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Piranha-Fisch-Envato

Foto: Envato / Grigory_Bruev

Fressen Piranhas wirklich Menschen auf?

Fressen Piranhas wirklich Menschen? Die gefürchteten Fische ernähren sich in Wirklichkeit primär von Aas und dienen als Gesundheitspolizei.

Manche der gefürchteten Fische sind reine Vegetarier

Piranhas jagen in den Gewässern des Amazonas und des Orinoko-Deltas. Aufgrund ihrer scharfen Zähne gelten sie als Bestien, die alles zerfleischen, was ihnen in die Quere kommt. Doch diese Beurteilung ist unfair: Die meisten Piranha-Arten haben sich auf Aas sowie kranke und verwundete Tiere spezialisiert.

Manche Piranha-Arten ernähren sich sogar rein vegetarisch. Der bekannteste Vertreter ist der Piaractus brachypomus, der im tropischen Südamerika heimisch ist und dessen Zähne denen eines Menschen ähneln.

Piranhas erfüllen eine wichtige Aufgabe im Ökosystem

Die gefürchteten Fische dienen als Gesundheitspolizei in Südamerikas Flüssen. Sie säubern die Gewässer zuverlässig von jedem Kadaver. Damit erfüllen Piranhas eine wichtige Funktion: Indem sie kranke und tote Tiere fressen, verhindern sie, dass sich Krankheiten und Bakterien ausbreiten.

Dennoch hält sich der Ruf der Piranhas als Killermaschinen hartnäckig. Manche Piranha-Halter gehen sogar so weit, dass sie den Tieren die großen Lippen abschneiden, die ihre Gebisse schützen. So kommen ihre scharfen Zähne besser zum Vorschein – und lassen die Fische furchteinflößender aussehen.

Piranhas haben ihren schlechten Ruf zu Unrecht

Die Schilderungen, dass Piranhas größere Säugetiere oder gar Menschen vorsätzlich angreifen, sind dennoch maßlos übertrieben. Schwimmer können sich ohne Weiteres in Flüssen aufhalten, in denen Piranhas vorkommen. Nur wer offene Wunden hat, sollte das nicht wagen.

Nehmen die Raubfische Blut im Wasser war, wittern sie ein verwundetes Beutetier. Normalerweise sind Piranhas jedoch eher ängstlich und gehen Konfrontationen mit großen Lebewesen aus dem Weg.

Zwar gibt es tatsächlich Fälle, in denen ausgehungerte Piranhas Menschen im Wasser angegriffen und sogar getötet haben. Allerdings sind diese äußerst selten. Kommt es tatsächlich dazu, werden sie von der Presse mit Vorliebe aufgebauscht. Das Resultat ist ein großes Ungleichgewicht in der Berichterstattung.

Der Ursprung des Mythos

Vermutlich lassen sich die Legenden von Piranhas als Menschenfresser auf ein Bestattungsritual einiger indigener Stämme der Amazonas-Region zurückführen. Dort kommt es häufig zu Überschwemmungen. Dies hindert die Indios daran, ihre Verstorbenen unter der Erde zu begraben. Daher werden die Toten an einem Seil ins Wasser gehängt. Das Ergebnis ist, dass Piranhas oft innerhalb von wenigen Stunden das Fleisch abnagen. Anschließend bringen die Indios die Gebeine der Toten auf hochgelegene Begräbnisstätten.

Teddy Roosevelt als weiterer Rufschädiger

Ebenso einflussreich ist eine Schilderung des 26. US-amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt. Diese ist in seinem Reisebericht „Through the Brazilian Wilderness“ aus dem Jahr 1914 zu lesen. Hier berichtet Roosevelt, dass der Piranha der grausamste Fisch der Welt sei und auch Lebewesen fresse, die größer seien als er.

Es ist inzwischen bekannt, dass Roosevelts Reisebegleiter ein wenig nachgeholfen hatten. Unter anderem warfen sie einen Pferdekadaver in einen Fluss und ließen einen völlig ausgehungerten Piranhaschwarm darauf los.

Piranhas können zu Kannibalen werden – jedoch nur in seltenen Fällen

Verantwortlich für den schlechten Ruf der Piranhas sind möglicherweise auch die Rangkämpfe, die gelegentlich innerhalb der Schwärme einiger Arten vorkommen. Wird ein Tier dabei verletzt, kann es geschehen, dass der Rest des Schwarms es angreift und frisst. Gibt es sehr wenig Beute, werden manche Piranha-Arten ebenso in der Not zu Kannibalen.

Das gilt besonders für den Roten Piranha, der gemeinhin als der aggressivste gilt. Dieser ist in Guyana heimisch und besitzt eine besonders starke Kiefermuskulatur, die schwere Verletzungen verursachen kann.

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