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Abukir: Der Strand, der die Französische Revolution beendete

Wohl kein Ort Ägyptens ist im 18. Jahrhundert so oft Schauplatz blutiger Schlachten wie der Strand von Abukir. 1798 wird Napoleon hier von Admiral Nelson besiegt, ehe es dem Franzosen ein Jahr später gelingt, die Osmanen am selben Ort vernichtend zu schlagen.

Napoleon Bonaparte hat große Pläne, als er am 1. Juli 1798 mit einer Armada von 400 Schiffen vor der Küste Alexandrias auftaucht und wenig später an Land geht. Es reicht ihm nicht, den Briten den Zugang zum Roten Meer zu versperren. Der junge Revolutionsgeneral träumt von neuem Ruhm, während er mit seinen 38.000 Soldaten den weißen Sandstrand von Abukir entlangläuft, und sieht sich bereits auf den Spuren Alexanders des Großen wandeln. Der Franzose erwägt gar, einen Kanal zwischen Mittelmeer und Rotem Meer anlegen zu lassen, um bis nach Indien vorzudringen. Zunächst läuft auch alles nach Plan: 

Nachdem er am 2. Juli Alexandria ohne große Gegenwehr einnehmen kann, dringt er ins Nildelta ein und marschiert Richtung Giseh. Dort gelingt es Napoleon am 21. Juli in der Schlacht bei den Pyramiden, das 20.000 Mann starke Mamlukenheer ohne große Verluste vernichtend zu schlagen und anschließend Kairo einzunehmen. 

Napoleon unter Zugzwang

Was der junge General nicht ahnt: Er hat zwar eine Schlacht gewonnen, doch den Ägyptenfeldzug wird er nur wenige Wochen später an eben jenem Strand verlieren – denn am 1. August taucht die britische Flotte unter Admiral Horatio Nelson vor Abukir auf und versenkt einen Großteil der französischen Kriegsschiffe. Napoleon gerät unter Zugzwang. Aus Sorge, dass die Schmach öffentlich wird und sein Status als Volksheld beschädigt wird, beschließt er, alles auf eine Karte zu setzen und die Stunde der Niederlage in einen Moment des Triumphs umzumünzen. 

Er kehrt nach Paris zurück und bereitet dort den Staatsstreich gegen die Regierung vor. Die Folgen sind bekannt: Napoleon beendet die Französische Revolution und lässt sich fünf Jahre später zum Kaiser krönen. Der Strand von Abukir wird somit zum Ausgangspunkt einer neuen Epoche, die Europa nicht nur erstmals ein modernes Zivilrecht bringt, sondern auch den halben Kontinent mit Krieg überzieht und damit in vielen Staaten ein neues Nationalgefühl heraufbeschwört – nicht zuletzt auf deutschem Boden.
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