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Coronakrise: Das Leid streunender Tiere wächst weltweit

Die Coronakrise hat das Leid zahlloser Hunde und Katzen vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern merklich vergrößert. „Mehr denn je sind die Tiere derzeit auf sich allein gestellt“, sagt Katharina Kohn, Geschäftsführerin der Welttierschutzgesellschaft (WTG).

Mobile Kliniken, die von Ort zu Ort fahren und notleidende Tiere auflesen und versorgen, mussten teilweise über Wochen ausgesetzt werden. Bildungsmaßnahmen wie Informationsgespräche mit Tierhalter*innen oder Schulprogramme sind vielerorts nur sehr eingeschränkt möglich.“ Die Folgen sind erschreckend: Schwere Krankheitsausbrüche, unkontrollierte Vermehrung und verstärktes Aussetzen der Tiere bedeuten einen großen Rückschlag für den Streunerschutz weltweit. 
Die Welttierschutzgesellschaft versucht, diesen Problemen wo immer möglich zu begegnen. Angesichts der bis heute anhaltenden Notsituation in vielen Ländern versuchen die Tierschützer*innen nun in kleineren Teams und unter aufwändigen Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen fortlaufend lebensrettende Hilfe für die Tiere zu leisten. Die Projekte der Welttierschutzgesellschaft in Südafrika und Thailand stehen beispielhaft für die besondere Situation. Die seit Jahren geleistete grundlegende Versorgung für die Streuner ist hier trotz großer Anstrengungen ins Wanken geraten. 
Südafrika ging angesichts hoher Infektionszahlen im März 2020 in einen der härtesten Lockdowns der Welt – nicht einmal Spaziergänge mit Haustieren waren erlaubt und die tiermedizinische Versorgung wurde bis auf absolute Notfälle verboten. Jetzt zeigen sich die Folgen: Weil Impf- und Kastrationskampagnen ausfallen mussten, wüten Krankheiten wie das mitunter tödliche Parvovirus unter Hunden in bislang unbekannter Schwere – insbesondere unter den unzähligen Welpen, die am Straßenrand ums Überleben kämpfen. Während die Armut wächst, verliert das Tierwohl an Bedeutung: Sowohl die Zahl der ausgesetzten als auch der schwer verletzten und erkrankten Hunde und Katzen nimmt massiv zu. 
Mit den wirtschaftlichen Folgen steigt auch die Kriminalität: Bereits fünf Mal wurden die WTG-Partner Mdzananda Animal Clinic (MAC) in der Township Khayelitsha (Kapstadt) überfallen, technische Ausstattung sowie Futtermittel gestohlen. Die Sicherheit der lokalen Teams ist somit zusätzlich zum Schutz der Tiere zu einer weiteren Aufgabe geworden. 
In Thailand ist das Leben der Streuner ebenfalls stark von Leid gezeichnet, wenngleich die Gründe hier andere sind: Millionen internationale Reisende bleiben seit Beginn der Coronakrise aus – und damit auch die Fütterungen mit Essensresten von Restaurants und Hotels. Weil auch hier tiermedizinische Kliniken und Bildungsmaßnahmen aussetzen mussten, erkranken und vermehren sich die herrenlosen Hunde und Katzen. Vielerorts resultiert der Frust der Menschen über die eigene Not und die wachsende Zahl der Streuner bereits in Gewalt gegen Tiere. 
„Diese Beispiele zeigen, dass die Coronakrise den Schutz für Streuner weltweit deutlich zurückgeworfen hat. Es wird einige Zeit dauern und intensive Aufbauarbeit brauchen, bis die Versäumnisse der letzten Monate wiederaufgeholt sind. Umso wichtiger ist dabei aber, dass die etablierten lokalen Tierschutzorganisationen durch diese Krise kommen und ihre Arbeit danach mit neuer Stärke fortsetzen können“, sagt WTG-Geschäftsführerin Katharina Kohn. 
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