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Foto: Envato / Twenty20Photos

Legasthenie: Schriftart macht Lese-Rechtschreibstörung nachvollziehbar

Lesen mit Legasthenie ist beschwerlich. Eine Schriftart zeigt Menschen ohne Lese-Rechtschrieb-Störung, wie sich das anfühlt.

Legasthenie ist eine Lese-Rechtschreibstörung. Textverständnis und Schreiben fallen dann sehr schwer. Ein Grafikdesigner hat eine Schrift entwickelt, die zeigt, wie schwer legasthenen Menschen das Lesen fällt.

Das geschriebene Wort ist unser ständiger Begleiter. Wir orientieren und informieren uns über aneinandergereihte Buchstaben: Straßennamen und Autobahnabfahrten, den Weg zur Toilette im Restaurant, die Speisekarte. Verstehen wir diese Hinweise nicht, werden Kleinigkeiten zu Herausforderungen. Noch komplizierter wird es, wenn es um Informationen von Banken, Versicherungen und Stadtverwaltung sowie Verträge geht.

Lese-Rechtschreib-Störung: Texte verstehen fällt schwer

Wem es schwerfällt, geschriebene Texte zu lesen und zu verstehen, steht mehrmals täglich vor diversen Herausforderungen. Der Brite Daniel Britton erlebte diese Situationen immer wieder. Bis zu seinem 22. Lebensjahr hatte Britton kein einziges Buch zu Ende gelesen. Während der Schule und dem Studium war er aber keineswegs faul. Daniel Britton ist Legastheniker und beschreibt den Zustand in seinem Gehirn so: „Es ist nicht so, dass die Buchstaben und Zahlen wild auf den Seiten herumspringen und ihre Farbe ändern.

Es versagt einfach die Kommunikation zwischen Auge und Gehirn. Die meisten Legastheniker sehen alle Informationen – und damit jeden einzelnen Buchstaben – klar und deutlich. Aber irgendwas im Kopf stoppt oder verlangsamt den Prozess, diese Infos zu verarbeiten.“

Britton kritisiert, dass Legasthenie zu großen Teilen missverstanden und damit einhergehend falsch kommuniziert wird. Nicht immer erkennen Lehrkräfte die Lese-Rechtschreib-Schwäche bei Schülerinnen und Schülern. Sie deuten die Fehler dann als Faulheit oder mangelnde Begabung.

Gegen diese Fehleinschätzung wollte Daniel Britton mit Aufklärung vorgehen: „Da ich selbst mit einer Lese- und Rechtschreib-Schwäche lebe, wollte ich eine Illustration designen, die eine sensibilisierende Brücke zwischen Menschen mit Legasthenie und lesefähigen Menschen schlagen soll.“ Je mehr über die Störung bekannt ist, desto mehr Personen sensibilisieren sich dafür und erkennen möglicherweise die Anzeichen. Wird Legasthenie früh diagnostiziert, können Kinder entsprechend gefördert werden.

Legasthenie verstehen: Schriftart vermittelt Störung

Mit seinem Projekt Dyslexia (Fachbegriff für Legasthenie) simuliert er die Schwierigkeiten von Legasthenie für Menschen ohne Lese-Rechtschreib-Störung. Der Grafikdesigner entwickelte eine Schriftart im lateinischen Alphabet, bei der Teile der Lettern fehlen.

Jedem Buchstaben fehlen etwa 40 Prozent der Darstellung: der Rücken beim B, der Querstrich beim H oder der untere Bogen beim S. Dadurch werden die einzelnen Buchstaben und daraus gebildete Worte nahezu unleserlich. Ganze Sätze oder gar längere Texte in dieser Schriftart zu lesen, ist mühselig und dauert deutlich länger als üblich. Zudem fordert das Erkennen der Buchstaben und Worte so viel Konzentration, dass Sinn und Inhalt dahinter kaum wahrgenommen werden.

Damit möchte Britton die Leseerfahrung von Menschen mit Legasthenie nachvollziehbar machen. Es geht ihm darum, die Frustration und die Verlegenheit im Alltag von Menschen mit Lese-Rechtschreib-Störung zu vermitteln. „Ich glaube, sobald wir Legasthenie richtig verstanden haben, können wir bessere Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler mit dieser Störung schaffen. Sie können dann die gleiche Leistung erbringen wie alle anderen auch.”

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