Eine raffinierte Art, sich fortzupflanzen
Der Ziehharmonika-Trick fürs Überleben
Kakteen haben die perfekte Strategie für das Überleben in besonders trockenen Gegenden entwickelt: Ein großflächiges Wurzelsystem knapp unter der Erdoberfläche saugt das Wasser der seltenen Regenfälle optimal auf und leitet es in den Stamm weiter. Dieser besteht aus einzelnen Gewebefalten – ähnlich wie bei einer Ziehharmonika. Durch das aufgenommene Wasser dehnen sich die Falten aus, um die Feuchtigkeit zu speichern. In der Trockenzeit zehrt der Kaktus dann von seinen eingelagerten Vorräten und die Falten rücken wieder enger zusammen. Der bis zu zwanzig Meter hohe Saguaro-Kaktus etwa kann mit Hilfe dieses Tricks mehrere Hundert Liter Wasser auf einmal aufnehmen und rund ein Jahr lang davon zehren.
Zusätzlich schützt eine dicke Lederhaut den Kaktus vor Wasserverlust und Austrocknung. Auch haben Kakteen im Laufe ihrer Entwicklung ihre Blätter zu Dornen umgewandelt. Der Grund: Dornen bieten der Sonne eine wesentlich geringere Verdunstungsfläche als Blätter. Dadurch verlieren Kakteen so wenig Wasser wie möglich – ein wahres Meisterwerk der Evolution. Nur Laubkakteen – die sogenannten Pereskien – stellen eine Ausnahme dar. Pereskien wachsen wie Sträucher und tragen sowohl Blätter als auch Dornen. Die Wandlung anderer Kakteenarten haben sie also nur zur Hälfte vollzogen. So wie Pereskien könnten die ursprünglichsten Kakteen ausgesehen haben. Allerdings gibt es keine fossilen Funde, die diese These stützen könnten.
