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Teil 5: Was passiert, wenn Putin der Nato den Krieg erklärt?

Foto: Imago / ZUMA Press

Teil 5: Was passiert, wenn Putin der Nato den Krieg erklärt?

Die Doomsday-Clock zeigt das Risiko für einen Atomkrieg. Am 22. Januar 2015 rückte der Zeiger auf drei Minuten vor 12.

Sir, ich habe hier eine russische Su-24 auf dem Schirm – kommt ziemlich tief rein!“ Der Kapitän des US-amerikanischen Lenkwaffen-Zerstörers „Donald Cook“ blickt zu seinem Mann am Radar. Kurz darauf donnert der Jet mit 1.400 Kilometern pro Stunde 150 Meter über der Wasseroberfläche auf die „Donald Cook“ zu – und der Pilot reagiert nicht auf Funksprüche …

Es ist keine Situation aus dem Kalten Krieg, sondern ein Vorfall vom April 2014 irgendwo im Schwarzen Meer. Die Katastrophe ist an diesem Tag nur noch 900 Meter entfernt – erst in dieser Entfernung dreht der russische Bomber plötzlich ab. Dennoch wird das European Leadership Network (ELN) den Scheinangriff später als einen „ernsten Zwischenfall mit Eskalationsrisiko“ bezeichnen. Doch was steckt hinter dieser Provokation?

Riskiert Russland einen Krieg?

Die Stationierung von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer ist für Moskau ein Eklat. Russland fühlt sich durch die NATO bedrängt, Putin will das nicht mehr dulden. „Da ist alles möglich“, warnt der Russlandexperte Stephen Cohen. Doch würde Russland einen Krieg mit der NATO riskieren? „In Europa tobt längst ein Krieg mit russischer Beteiligung – die Situation in der Ukraine ist äußerst gefährlich“, erklärt Sam Nunn – US-Diplomat mit guter Vernetzung in Geheimdienstkreise.
Die Stimmung ist gereizt, und die Zahl der „Hochrisiko-Zwischenfälle“ zwischen der NATO und Russland nimmt stark zu. Ein gefährliches Spiel, das schnell in eine Katastrophe führen könnte – vor allem in Syrien, wo sich NATO-Staaten und Russland bewaffnet gegenüberstehen. Ein russischer Bomber wurde bereits vom türkischen Militär abgeschossen. Putins Reaktion: Er drohte der Türkei und verlegte MI-24-Kampfhubschrauber nach Armenien an die türkische Grenze.

Spielen Atomwaffen eine Rolle?

Doch was passiert, wenn Russland in so einer Situation wirklich angreift? Seit 2004 hat Russland seinen jährlichen Wehretat verdoppelt – im Jahr 2012 sogar eine 580 Milliarden Euro umfassende Rüstungsoffensive gestartet. Ganz im Gegensatz zu den meisten NATO-Ländern, die ihre Militär-Ausgaben stark gekürzt haben. Würde Russland im Baltikum ernst machen, „könnte schon nach vier Stunden alles vorbei sein“, warnt der estnische Präsident Toomas Hendrik. Aufhalten könnte man Putin zunächst nicht.

Selbst die 5.000 Mann starke Nato Response Force (NRF) benötigt rund fünf Tage, bis sie mobilisiert wäre. Die einzige Hoffnung Europas wäre das Eingreifen der USA. Deren Militärapparat ist dem russischen immer noch deutlich überlegen. „Doch die russische Militärdoktrin“, erklärt Professor Cohen, „beinhaltet auch den Einsatz taktischer Atomwaffen. Und diese Bereitschaft Putins würde ich an der Stelle von Obama nicht testen wollen.“

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