Noch bis ins vergangene Jahrhundert hinein dienten Iglus den Ureinwohnern in Grönland oder Kanada als Wohnung. Heute übernachten allenfalls Touristen in den Häusern aus Schnee, und selbst viele Inuit wissen nicht mehr, wie man ein stabiles Iglu errichtet. Aber: Iglus können Leben retten – nicht nur im hohen Norden. In den Alpen zum Beispiel werden immer wieder Skifahrer oder Tourengeher von Schneestürmen überrascht. Sie verlieren die Orientierung und müssen in einer Notunterkunft ausharren, bis Rettung naht. In solchen Fällen kann ein Iglu lebensrettend sein.
Mit Messer, Schnur und viel Geduld
Doch wer als Kind selbst einmal versucht hat, ein Iglu zu bauen, weiß, dass das sehr mühsam sein kann. Zunächst muss eine Stelle gefunden werden, an der der Schnee hart und fest ist. Um ihn zu zerteilen, benutzen Profis benutzen eine Schneesäge – wer keine zur Hand hat, kann auch ein langes Messer oder eine Schaufel nehmen. Die Schneeziegel müssen dann gleichmäßig aus dem Schnee geschnitten werden, wobei ein Block etwa sechzigmal fünfundvierzig mal fünfzehn Zentimeter messen sollte. Dickere Blöcke vereinfachen den Bau. Die Mindestdicke für einen Ziegel beträgt zwanzig Zentimeter – andernfalls stürzt das Iglu ein.
Wichtig ist auch ein geeigneter Bauplatz mit genügend kompaktem Schnee. Mit einer Schnur oder dem Skistock muss dann der Iglu-Innenradius ausgemessen und markiert werden. Die ausgewählte Fläche muss mit den Füßen gut festgestampft werden, da die später aufeinander gestapelten Eisblöcke sonst in das Fundament einsinken würden. Wichtig: Das Iglu sollte immer an einem Hang stehen, mit dem Eingang nach unten. Dadurch kann die Wärme nicht entweichen. Keinesfalls sollte das Iglu in einer Senke errichtet werden, denn dann bildet sich ein so genannter Kältesee am Boden.
Plusgrade bei minus fünfzig Grad Außentemperatur
Der Eingang für das Iglu wird am Ende ausgesägt – und zwar von innen. Die letzten Blöcke und das Werkzeuge müssen deshalb schon vorher in das Iglu hineingereicht werden. Hier wird die eisige Behausung zu Ende gebaut, indem von unten ein Ziegel auf das verbleibende Loch geschoben wird. An der tiefsten Stelle wird schließlich der Eingang ausgesägt. Die Ritzen zwischen den Eisblöcken müssen mit Schnee geschlossen werden, damit keine Wärme entweicht. Selbst bei minus fünfzig Grad kann die Temperatur dann im Inneren sogar ins Plus wandern. Der Grund: Schnee ist ein schlechter Wärmeleiter, und so kann die abgegebene Körpertemperatur das Iglu von innen erwärmen. Und das gerade soweit, dass wir nicht erfrieren – denn bei mehr als fünf Grad würde das Schneehaus wieder schmelzen.
Die Alternative zum Iglu ist der Bau einer Schneehöhle, die im Gegensatz zum Iglu nicht errichtet, sondern direkt in den Schnee hineingegraben wird. Auch hier ist es wichtig, dass die Höhle höher als der Eingangsgraben liegt, und die Innenwände müssen gut geglättet werden, damit kein Wasser herabtropft. Notunterkünfte wie diese haben schon vielen Menschen das Leben gerettet – 2009 überlebte ein 15-jähriger Junge aus Bayern darin eine Nacht in den Alpen. Wie man ein Iglu baut, hatte er im Fernsehen gesehen.
Weitere Empfehlungen der Redaktion
Pearl Harbor: Als Amerika in den Krieg gezwungen wird
Reiselust statt Winterfrust: Wüstentouren und Wellenreiten
Bringen der Weihnachtsmann, der Nikolaus oder das Christkind die Geschenke?
Slow Down: Die Natur im Energiesparmodus
So wird das jüdische Fest Chanukka gefeiert
Wo landet der Brief an den Weihnachtsmann?