waldgebieten überzogen. Hier wuchsen besondere Bäume, vermutlich Kiefern, die schon bei kleinsten Verletzungen Harz absonderten. Dieses Harz trocknete ein und verfestigte sich mit der Zeit; Bernstein entstand. Dann, viele Millionen Jahre später, veränderte sich das Klima. Der Meeresspiegel stieg an. Das urzeitliche Meer überschwemmte die Wälder und schirmte den Bernstein von der Außenluft ab. Schließlich taten Wellen und Meeresströmungen ihr Übriges – und trugen das Harz kilometerweit davon.

In einigen Bernsteinen eröffnet sich dem Betrachter eine faszinierende Welt: Insekten, Spinnentiere und Pflanzenteile wurden vom Harz der urzeitlichen Bäume überrascht und eingeschlossen. Aber auch größere Tiere wie Spinnen, Termiten und Echsen fielen dem zähen Saft zum Opfer. So entstanden perfekt konservierte Schnappschüsse aus einer längst vergangenen Zeit. Diese Einschlüsse, auch Inklusen genannt, kommen ungefähr in jedem tausendsten Bernstein vor. Der älteste bekannte Bernstein ist etwa 310 Millionen Jahre alt.

Kleine Geschichtenerzähler

Besonders interessant sind Inklusen für die Wissenschaft. Ziel der Forscher ist es, das Erbgut der konservierten Tiere zu analysieren und daraus Informationen über das Leben vor Millionen von Jahren zu gewinnen. Wer allerdings glaubt, wie im Film „Jurassic Park“ mit Hilfe von Inklusen längst ausgestorbene Tiere zum Leben erwecken zu können, wird enttäuscht. Zwar gelang es amerikanischen Wissenschaftlern 1992 zum ersten Mal, DNA aus einer in Bernstein eingeschlossenen Biene zu entnehmen. Doch schon kurz darauf folgte die Enttäuschung: Das Erbgut war zerfallen. Inzwischen gilt es als so gut wie sicher, dass DNA einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren nicht intakt übersteht.

Doch Bernstein kann noch manch andere Überraschung beherbergen: In einem Stück aus der Kreidezeit haben Wissenschaftler kürzlich eine völlig unbekannte urzeitliche Insektenart entdeckt. Diese Art ist vermutlich vor 60 Millionen Jahren ausgestorben – noch vor den Dinosauriern. So liefern die Schmucksteine immer noch neue Erkenntnisse über längst vergangene Zeiten, sei es über die Landschaft, die Wetterbedingungen oder über das Tier- und Pflanzenreich.

Tipps für Sammler

Wer selbst Bernstein sammeln will, erkennt die Steine daran, dass sie sich durch Reibung elektrisch aufladen und Staubteilchen und kleine Papierschnipsel anziehen. In vornehmen Haushalten wurde Bernstein deshalb früher als Flusenbürste verwendet. Da die Steine nur eine geringe Dichte haben, schwimmen sie außerdem auf einer Kochsalzlösung.
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