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Wie moderne Wärmepumpen unser Klima retten könnten

Foto: Envato / duallogic

Wie moderne Wärmepumpen unser Klima retten könnten

Wärmepumpen gelten als Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel. Doch trotz technischer Reife und staatlicher Förderung scheitert ihr flächendeckender Einsatz in Deutschland bislang oft an praktischen Hürden.

Steigende CO₂-Emissionen werden weltweit zu einem echten Problem, auch Deutschland. Zu den größten Energiefressern gehören Heizungen mit etwa einem Drittel des Gesamtverbrauchs. Experten haben schon längst Lösungen: Wärmepumpen. Doch trotz ihrer hohen Effizienz scheint der Durchbruch in Deutschland nur zögerlich zu gelingen. Woran liegt das, und wie effizient sind Wärmepumpen wirklich?

Heizen neu gedacht

Etwa 50 Prozent aller Haushalte in Deutschland nutzen aktuell eine Gasheizung. Mit etwa 10 – 13 Cent / kWh (Gaspreis) ist sie vergleichsweise günstig, doch sie hat auch einen enormen Nachteil. Neben der Nutzung fossiler Energie ist sie auch äußerst CO₂-intensiv und deshalb ein Auslaufmodell. Noch günstiger ist das Heizen mit Öl. Hier belaufen sich die Kosten auf etwa 9 – 14 Cent / kWh (je nach Ölpreis). Doch das System hat ebenfalls Schwachstellen, darunter der enorme CO₂-Ausstoß. Wer beispielsweise im Winter viel heizen und Öl zu teurem Marktpreis einkaufen muss, bekommt schnell einen Preisschock. Zusätzlich haben Öltanks enormen Platzbedarf.

Dagegen hat die Bundesregierung bereits einiges unternommen. Mit dem Gebäudeenergiegesetz gelten seit dem 1. Januar 2024 neue Regelungen. Ziel ist es, fossile Brennstoffe zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor zu fördern. Zusätzlich sollen die neuen Systeme mehr Preistransparenz für Verbraucher bringen.

Neubauten müssen ab sofort mit Heizungen ausgestattet werden, die mindestens 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien generieren. Bei Bestandsgebäuden gibt es eine Übergangsfrist. In Kommunen mit über 100.000 Einwohnern müssen die 65 Prozent ab dem 30. Januar 2026 eingehalten werden. Kommunen mit weniger Einwohnern haben noch eine Frist bis zum 30. Januar 2028.

Wärmepumpen als Shootingstar unter den Heizungsmöglichkeiten

Wärmepumpen sind eine aufstrebende Heizalternative, nicht nur in Deutschland. Ihre Effizienz ist enorm, denn ihr Wirkungsgrad beträgt etwa 400 Prozent. Aus 1 kWh Strom werden bis zu 4 kWh Wärme. Vor allem die Kombination mit Wärmepumpenstrom (bis zu 8 ct / kWh günstiger als Haushaltsstrom) führt zu den niedrigen Energiekosten. Die Langlebigkeit ist ein weiterer Vorteil, denn Wärmepumpen können zwischen 15 und 20 Jahren genutzt werden, regelmäßige Wartung vorausgesetzt. Im Vergleich zu konventionellen Öl- und Gasheizungen sind die Aufwendungen dafür deutlich geringer.

CO-Bilanz im Vergleich: Wärmepumpen sind viel sauberer

Wärmepumpen überzeugen nicht nur durch ihre Effizienz, sondern auch in Sachen Klimaschutz. Ein direkter Vergleich der CO₂-Bilanzen mit klassischen Heizsystemen zeigt deutlich, welches Potenzial in der Technologie steckt. Während eine Ölheizung im Durchschnitt rund 320 Gramm CO₂ pro erzeugter Kilowattstunde Wärme ausstößt, liegt dieser Wert bei einer Gasheizung bei etwa 250 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde. Hochgerechnet auf ein typisches Einfamilienhaus mit einem jährlichen Wärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden ergibt sich damit ein CO₂-Ausstoß von rund 6400 Kilogramm bei Öl und etwa 5000 Kilogramm bei Gas – Jahr für Jahr.

Wesentlich klimafreundlicher arbeitet dagegen die Wärmepumpe: Je nach Stromquelle und Typ verursacht sie lediglich 85 bis 120 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde Wärme. Das entspricht einem Jahresausstoß von rund 1700 bis 2400 Kilogramm CO₂ – also weniger als die Hälfte im Vergleich zu Gasheizungen und nur ein gutes Drittel gegenüber Ölheizungen.

Diese Werte gelten auf Basis des aktuellen deutschen Strommix (Stand 2025), bei dem rund 52 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammt. Wer darüber hinaus Ökostrom bezieht oder die Wärmepumpe mit selbst erzeugtem Photovoltaikstrom betreibt, kann die Emissionen sogar nahezu auf null senken.

Integration und Dimensionierung: So passt die Wärmepumpe wirklich zur Immobilie

Wärmepumpen entfalten ihr volles Potenzial nur dann, wenn sie sorgfältig geplant, richtig dimensioniert und fachgerecht eingebaut werden. Eine zu kleine Anlage führt zu unzureichender Heizleistung an kalten Tagen, während eine überdimensionierte Wärmepumpe unnötig hohe Anschaffungskosten und ineffiziente Betriebszyklen verursacht. Beides mindert Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer – und genau deshalb ist eine individuelle Planung unerlässlich.

Der erste Schritt zur Integration beginnt mit einer Wärmebedarfsberechnung nach DIN EN 12831. Hierbei wird exakt ermittelt, wie viel Heizleistung ein Gebäude im kältesten Fall benötigt. Faktoren wie Gebäudedämmung, Fensterqualität, Nutzerverhalten und Lage (z. B. Höhenlage, Windexposition) spielen eine entscheidende Rolle. Für ein typisches Einfamilienhaus mit gutem energetischem Standard liegt die notwendige Heizleistung meist zwischen 6 und 10 Kilowatt (kW).

Die richtige Größe zählt: Warum Überdimensionierung bei Wärmepumpen zum Problem wird

Entscheidend ist: Die Wärmepumpe sollte nicht auf den maximalen Wärmebedarf dimensioniert sein, sondern möglichst lange im modulierenden Teillastbetrieb laufen. Moderne Inverter-Wärmepumpen passen ihre Leistung flexibel an – sie laufen effizienter und langlebiger, wenn sie konstant unter Volllast bleiben können, statt häufig ein- und auszuschalten. Ergänzend hilft ein integrierter Pufferspeicher dabei, Lastspitzen abzufangen.

Bei Neubauten ist der Einbau meist unkompliziert. Im Bestand hingegen kann es Anpassungen erfordern, etwa größere Heizkörper oder eine Fußbodenheizung, damit die Wärmepumpe mit niedrigen Vorlauftemperaturen effizient arbeiten kann. Eine gute Planung berücksichtigt daher nicht nur die Wärmepumpe selbst, sondern auch die hydraulische Einbindung, die Verrohrung und die Regeltechnik im Haus.

Wärmepumpen sind nicht für jeden das CO-Sparwunder

Wärmepumpen sind zwar eine nachhaltige Möglichkeit zum Heizen, aber nicht in jedem Fall. Und sanierte Altbauten ohne Dämmung beispielsweise lassen die eigentlichen Vorzüge schwinden. Die Pumpen arbeiten am effizientesten mit niedrigen Vorlauftemperaturen (max. 35 – 55 Grad Celsius). In schlecht gedämmten Häusern mit hoher Heizlast müssten sie zu viel leisten, was wiederum die Effizienz reduziert und zu erhöhten Stromkosten führen kann.

Auch Immobilien mit alten, kleinen Heizkörpern sind für Wärmepumpeneinsätze nicht ohne Weiteres geeignet. Sie benötigen hohe Temperaturen (meist 60 – 70 Grad Celsius), welche Wärmepumpen nicht wirtschaftlich erzeugen können. Ohne ein Flächenheizsystem, etwa durch eine Fußbodenheizung, sinkt der Wirkungsgrad deutlich.

Auch Objekte ohne ausreichend Platz sind nur bedingt für Wärmepumpen geeignet. Die Anlagen benötigen viel Platz im Garten für Kollektoren oder Bohrungen. Auch Luftwärmepumpen brauchen Fläche für das Außengerät und gute Schallschutzplanung. Wer ein sehr kleines Budget hat, sollte sich Wärmepumpen genau ansehen. Es gibt enorme Preisunterschiede und nicht jeder kann die Anschaffungskosten zwischen etwa 15.000 Euro und 30.000 Euro realisieren.

Eine staatliche Förderung ist beispielsweise über die Kreditanstalt für Wiederaufbau im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude möglich. Damit können Immobilienbesitzer auf bis zu 70 Prozent Zuschuss hoffen.

Allerdings werden gegenwärtig maximal 21.000 € bezuschusst. Selbstnutzende Wohneigentümer mit einem Haushaltsjahreseinkommen von maximal 40.000 Euro können einen zusätzlichen Einkommensbonus von 30 Prozent erhalten, was die Förderung auf bis zu 70 Prozent erhöht.

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