Putzmittel, Nahrung, Zigaretten: Überall in unserer Umgebung lauern Gifte, die in zu hoher Dosierung schnell zu todbringenden Killern werden. Die wirksamsten Giftstoffe produziert allerdings die Natur – und stattet Pilze, Pflanzen oder Tiere mit wirksamen Waffen aus.


Botulinumtoxin – besser bekannt als „Botox“ – ist das stärkste natürliche Gift. Produziert wird das Nervengift von dem Bakterium Clostridium botulinum. Es führt zu Lähmungen und Atemstillstand, als Injektion könnte ein Gramm der Substanz bis zu 8,3 Millionen Menschen töten. Doch Schaden und Nutzen sind eine Frage der Dosis: Extrem kleine Mengen werden heute kosmetisch genutzt, um durch Muskellähmung Mimikfalten zu glätten.
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Rauchen tötet: Der Rauch einer einzigen Zigarette enthält rund 1,5 Milligramm Formaldehyd. Mit jedem Zug inhalieren Raucher mehr als 700 giftige Substanzen – darunter Kohlenmonoxid, Blausäure, Arsen, Benzol, Kadmium oder auch das radioaktive Polonium-210.
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Im Haushalt lauert das Gift in allen Ecken und Schränken: Mehrere Milliarden Euro geben die deutschen Verbraucher jährlich für Wasch-, Spül- und Putzmittel aus. Hinzu kommen natürlich Grillanzünder, Duftöle, Medikamente, Möbelpolitur, Ofenspray und Vieles mehr. Unsere Haushalte sind wahre Gifthöllen. Im Allgemeinen wissen wir um die Giftigkeit der unterschiedlichen Substanzen. Doch im Ernstfall einer Vergiftung ist Schnelligkeit gefragt: Für lebensrettende Maßnahmen zählt jede Minute.
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Giftig oder nicht – das ist eine Frage der Dosierung. In minimaler Dosis ist Salz eine Zutat, die viele Speisen erst richtig schmackhaft macht. Doch wenn Kinder etwa Salzteig-Figuren verzehren, kommt es schnell zu einer tödlichen Überdosis. Auch Erwachsene können sterben, wenn sie im Meer aus Versehen Salzwasser trinken.
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Dioxin in Hühnereiern: einer der zahlreichen Lebensmittelskandale der jüngeren Vergangenheit. Schon weniger als ein Milligramm Dioxin ist tödlich für den Menschen. Der schlimmste Dioxin-Unfall ereignete sich 1976 im norditalienischen Seveso: Nach einer Kesselexplosion in einer Chemiefabrik zog eine giftige weiße Wolke über den Ort. Man vermutet, dass etwa ein Kilogramm Dioxin bei dem Unfall freigesetzt wurde.
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Asbest wirkt isolierend und war ein beliebter Dämmstoff, bis seine giftigen Eigenschaften bekannt wurden: Werden die faserförmigen Mineralien über einen längeren Zeitraum eingeatmet, verursachen sie tödliche Krankheiten wie Asbestose oder Krebs. Die Krankheiten treten erst viele Jahre nach dem Kontakt auf, und beim Abriss älterer Gebäude lauert auch heute noch häufig Asbestgefahr.
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Der ursprüngliche Zweck von Arzneimitteln ist, Krankheiten zu heilen. Doch heutzutage sind sie auch das beliebteste Gift zum Töten. In der menschlichen Geschichte und in Krimis gibt es Krimis zuhauf. Beliebtes Gift bei Verbrechern: Arsen. Die Krimiautorin Agatha Christie verdankte ihrem Erfolg dem Arsen. Als sie in einer Apotheke aushalf, verschwand dort Arsen und tauchte nie wieder auf. Das inspirierte sie zu ihrem ersten Roman „Das fehlende Glied in der Kette“. Die Substanz unterbricht den Energietransport in den Zellen – und führt zu Organversagen. Zeitweise wurde auch vermutet, Napoleon sei an Arsenvergiftung gestorben.
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Bienen, Wespen, Hornissen: In Deutschland leiden ein bis vier Prozent der Bevölkerung unter Insektengiftallergie. Die winzige Menge Wespengift kann Betroffene nach dem Stich in Lebensgefahr bringen. Doch in aller Regel wird die Gefährdung für Menschen und Haustiere, etwa durch die Hornisse, übertrieben dargestellt.
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Schlangengifte zählen zu den kompliziertesten und wirksamsten Stoffgemischen in der Natur. Die giftigste Schlange der Welt, die Todesotter, lebt in Australien. Das Nervengift, mit dem sie ihre Opfer lähmt, tötet innerhalb weniger Minuten. Schon frisch geschlüpfte Giftschlangen sind genauso giftig – oder sogar noch giftiger – als die Alttiere. Schlangen sind gegen ihr eigenes Gift immun, ein abgebrochener Giftzahn wird innerhalb weniger Tage ersetzt.
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Pfeilgiftfrösche haben Drüsen in ihrer Haut, die dafür sorgen, dass sie nicht austrocknen. Die Sekrete dieser Drüsen enthalten auch toxische Wirkstoffe. Die Indianer Süd- und Mittelamerikas verwenden das Hautsekret der Pfeilgiftfrösche, um ihre Pfeile zu v
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Brennnesseln der Meere: Wie alle anderen wirksamen Giftstoffe zielen auch die Toxine der Quallen auf die Lebensfunktionen ihrer Opfer. In den Tentakeln, also den Fangfäden der Quallen, liegen in Zellen eingebettet Nesselkapseln. Bei einem äußeren Reiz explodieren diese und schießen einen Dorn heraus, der sich in die Haut bohrt. Durch diesen hohlen Dorn wird das das Gift hindurchgepumpt. Die Tentakel der portugiesischen Galeere können bis zu 20 Meter lang werden. In Australien gibt es spezielle Ganzkörperanzüge mit Kapuze, die gegen eine Vernesselung durch Quallen schützen.
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Ein Killer als Delikatesse: Die Zubereitung des Kugelfischs entscheidet über Leben und Tod. Im Muskelfleisch des Kugelfischs findet sich eines der wirksamsten Gifte der Meereswelt. Doch die Japaner lieben die „Fugu“ genannte Delikatesse. Nur ganz speziell ausgebildete Köche dürfen Kugelfische zubereiten. Vor 50 Jahren starben in Japan jährlich etwa 100 Menschen nach einem Fugu-Essen, heute sind es noch etwa drei Opfer pro Jahr.
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Von einigen Giftpilzen bekommt man nur Bauchkrämpfe, andere sind schon nach wenigen Bissen tödlich. Mindestens 180 Großpilzarten in Europa gelten als giftig. Die im Fliegenpilz enthaltenen Gifte verursachen Symptome, die einem Alkoholrausch ähnlich sind. Je nach Stimmungslage kommt es zu Glücksgefühlen oder Angstzuständen.
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Der Grüne Knollenblätterpilz trägt die Schuld an 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen. Die in ihm enthaltenen Amantine gehören zu den gefährlichsten Naturgiften und zerstören die menschliche Leber.
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Sie sehen harmlos aus und blühen in unseren Gärten. Erst bei genauerer Betrachtung wird klar: Viele Pflanzen verfügen über ein ganzes Arsenal an hochgiftigen Waffen. So gehört der Fingerhut tatsächlich zu den gefährlichsten Giftpflanzen der Welt. Bereit 0,3 Gramm ihrer Giftstoffe, der sogenannten Digitaloide, können für einen Erwachsenen tödlich sein. Sie sind in Stil, Blüte und Blättern enthalten – und zwar in hochkonzentrierter Form.
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Die Inhaltsstoffe der Tollkirsche gehören zu den tödlichsten Waffen in der Pflanzenwelt – ein hochgiftiger Cocktail verschiedener Alkaloide. Im menschlichen Körper führen sie zu tödlichem Organversagen. Nach einem narkotischen Tiefschlaf setzt die Atmung aus – in weniger als 24 Stunden. Die Gifte der Tollkirsche sind derart hochkonzentriert, dass schon wenige Früchte der Pflanze einen Erwachsenen töten können.
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Kartoffeln gehören zu den gesündesten Nahrungspflanzen überhaupt, doch was kaum jemand weiß: Sie können auch giftig sein. In den grünen Teilen der Pflanze – also Blätter, Stil und bestimmten Teilen der Knollen – ist Solanin eingelagert. Das Alkaloid beeinträchtigt die Nervenbahnen, kann neben Magenkrämpfen und Kopfschmerzen auch zu Teillähmungen und inneren Blutungen führen. Doch weil das Solanin nur äußerst gering dosiert ist, besteht bei normalem Verzehr keine Vergiftungsgefahr. Experten raten dennoch, die grünen Stellen einer Kartoffel vor dem Kochen herauszuschneiden.
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Zarte Blüten und doch ein echter Killer: Dank seiner potenten Giftproduktion gilt das Maiglöckchen als unantastbar. Wer zu viel von seinen Blüten, Beeren oder Blättern zu sich nimmt, bezahlt mit seinem Leben. Verantwortlich dafür sind die Glykoside, für den menschlichen Körper extrem giftige und nur schwer abbaubare chemische Verbindungen. Achtung: Die Blätter des Maiglöckchens sehen dem in der Küche verwendeten Bärlauch zum Verwechseln ähnlich.
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Geschmeidiger Mörder: Alle Pflanzenteile des Ginsters sind giftig. Auch wenn Ginster seit Jahrhunderten als Heilmittel eingesetzt wird, zählt er zu den giftigsten Pflanzen Deutschlands. Vor allem Spartein und Cytisin sind Bestandteile seiner hocheffektiven Giftabwehr. Schon 300 Milligramm können zum Erstickungstod oder Herzstillstand führen. Kleinere Mengen medizinisch eingesetzt hingegen wirken heilend.
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Die Samenschale der Rizinuspflanze enthält eines der giftigsten Eiweiße der Welt: Rizin. Ein einziger Samen reicht aus, um einen Menschen zu töten. Bereits wenige Minuten nach der Einnahme kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, später setzten Krämpfe ein. Der Tod durch Organversagen tritt spätestens nach 72 Stunden ein. Besonders fatal: Gegen das Rizin gibt es kein Gegengift.
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Stichwort „Gift“: Meist denken wir bei dem Begriff zuerst an giftige Tiere, Pflanzen und Pilze. Vielleicht fällt uns auch noch der eine oder andere Giftmord ein, von denen wir ständig lesen oder denen wir in Film und Fernsehen begegnen. Das Thema ist abschreckend – und zugleich faszinierend. Aber was genau ist eigentlich Gift? Im Grunde genommen handelt es sich um alle Stoffe, die unserem Organismus schaden. „Alles ist Gift“, wusste schon der mittelalterliche Arzt und Gelehrte Paracelsus. Es kommt eben immer auf die Dosierung an.
Gifte lauern überall
Wir sind umgeben von toxischen Substanzen: Die tückischen Stoffe lauern in unserer Nahrung, in Haushaltschemie, Zigaretten oder in der Umwelt. Längst haben wir uns an die Warnungen auf Zigarettenschachteln gewöhnt, die demnächst noch viel drastischer auf die Gefahren des Rauchens hinweisen sollen. Quecksilber in Zahnfüllungen, Bisphenole in Babyschnullern, Arsen im Grundwasser, Dioxin in Hühnereiern: Schlagzeilen wie diese alarmieren uns alle paar Wochen. Doch längst haben wir uns daran gewöhnt, dass unsere Lebenswelt scheinbar mehr und mehr zur Müllkippe für giftige Zivilisationsabfälle wird.
Die Wissenschaft vom Gift
Umweltgifte gab es schon immer, bloß wussten die Menschen früherer Jahrzehnte nicht in dem Ausmaß um ihre Gefahren wie wir heute. Toxikologen – also Wissenschaftler, die sich mit Gift beschäftigen, können durch neue Methode immer kleinere Mengen an Giften nachweisen. Mit modernen Apparaten und Analysemethoden gelingt es ihnen heute, auch noch die winzigsten Spuren eines Giftes in Lebensmitteln, Trinkwasser, Blut oder sogar Muttermilch nachzuweisen. Und die von der Natur produzierten Gifte gehören zu den wirksamsten bekannten Stoffen überhaupt. Eine winzige Menge Bienengift kann uns nach dem Stich in Lebensgefahr bringen. Um aber einen Menschen mit dem künstlich hergestellten Zyankali umzubringen, ist schon die Menge eines Teelöffels nötig.
Nützliche Aspekte und grenzenloser Schaden
In der Natur gehört die Bildung von Giften zur Evolution. Nur wer überlebt, kann seine Art erhalten im ewigen Kampf ums Fressen und gefressen werden. Gift schreckt potenzielle Fressfeinde ab. Wir Menschen machen uns die Substanzen der Natur zu Nutzen – im Guten wie im Schlechten. Viele toxische Stoffe können in geringen Mengen sogar in der Medizin zur Heilung schwerer Krankheiten eingesetzt werden. Genauso gibt es Gifte ohne Gegengift, die Terroristen sich zu Eigen machen: So wurden allein in den vergangenen Monaten mehrere Briefe mit tödlichen Samenkörnern der Rizinuspflanze an Barack Obama und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg abgefangen. Kinder sind ganz allgemein stärker durch Vergiftungen gefährdet als Erwachsene. Ihr Organismus kann giftige Substanzen noch schlechter ausscheiden. Deshalb ist es besonders wichtig, alle Gifte im Haushalt – von Putzmittel über Geschirreiniger, Ofenspray, Pflanzendünger bis hin zu Medikamenten und Kosmetika – für Kinder unerreichbar aufzubewahren. Chemikalien, auch viele giftige Stoffe, sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, ihre positiven Aspekte für unser Leben sind unbestritten. Doch häufig gleichen Gifte eben auch Dämonen, die sich nicht beherrschen lassen – und grenzenlosen Schaden anrichten können.