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Elektrosmog: Macht uns die Strahlung krank?

Mobilfunk, Haushaltsgeräte, Stromleitungen: Fast überall und ununterbrochen sind wir elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt. Gefährdet dies auf Dauer unsere Gesundheit?

Ulrich Weiner lebt fernab der Zivilisation. Sein Campingwagen steht auf einem abgeschiedenen Parkplatz irgendwo im Schwarzwald. Denn hier, so zeigen ihm seine Messinstrumente, ist ein Funkloch. Und das ist für ihn lebensnotwendig. Früher war er von Elektronik und kabelloser Datenübertragung fasziniert. Bereits im Alter von 15 Jahren half er einem Freund beim Aufbau einer Vertriebsfirma für Mobiltelefone.

Mit 20 hatte er ein eigenes Unternehmen. Mit drei Handys und zwei Autotelefonen war er nahezu immer und überall erreichbar. Doch seit fünfzehn Jahren wagt er sich nicht mehr in die Nähe eines Handys. Er ist sich sicher, dass ihn die Mobilfunkstrahlen krank gemacht haben.

Ulrich Weiner reagiert nach eigenen Angaben hochsensibel auf Elektrosmog. Und er ist damit nicht allein. Anfänglich spüren die Betroffenen – so geben sie an – in der Gegenwart elektromagnetischer Felder meist nur ein Kribbeln auf der Haut und Vibrationen ihrer Körperhaare. Bei längeren Einwirkungen folgten Herz-Kreislauf-Probleme, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Nervosität, Schlafstörungen und Depressionen.

Wie die unsichtbaren Kraftfelder entstehen

Doch elektromagnetische Felder sind nicht erst durch unsere Zivilisation entstanden. Es gibt sie auch in der Natur – überall. Das Magnetfeld der Erde, sichtbar in der Ausrichtung einer Kompassnadel, und das wärmende elektromagnetische Feld der Sonne beeinflussen seit jeher die Entwicklung des Lebens. Mit der Erfindung der Batterie und des Generators zu Beginn des 19. Jahrhunderts schuf der Mensch dann neue Quellen für elektromagnetische Strahlung.

Jedes technische Gerät, ob Staubsauger oder Toaster, erzeugt bei Gebrauch elektromagnetische Felder. Diese entstehen aus dem Zusammenspiel von elektrischen und magnetischen Feldern. Ein elektrisches Feld ist ein unsichtbares Kraftfeld, das jeder elektrisch geladene Gegenstand erzeugt, sei es ein Stromkabel oder ein Elektrogerät – auch wenn gar kein Strom fließt.

Ein magnetisches Feld entsteht durch Stromfluss, also die Bewegung der Elektronen, durch ein Stromkabel. Beim Betrieb von Haushaltsgeräten sind elektromagnetische Felder ein unvermeidbares Nebenprodukt. Für die Informationsübertragung durch Fernsehen, Radio und Mobilfunk sind sie sogar unverzichtbar, denn sie sind das Transportmedium für die drahtlos gesendeten Informationen und Signale.

Herzprobleme durch Strahlung?

Eben diese elektromagnetischen Felder sind es, vor denen Ulrich Weiner flüchtet. Begibt er sich in die „Zivilisation“, dann nur mit einem speziellen Strahlenschutzanzug. Ohne diesen weißen raumanzugähnlichen Overall, der ihn von Kopf bis Fuß einhüllt, würde sein Nervensystem innerhalb kürzester Zeit zusammenbrechen – Herzrasen, Blutdruckschwankungen und heftige Kopfschmerzen wären die Folge. Schuld daran, so Ulrich Weiner, ist vor allem die Strahlung, die von Handys und Mobilfunkmasten ausgeht.

Dass elektromagnetische Strahlung Auswirkungen auf unseren Körper hat, ist unbestreitbar. Jeder, der schon einmal einen Sonnenbrand hatte, wird dies bezeugen. Übermäßige Sonneneinstrahlung kann Irritationen der Haut hervorrufen. Im schlimmsten Fall beginnen die Zellen zu wuchern und man bekommt Hautkrebs. Das hierfür verantwortliche UV-Licht der Sonne ist eine Form elektromagnetischer Strahlung.

Die Frequenz ist entscheidend

Die Wirkung elektromagnetischer Strahlen auf den menschlichen Körper hängt vor allem von ihrer Frequenz ab, also den Schwingungen pro Sekunde. Unterschieden wird zwischen hochfrequenter und niederfrequenter elektromagnetischer Strahlung. Eigentlich handelt es sich dabei um Wellen: Sie breiten sich kreisrund in ihrer Umgebung aus – ähnlich wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft.

Je höher die Frequenz ist, desto energiereicher sind die Strahlen. Doch das bedeutet nicht, dass hochfrequente Strahlung zwangsläufig mehr Schaden anrichtet als niederfrequente. Je höher ihre Frequenz ist, desto weniger tief dringen die Strahlen in unseren Körper ein. Diejenigen, mit denen die Rundfunk-Sender ihre Signale übertragen, haben eine Eindringtiefe von etwa zehn bis dreißig Zentimetern. Mobilfunkstrahlung, mit rund tausendmal höheren Frequenzen, dringt dagegen nur wenige Zentimeter tief in das Gewebe ein.

Außerdem hat die Größe unseres Körpers Einfluss auf die Wirkung der elektromagnetischen Strahlen. Denn auch die Teilchen, aus denen dieser besteht, schwingen mit einer bestimmten Frequenz. Diese Eigenfrequenz ist abhängig von der Körpergröße. Je kleiner man ist, desto höher ist die Eigenfrequenz. Ähnelt die Frequenz der eindringenden Strahlung unserer Eigenfrequenz, wird die Schwingung der Teilchen in unserem Körper verstärkt. Die mögliche Folge – Gesundheitsschäden!

Auswirkungen niederfrequenter Felder

Während feststeht, dass niederfrequente Felder, die unter anderem durch Hochspannungsleitungen, Bahn-Oberleitungen oder elektrische Haushaltsgeräte hervorgerufen werden, vor allem Nerven- und Muskelzellen erregen und den Melantoninspiegel beeinflussen, werden die Auswirkungen der durch moderne Kommunikationstechnologien erzeugten hochfrequenten Felder noch heftig diskutiert.

Bekannt ist, dass die Strahlung von Mobilfunksendeanlagen, Mobiltelefonen, Radaranlagen oder Mikrowellengeräten thermische Effekte hat. Jeder, der schon einmal länger mit dem Handy telefoniert hat, kennt das Phänomen: Nach etwa zehn Minuten beginnt das Ohr zu brennen.

Zwanzig Minuten Dauertelefonieren mit der höchsten Leistung kann das nahegelegene Gewebe um bis zu fünf Grad erhöhen. Und eine lange Überwärmung von mehr als ein Grad kann durchaus Folgen haben, sowohl für den Stoffwechsel als auch für das Nervensystem. Doch diese Erwärmung kommt überwiegend durch den heißen Akku des Handys zustande. Die elektromagnetische Strahlung des Geräts ist nur für einen Bruchteil davon verantwortlich.

Erhöhte Krebsraten durch Mobilfunkantennen?

Untersuchungen bei Anwohnern von Hochfrequenz-Sendeanlagen haben Hinweise auf erhöhte Raten von Leukämie, Gehirntumoren sowie anderen Krebsarten ergeben. Da aber letztlich in keinem Fall auszuschließen ist, dass andere Faktoren die Erkrankungen ausgelöst haben könnten, fehlt bislang ein Beweis im wissenschaftlichen Sinn.

Eine im Jahr 2013 veröffentliche Studie belegt das Auftreten von einem erhöhten Risiko für Hirntumoren (sogenannten Gliomen) die bei Rundfunksendern, Mobilfunk-Anlagen, Mikrowellen und Radaren auftreten können. Insgesamt liegen inzwischen weltweit rund 40.000 Studien zum Thema Mobilfunk und Gesundheit vor. Dafür dass Mobilfunkstrahlen biologische Auswirkungen über die Körpererwärmung hinaus haben, gibt es Hinweise – aber noch keine endgültige Klarheit.

Trotz fehlender Beweise ist Ulrich Weiner von der schädlichen Wirkung der Handystrahlen überzeugt. Immer wieder geht er, gemeinsam mit anderen Bürgerrechtlern, in Wohngebiete und misst dort die elektromagnetische Strahlung. Er will die Anwohner aufklären, denn er glaubt fest daran, dass die Sendemasten schuld an seiner Erkrankung sind. Doch diese Besuche kosten ihn viel Energie. Durchstehen kann er sie nur mithilfe unzähliger Mittelchen und Präparate, vor allem von Vitaminen. Im Anschluss braucht er meist ein bis zwei Tage Bettruhe, um sich wieder zu erholen.

Strahlenbelastung liegt weit unter den zulässigen Grenzwerten

Dabei zeigen Messungen des Bundesamtes für Strahlenschutz, dass die Strahlungswerte der Sendemasten weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Ebenso verhält es sich mit den Strahlungswerten von Mobiltelefonen.

Bildet sich Ulrich Weiner also alles nur ein? Oder hat ihn die übermäßige Exposition in jungen Jahren vielleicht doch für elektromagnetische Strahlung sensibilisiert? Möglich wäre auch, dass die Eigenschwingung seines Körpers der Frequenz von Handystrahlung entspricht. Abschließend klären lässt sich das bis jetzt nicht.

Trotz zahlreicher Betroffener, die wie Ulrich Weiner überzeugt sind, unter den Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung zu leiden, ist Elektrosensibilität in Deutschland bislang nicht als Krankheit anerkannt. Ganz anders sieht das in unseren Nachbarländern aus. In Schweden gibt es sogar schon ein eigenes Dorf für Elektrosensible, das in einem Funkloch errichtet ist.

Tipps für den Handy-Gebrauch

Wer sich vor übermäßiger elektromagnetischer Strahleneinwirkung schützen möchte, kann einiges tun: Jedes Handymodell hat einen individuellen Strahlenwert. Über diesen kann man sich vor dem Kauf beim Hersteller oder im Internet informieren. Trägt man das Handy bei sich, sollte es immer möglichst weit vom Körper entfernt sein. Also lieber in der Aktentasche tragen als in der Hosentasche. Nachts das Handy nicht neben dem Bett ablegen.

Beim Telefonieren bringt schon ein geringer Abstand zwischen Handy und Kopf einen merklichen Effekt. Vor allem beim Verbindungsaufbau sollte man GSM-Handys nicht ans Ohr halten, da sie, im Gegensatz zu UMTS-Geräten, hierbei mit maximaler Leistung arbeiten. Manchmal lässt sich ein kurzes Gespräch auch einfach durch eine SMS ersetzen. Umfassende Hinweise hierzu und weitere Schutzmaßnahmen können Sie auf der Homepage des Bundesamtes für Strahlenschutz nachlesen.

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